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Freitag, 22. September 2017

3-Zutaten-Kekse

„Das riecht gut. Was ist los? Die machen Sie doch nur, wenn Sie sich beruhigen wollen.“ Joan Watson in „Elementary“ (Staffel 2, Episode 16) als sie morgens in die Küche kommt und Sherlock Holmes gerade Yorkshire Pudding aus dem Ofen holt.

Sherlock Holmes ist jemand, den man nicht als normal bezeichnen würde. Natürlich hat er irgendwelche seltsamen Eigenschaften und Charakterzüge. Kochen und backen ist nicht gerade meine Leidenschaft, obwohl ich durchaus einiges machen kann und das auch anderen schmeckt. Deshalb ist es höchst seltsam für mich, dass Sherlock Holmes in Elemetary scheinbar backt, um sich zu beruhigen und ich nun gleichfalls angefangen habe, bevorzugt ein Rezept zu nutzen, wenn ich frustriert bin nämlich das folgende:

Zutaten:
200 g Nutella oder andere Schokocreme
130 g Mehl (ggf. etwas mehr)
1 Ei

Zubereitung:
Ofen vorheizen auf etwa 160 ° C

Alle Zutaten in eine Schüssel geben und mit einem Esslöffel oder Handrührgerät vermischen. (Wer wie ich einen Löffel nimmt, der kann dieses Rezept problemlos spät nachts machen, ohne Mitbewohner oder Nachbarn zu stören.) Aus der Masse eine kleine Menge nehmen und eine Kugel formen. Diese flachdrücken und auf mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Wiederholen bis der Teig aufgebraucht ist. Sollte etwa 16 Stück ergeben.

Die Kekse gehen noch ein wenig auf, also wirklich eher klein und flach halten und mit ein wenig Abstand zueinander.

Im Ofen ca. 5 bis 10 Minuten backen, bis die Kekse nicht mehr so nass glänzen wie in den ersten Minuten. Ein bisschen Glanz ist völlig in Ordnung.

Anschließend ein wenig abkühlen lassen. Wenn sie frisch aus dem Ofen kommen sind die Kekse nicht nur sehr heiß, sondern fallen auch leicht auseinander. Etwas abgekühlt sind sie fester.

Das Originalrezept ist mit Nutellacreme, die es hier in Deutschland überall zu kaufen gibt. Ich habe das Rezept schon mit weißer Creme gemacht (diese braucht ordentlich mehr Mehl, ca. 180 g). Meine Lieblingskekse sind mit einer Karamell-Meersalz-Creme, die ich bei Edeka zufällig gefunden habe. Dunkle Brownie-Creme habe ich auch schon probiert und ebenso Erdnussbuttercreme (mit und ohne Erdnussstücken). Eventuell habe ich dafür wiederum etwas zu viel Mehl genommen, denn die Kekse waren recht trocken für meinen Geschmack. Ich persönlich mag die Nutella-Kekse nicht ganz so gerne, wie Nusspli-Kekse, eine andere Art Schokocreme, die es hier zu kaufen gibt.

Probiert es aus. Lasst euch inspirieren, was für Cremes es in den Geschäften in eurer Nähe so gibt. Schreibt gerne in die Kommentare, welche Cremes ihr probiert habt und wie euch die Kekse schmecken.

Montag, 25. Mai 2015

Das geheimnisvolle Päckchen

Liebe Leserinnen und Leser,

neulich sah ich wieder eine Folge von "Sherlock", in der Sherlock Holmes einen kleinen Briefumschlag bekommt. "Wir haben ihn durchleuchtet. Keine Sprengladung", erklärt Inspektor Lestrade. "Wie beruhigend", kommentiert Sherlock Holmes trocken und nimmt den Umschlag.

Das erinnerte mich wieder an ein Erlebnis kurz vor Weihnachten. Ich war bei meinem Vater und hatte ihm gerade die Post vom Briefkasten in die Küche gebracht. Unter anderem hatte er ein Päckchen bekommen. Ich war neugierig und fragte, ob ich es öffnen sollte. "Nein, lass mich das lieber machen", meinte mein Vater und wirkte plötzlich sehr unsicher. Er konnte sich nicht erklären, wer ihm das Päckchen geschickt hätte. Den Absender kannte er gar nicht und noch viel wichtiger als der Absender: was war der Inhalt dieses Päckchens?

Mein Vater ging zu seinen Messern und nahm eines. Ich stand dadurch ihm gegenüber am anderen Ende vom Tisch und reichte ihm das Päckchen rüber. Vorsichtig öffnete er es mit dem Messer, nahm vor allem Zeitungspapier heraus und letztlich dann... einige kleine Stäbe aus dunklem Holz.

Jetzt war es an mir unsicher zu sein und dumm zu gucken. Ich musste ihn erst fragen, was diese Holzstäbe waren. Kleine Löffel für Marmelade zum Beispiel, erklärte er mir. Ich fragte ihn, was er erwartet hätte, was da in dem Päckchen gewesen sein könnte, dass er erst so unsicher gwesen war. "Eine Bombe?", fragte ich ihn. Doch so abwägig schien es ihm in dem Moment wohl tatsächlich nicht gwesen zu sein. Warum auch immer ihm jemand mit Absender auf dem Päckchen eine Bombe schicken könnte. Ich dachte mir noch: selbst wenn es eine Bombe gewesen wäre, ob ich das Päckchen nun geöffnet hätte oder nicht, wahrscheinlich wäre auch ich verletzt worden, so dicht, wie wir trotz Tisch zwischen uns zusammen gestanden hatten.

Das war das geheimnisvolle Päckchen vor Weihnachten. Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass mein Vater noch nicht all zu vertraut damit ist, Pakete und Päckchen von Fremden zu bekommen. Bisher hatte es eher meine Mutter gemacht und mein Vater bestellt ansonsten eher bei amazon, die ja doch jeder kennt.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 3. Oktober 2014

Nur ein Job Teil 2

Liebe Leserinnen und Leser,
das hier zeigt, wie wenig ich manche Dinge wahrnehme. Oder vielleicht zeigt es gerade die selektive Wahrnehmung, die auch Sherlock Holmes auszeichnet. Immerhin würde er sich nicht mit Trivialitäten und Klatsch beschäftigen. So wie einige Menschen Fans von Schauspielern sind und sich alles von ihnen anschauen, was nur irgendwie geht. Und manche Fans, vor allem spätere, sind dann besonders ausgefallen. Mark Gatiss, der in der BBC Serie "Sherlock" den großen Bruder, Mycroft Holmes spielt, wird dann Mycroft gesehen, nicht als Mark Gatiss. Vor "Sherlock" war er bekannt als einer der vier kreativen Kräfte von The Leage of Gentlemen. Mit der Entdeckung von Mark Gatiss als Mycroft Holmes, finden sich nun auf Youtube Kommentare zu The League of Gentlemen Clips wie "Mycroft!!!" oder "Das ist also, was Mycroft in seiner Freizeit macht." (Abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass Mycroft sich jemals echte Freizeit nimmt...) Ich versteh es ja irgendwo. Ich bin ja selbst eine der traurigen Fans, die ihn erst durch "Sherlock" bewusst wahrgenommen haben. Für mich ist aber Mycroft Holmes Mycroft Holmes und Mark Gatiss ist Mark Gatiss. Er spielt Mycroft Holmes, aber mehr nicht. Er hat auch viele andere Charaktere gespielt, vor allem in den drei Serien der League of Gentlemen. Eine sehr kreative Gruppe sind sie!

Stephen Fry ist ein weiterer Schauspieler, mindestens ähnlich kreativ und vielseitig wie Mark Gatiss. Auch er spielte Mycroft Holmes und zwar in Guy Ritchies zweiten Sherlock Holmes Film Sherlock Holmes: Spiel im Schatten. Ich brauchte noch länger als beim ersten Film, von dem ich in meinem Eintrag Stolz und Vorurteil berichtete. Ich mag Stephen Fry sehr, aber ich kann Hans Zimmer nicht leiden und als Filmmusik-Fan achte ich wahrscheinlich mehr auf die Musik als andere. Außerdem fand ich die Geschichte dieses mal insgesamt verwirrend. Mir hat der Film nicht gefallen. Stephen Fry war gut und passend und gewisse Szenen haben mir gefallen. Aber mehr leider nicht.

Vielleicht bin ich auch einfach nur ein untypischer Fan. Aber ich fand ein Bild von Mark Gatiss und Stephen Fry zusammen "The two Mycrofts! A two pint problem..." (Die zwei Mycrofts! Ein zwei Pint Problem, eine Referenz zu Sherlock Holmes' "drei Pfeifen Problem"), bevor ich in meinem Kopf tatsächlich die Verbindung zog. Natürlich! Die zwei Mycrofts! Manchen platzte der Kopf und sie fielen in Ohnmact, beim Anblick von den beiden Mycrofts, wie man in den Kommentaren lesen kann, während meine erste Reaktion war: "Oh, Stephen Fry und Mark Gatiss zusamme." Ich mag die beiden echt sehr und ich mag es, sie zusammen zu sehen. Aber offensichtlich machte mein Kopf nicht die gewisse Verbindung, jedenfalls nicht so schnell wie normal bei anderen. Wie auch immer. Es scheint, als ob ich nicht gewöhnlich bin.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 27. September 2014

Erinnere dich nicht zu vergessen

Liebe Leserinnen und Leser,

ich denke, Albert Einstein hatte Recht, als er sagte: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Leider passiert das viel zu oft und viel zu schnell, wenn man etwas sucht und nicht findet. Jedenfalls geht es mir so. Ganz aktuell ist mir das vorgestern passiert.

Normalerweise habe ich ein paar ausgewählte Dinge nur an sehr wenigen Plätzen und nirgends sonst. Ich habe mir dieses Verhalten angewöhnt und automatisiert, damit ich meine Hausschlüssel beispielsweise nicht lange suchen muss und nicht verlieren kann. Die Schlüssel zur Wohnung meines Vaters etwa habe ich eigentlich immer in einem bestimmten Rucksack und dort in einer ausgewählten Innentasche. Allerdings war ich einige Tage vorher noch mit einem anderen Rucksack zwar nicht bei meinem Vater, aber ich hatte vorsichtshalber die Schlüssel mit, weil ich in der Nähe war. Ich hatte in der Zeit bis vorgestern auch immer wieder die Schlüssel in der anderen, untypischen Tasche gesehen. Ich wusste also, wo die Schlüssel waren. In der Vordertasche vom kleineren Rucksack. Dort hatte ich sie die Tage bis vorgestern immer wieder gesehen, wenn ich den Rucksack in der Hand hatte und die vordere Tasche auf gewesen war. Nachgeschaut habe ich aber nur das große Fach und auch den großen Rucksack mehrmals(!) komplett ausgeräumt. Ich brauchte gut eine Viertelstunde, bis ich endlich noch einmal den kleineren Rucksack griff und in der vorderen Tasche die Schlüssel wieder fand.

Vor Jahren suchte ich einmal eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern, die ich gehabt hatte. Aber hatte ich sie immer noch? Früher trug ich immer eine Brille. Erst seit einigen Jahren trage ich nur manchmal eine. Deshalb hatte ich die Sonnenbrille mit den blauen Gläsern nie getragen, weil sie ohne Stärke in den Gläsern waren und damit nicht so nützlich für mich. Hatte ich also die Brille überhaupt noch? Sämtliche Schubladen von insbesondere 2 Schränken bei mir schaute ich nach, auch zwei Schubladen im Flur schaute ich nach. Mehrmals. Weil es ja so viel Spaß macht und plötzlich die größten Dinge so klein und versteckt sein könnten, dass man sie übersieht. Nach dem zweiten Mal dachte ich an Einstein. Nach dem dritten Mal schimpfte ich über mich selbst, schon wieder und nochmal alles durch zu suchen, obwohl ich schon vorher nichts gefunden hatte. Ich dachte mir: „Ich gehe jetzt ins Wohnzimmer meine Mutter fragen. Eventuell habe ich die Brille ja gar nicht mehr. Dann bringt auch 100 Mal suchen nichts. Vielleicht weiß sie etwas. Wenn ich die Brille aber noch habe, vertraue ich mir und meinem Unbewussten und wünsche mir, dass ich zur richtigen Schublade gehe, um sie dort endlich zu finden.“ Ich ging also zu meiner Mutter. Sie wusste zwar, was ich suchte, aber konnte mir nicht sagen, ob wir die Brille noch hatten oder wenn ja wo. Ich ging zurück in mein Zimmer. Zielsicher fand ich mich stehend vor der Kommode, wo die Meerschweinchen mit ihrem Käfig stehen. Es gibt eine Schublade dort, wo ich Kecken, Ohrringe und auch eine größere Lupe mit einem Horn als Griff aufbewahre. Wenn überhaupt wäre die Brille dort. Die anderen Schubladen enthalten Papier, Notizbücher und Notizen. Ich zog die Schublade weit heraus und relativ weit hinten lag tatsächlich in ihrer schmalen blauen Hülle aus Pappe die Brille mit den blauen Gläsern. Ich dankte meinem Unbewussten, mich so zur Brille geführt zu haben.

Viele Wissenschaftler sind sich mittlerweile einig, dass unser Gehirn nichts vergisst und wir uns, theoretisch, an alles erinnern können, was jemals war. Die einzelnen Informationen werden lediglich von anderen Erlebnissen und Informationen überlagert und geraten dadurch teils so sehr in den Hintergrund, dass wir sie scheinbar vergessen. Methoden wie ein Gedächtnispalast können helfen, Gedanken und Erinnerungen im Gedächtnis zu ordnen und sortieren und damit schneller abrufbar und "griffbereit" zu haben.

Dr. John Watson beschreibt die Funktionsweise eines Gedächtnispalastes recht gut in "Die Hunde von Baskerville" (Sherlock Staffel 2, Episode 2). Sherlock Holmes weiß, dass er wichtige Informationen in seinem Kopf hat "irgendetwas. Ganz tief vergraben." Er schickt John und Dr. Stapleton aus dem Raum, er würde jetzt in seinen Gedächtnispalast gehen.
"Seinen was?" Stapleton ist verwirrt.
John erklärt ihr: "Ach, seinen Gedächtnispalast. Das ist eine Mnemotechnik. Eine Art mentaler Karte. Man entwirft eine Karte von einem bestimmten Ort, der nicht real sein muss und dann legt man dort Erinnerungen ab. Theoretisch kann man so nie etwas vergessen. Man muss nur den Weg dort hin zurück finden."
"Und dieser imaginäre Ort könnte alles mögliche sein?, fragt Stapleton. "Ein Haus? Eine Straße?"
"Ja", bestätigt John.
"Aber er hat Palast gesagt", platzt Stapleton heraus. "Es wäre ein Palast!"
"Ja, das sieht ihm ähnlich, oder?", sagt John daraufhin fast gelangweilt und vielleicht ein bisschen genervt von seinem Freund, der mit einem Palast in seinem Kopf angeben muss.

Der Weg zur Information oder Erinnerung ist tatsächlich auch entscheidend und muss nicht immer mental gegangen werden oder im Gedanken visuell sein, gesehen werden. In Dynamic Learning von Robert Dilts und Tod Epstein, beschreibt Epstein seine Arbeit mit ein älteren Dame. Mit schwindender Sehkraft traten bei ihr auch Probleme auf, sich an gewisse Dinge zu erinnern, was sonst vorher unproblematisch gewesen war. Epstein stellte fest, dass die Dame visuell war und in Bildern dachte, um an die Erinnerungen zu kommen. Da aber ihre Sehkraft gerade nach ließ, bekam sie auch Schwierigkeiten, in ihrem Kopf zu sehen. Epstein half ihr dabei, auf anderen Wegen, mit anderen Sinnen an Erinnerungen zu kommen. Daraufhin verbesserte sich ihre Erinnerungsfähigkeit wieder deutlicher. Vor Dynamic Learning hatte ich nur von Thomas Harris Büchern vom Gedächtnispalast gelesen und durch Derren Browns Buch Tricks Of The Mind angefangen auch in meinen Gedanken systematischer zu sein und mir etwas in der Art aufzubauen. Der Hinweis, dass auch die Art, also mit welchen Sinnen, wir zur Information kommen, relevant ist, war für mich ein neuer und wichtiger Aspekt. Für mich persönlich hat es bisher noch nichts merklich verändert in der Art, wie ich mir Informationen merke. Trotzdem ist es etwas, was gerade Personen, die mit anderen Menschen arbeiten, insbesondere älteren, im Kopf haben sollten. Scheinbare Erinnerungslücken müssen nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, sich nicht zu erinnern.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Sonntag, 24. August 2014

Gefühle zeigen

Liebe Leserinnen und Leser,

Arno Funke dürfte deutschen Lesern unter Umständen noch bekannt sein unter seinem Namen "Dagobert", den er sich als Kaufhaus-Erpresser zwischen 1988 und 1994 selbst gab. Er arbeitete als Lackierer von Motorrädern und Sportwagen. Um sich einen Neustart in Selbstständigkeit zu finanzieren, erpresste er Kaufhäuser. Später sagte er, die eingeatmeten Lösungsmittel während der Lackarbeiten hätten sein Gehirn verändert und zu Depression geführt. In seiner Autobiografie (Mein Leben als Dagobert) schreibt er, dass der schleichende Prozess in die Depression und Gefühllosigkeit ihm damals nicht bewusst war. Seine Festnahme und Therapie, die dazu führten dazu, dass er wieder Zugang zu seinen Gefühlen bekam. Dadurch konnte er auch wieder zeichnen und kreativ sein.

Sherlock Holmes und sein Bruder Mycroft werden als eher gefühllos dargestellt. In der BBC Serie "Sherlock" gibt es eine Szene in "Ein Skandal in Belgravia" (A Scandal in Belgravia, Staffel 2, Episode 1) wo Sherlock und Mycroft in der Leichenhalle vom St. Bartholomew's Hospital in London zusammen stehen. Sherlock hat gerade eine Leiche als Irene Adler identifiziert. Im Treppenhaus hört Sherlock Trauernde vorbei gehen. "Es geht ihnen allen so nah. Fragst du dich je, ob irgendwas mit uns nicht stimmt?", fragt Sherlock seinen Bruder. Denn obwohl Sherlock Irene Adler vorher getroffen hat und auf gewisse Weise von ihr fasziniert war, scheint ihr Tod jetzt zu Weihnachten weder ihn, noch Mycroft irgendwie zu berühren. "Alles Leben endet. Alle Herzen werden gebrochen. Mitgefühl bringt keinen Vorteil. Sherlock", antwortet Mycroft drauf. Ein bisschen Mitgefühl zeigt Mycroft trotzdem, denn er gibt seinem kleinen Bruder eine Zigarette und das, obwohl Sherlock eigentlich bemüht ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

Sherlock Holmes ist sicherlich eine erfundene Person. Daher ist fraglich, wie realistisch so ein gefühlloser Mensch ist. Wobei Soziopathen tatsächlich kein Mitgefühl haben und insofern abgeschottet sind von ihren Gefühlen, insbesondere anderen gegenüber.

So schwer und nervig es manchmal auch ist, von Gefühlen überwältigt zu sein. Letztlich ist es wahrscheinlich doch besser und menschlicher, Gefühle zu haben und sie zu zeigen. Den Spruch von wegen "Indianer kennen keinen Schmerz" und deshalb dürften vor allem Jungen nicht weinen, ist völlig absurd. Mädchen und Frauen sind wohl allgemein emotionaler. Sie sind letztlich für die Versorgung der Kinder meist hauptverantwortlich. Da macht es Sinn, dass sie besonders Gefühle zeigen können und bei anderen, bei den Kindern, erkennen und entsprechend reagieren. Das heißt trotzdem nicht als Konsequenz, dass Jungen und Männer deshalb die "Starken" sein müssen und gar keine Gefühle zeigen sollten. Gefühle gehören zum Leben. Gefühle gehören zum Menschsein. Ob es uns gefällt oder nicht. Auf Dauer wäre es nicht gut, Gefühle zu verstecken oder immer nur runter zu schlucken. Wie im Fall von Arno Funke, führt so etwas eher zu negativen Entwicklungen und dabei geht uns einiges verloren. Auch wenn Gefühle manchmal blockieren und überwältigen und wir nicht mehr klar denken können, obwohl wir es uns wünschen würden. Gefühle sind wie ein Fluss, sie verändern sich. Eine Situation, die uns in einem Moment völlig fertig macht, wird mit der Zeit besser verkraftet und dann geht es weiter.

Falls ihr doch einmal deprimiert oder depressiv sein wollt, befolgt wenigstens Charlie Brown's Rat:

http://www.mmdiesein.de/ARCHIV/BLOG/Peanuts-Depressionen.jpg

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 26. April 2014

WWSHS

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich in der Schule war, gab es eine Zeit, zu der viele Abkürzungen im Umlauf waren. Vor allem bekannt waren HDL (Hab dich lieb) und HDGDL (Hab dich ganz doll lieb). Ich weiß nicht, ob diese Art Abkürzungen noch immer aktuell sind. Es ist Jahre her, dass ich sie gesehen habe. Mittlerweile sind vielmehr Chatabkürzungen in der Anwendung.

Die Gesamtschule, auf die ich ging, war eine christliche mit mehr oder weniger gläubigen Schülern. Eine meiner Mitschülerinnen trug ein Armband mit den Buchstaben: WWJD. Einer unser Lehrer klärte uns schließlich auf, dass das keine halbe oder "kaputte" Internetadresse wäre, sondern eine Abkürzung für: What would Jesus do? Was würde Jesus tun?

Vorhin war ich wieder einmal im Garten und habe Löwenzahn und Gras für die Meerschweinchen geholt. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich dabei am Gras geschnitten habe. Vor einigen Wochen habe ich mich auch zweimal an Messern von meinem Vater geschnitten, als ich nicht aufgepasst habe beim Abwasch. Entsprechend weisen meine Hände in letzter Zeit diverse mehr oder weniger verheilte Schnitte auf. Im Gedanken an Ostern habe ich auch angefangen und meine erste Marmelade überhaupt zu machen: Gänseblümchen-Löwenzahn und beim zweiten Mal nur Löwenzahn, aber gleich in der doppelten Menge. Die Löwenzahnblüten müssen dabei gezupft werden. Der Saft im Stiel der Blüten ist recht bitter und muss deshalb entfernt werden. Anders als beim Löwenzahntee, der gerade durch seinen bitteren Geschmack gesund sein soll. Durch das viele Zupfen und Rupfen sahen meine Hände eine ganze Zeit lang selbst nach gründlichem Hände waschen gelblich und bräunlich aus.

Ich frage mich, was würde Sherlock Holmes sehen? Die Hände einer Person wären ihm wichtig und aufschlussreich. Eine Person, für die gepflegtes Aussehen wichtig ist, würde zumindest nicht mit bloßen Händen viel in der Erde graben oder Gartenarbeit ohne Handschuhe verrichten. Je nach Beruf wären bei Frauen eventuell die Fingernägel länger und schön lakiert. Jemand, der beispielsweise Geige oder Gitarre spielt braucht eher kurze Fingernägel und bestimmte Finger würden Schwielen von den Saiten aufweisen. Kinder passen normalerweise nicht sehr auf beim Essen. Entsprechend sehen die Hände aus. Wennn sie heimlich Süßes essen und vergessen ihre Hände zu waschen... Die Hände eines Menschen verraten viel. Wenn wir darauf achten. Die Abkürzung stimmt wohl nicht ganz.

Es müsste heißen WWSHB - Was würde Sherlock Holmes beobachten (oder bemerken?), nicht sehen. Denn wie er seinem Freund Dr. John Watson und anderen oft genug sagt: er sieht nicht, er beobachtet. Zumal er in der Tat nicht nur meine angeschnittenen und dreckigen Finger sehen würde, sondern auch schlussfolgern würde, dass ich draußen mit Erde zu tun hatte. Was würde er wohl noch konkret schlussfolgern und richtig herleiten?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Sonntag, 30. März 2014

Hirnkammer vs. Gedächtnispalast

Liebe Leserinnen und Leser,

das hier ist mein Blog, meine Gedanken. Keine Ahnung, in wie weit diese der wissenschaftlichen Meinung entsprechen.

Ich glaube, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer Hirnkammer und einem Gedächtnispalast. Beide speichern Dinge, jedoch auf etwas unterschiedliche Weise. Sherlock Holmes sagt, dass wir in unserem Kopf alle möglichen Dinge speichern. Wie in einem Dachboden.  Ein Dachboden hat viele Kisten, in denen Dinge verstaut sind. Möglicherweise enthält der Dachboden mehrere Bereiche, aber es ist ein begrenzter, abgegrenzter Bereich. Ein Gedächtnispalast dagegen ist ein Gebäudekomplex mit diversen Räumen. Ein Palast kann ausgebaut und Räume können angebaut werden.

In Der Gedächtnispalast habe ich verschiedene Beispiele genannt, in denen Menschen von ihrer Art, sich Dinge zu merken. Joneseys Erinnerungslager scheint eher einem Dachboden zu gleichen. Er erklärt den anderen, dass er immer wieder Informationen entfernen muss, um neue aufzubewahren.

Vor vielen Jahren habe ich angefangen bestimmte Dinge auf Karteikarten zu schreiben. Sie sind mit Trennkarten alphabetisch sortiert und teilweise durch Pfeile und Schlüsselworte miteinander verknüpft. Ich wollte Informationen zu bestimmten Themen knapp gehalten sortiert haben. Karteikarten schienen mir dabei eine geeignete Methode. Der Vorteil von Karteikarten ist, dass ich diese immer wieder nachschauen kann und durch ein loses Kartensystem kann ich problemlos neue hinzufügen, wenn mir danach ist. Die Karten habe ich immer noch. Mittlerweile sind die Themen etwas weiter gefasst als das ursprüngliche Themengebiet.

Obwohl ich die Karten noch immer habe, nutze ich das System als solches nicht mehr. Der Gedächtnispalast als System ist mir heute vertrauter als zur Zeit, in der ich das Kartensystem aufgebaut habe. Ich scheine zurzeit trotzdem noch auch im Kopf eher Worte und kurze Informationen gespeichert zu haben, ähnlich wie Karteikarten oder Zeitungsausschnitte. Einzelne Worte, Bilder, Fragmente. Ich bin mir nicht bewusst, in dem Sinne ein ganzes Set an Informationen zu haben oder gar einzelne Räume für bestimmte Informationen. Zumindest noch nicht. Ich bin sicher, dass beispielsweise Derren Brown durchaus bestimmte Räume gestaltet hat und diese vollständig nutzt. Ich habe zwar einzelne Räume, aber nutze sie eher für ihre Atmosphäre. Ähnlich wie jemand zum Beispiel in eine Kirche gehen würde für besinnliches Nachdenken.

Als mir die Wartezeit bis zur dritten "Sherlock" Staffel zeitweise zu lang und unerträglich war, konnte ich Szenen, Dialoge und Bilder der bisherigen Episoden zusammen in einem Raum haben. Ich ging dann aus den Raum heraus und die Tür war mit einem Schild "Sherlock" beschriftet. Ich schloss die Tür. Manchmal setzte ich mich mit dem Rücken zur Tür davor. Das sind Räume, die ich gestalten kann, aber nicht in dem Sinne als Raum mit Inhalt nutze. Es ist kein bewusstes Vergessen. Natürlich waren die Informationen weiterhin vorhanden. Aber sie waren hinter einer Tür und nicht mehr unmittelbar. Abstand zur Information schafft auch emotionalen Abstand. Ich sage nicht, dass so etwas einfach ist. Ich habe wiederholt die Tür verschließen und mehr als einmal davor gesessen, um vergessen zu können, dass ich noch unerträglich lange warten musste für eine neue Episode von "Sherlock". Gedankenkontrolle auf diese Weise ist dennoch möglich. Wenn man nicht gerade auf die nächste Folge von "Sherlock" wartet, die eine halbe Ewigkeit entfernt scheint, können solche Gedankenexperimente auch Spaß machen.

Vermutlich wächst die Hirnkammer, der Dachboden irgendwann zu einem Gedächtnispalast, wenn man die Kammer pflegt und mit und an ihr arbeitet. Insofern ist meine Überschrift wohl nicht ganz korrekt. Es ist kein entweder oder, kein das eine oder das andere. Wahrscheinlich ist die Hirnkammer eher der mögliche Anfang eines Gedächtnispalastes. So wie meine Karteikarten der Anfang waren, bewusster Dinge zu merken und wieder abzurufen wann und wie ich es will.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Donnerstag, 27. Februar 2014

Besser in einer anderen Zeit geboren?

Liebe Leserinnen und Leser,

von "Sherlock" zu "Elementary". Obwohl mich das Ende der ersten Staffel von "Elementary" nicht so sehr begeistert hat - abgesehen von der letzten Szene (Bienen!) - habe ich dann doch weiter die 2. Staffel geschaut, sobald es das Internet zuließ. In der 7. Folge dann ist Sherlock auf einem Treffen ehemaliger Abhängiger. Der Leiter hat zum Abschluss eine Frage, zu der sich überraschenderweise Sherlock als erstes meldet. Es geht um verrückte Gedanken, die die ehemals Abhängigen haben. Gedanken, die ihnen einfach kommen, obwohl sie wissen, dass es verrückte Gedanken sind.

Sherlock: "Ich frage mich oft, ob ich nicht besser in eine andere Zeit geboren wäre." Und erklärt, erstaunlich offen, weiter: "Meine Sinne sind ungewöhnlich - naja, man könnte sogar unnatürlich sagen - scharf. Unsere Zeit ist eine mit vielen Ablenkungen.  Es ist wie ein quälender Paukenschlag an ständiger Eingabe. Diese Kakophonie, die uns bis zu uns nach Hause verfolgt in unsere Betten und sich in unsere in unsere Seele schleicht, wieso sollte man dann nicht auf eine bessere Welt hoffen. Für eine lange Zeit, gab es nur eine Maske, für meine rohen Nervenenden und das war ein ausgiebiger Drogenkonsum. In meinen weniger produktiven Momenten, frage ich mich also, wenn ich doch etwas früher geboren wäre, als es dort draußen noch ruhiger war, wäre ich dann überhaupt abhängig geworden? Wäre ich vielleicht konzentrierter gewesen? Ein fokussierterer Mensch?"

Jemand fragt Sherlock: "Was, wie bei den alten Griechen?"

Sherlock: "Hast du überhaupt eine Ahnung, was in der hellenischen Ära so als Zahnersatz durchging? Nein, nein, ich wollte schon, ähm... ein paar Wunder der Moderne. Einfach kurz bevor alles so... verstärkt wurde."

Die Diskussion wird unterbrochen, als sich Sherlocks Bruder Mycroft mit einer Frage zu erkennen gibt. Sherlock ist entsetzt und geht. Nicht nur Sherlock mit seiner außergewöhnlichen Wahrnehmung ist gestresst. Auch wir normal Sterblichen sind immer gestresster und alles um uns wird schneller und lauter und größer und heller. Gebt einmal bei Google Bilder ein: Erde nachts. So hell erleuchtet ist die Erde selbst in der Nacht. Muss das alles so sein?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 26. Februar 2014

Bin ich hübsch?

Liebe Leserinnen und Leser,

Sherlock Holmes kann durch seine analytische Art manchmal unglaublich nervig sein. Oder wenn er nicht zugeben will, dass er keine Ahnung hat. In "The Sign of Three" (der 2. Episode der 3. Staffel von "Sherlock") trifft wahrscheinlich beides zu. Sherlock und John sind beide zu Johns Junggesellenabschied betrunken und spielen "Blatt vorm Kopf". Dabei bekommt man von jemand anderen ein Blatt Papier mit einem Namen auf die Stirn und muss diesen erraten. Eigentlich ein recht unterhaltsames Spiel. Nur nicht unbedingt mit Sherlock. John hätte mittlerweile wissen müssen, dass Sherlock für Klatsch und Tratsch und allgemein als bekannt oder berühmte Persönlichkeiten geltende Personen nichts übrig hat.

John: "Bin ich hübsch? Die hier." (John zeigt auf das Blatt auf seiner Stirn)
Sherlock: "Schönheit ist ein Konstrukt, welches allein auf Kindheitseindrücken, Einflüssen und Vorbildern basiert."
John: "Ja, aber bin ich eine hübsche Frau?"
Sherlock: "Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, wer Sie sein sollen."
John: "Sie haben den Namen ausgesucht!"
Sherlock: "Ich habe ihn zufällig aus der Zeitung genommen."
John: "Sie kapieren das Spiel nicht wirklich, oder, Sherlock?"

Mit seinem Argument hat Sherlock trotzdem Recht. Es sind genau die von Sherlock genannten Faktoren und mehr, mit denen wir fremde Personen als sympatisch oder unsympatisch einordnen, in klug oder dumm oder all die anderen Schubladen, die wir so haben. Eine völlig normale Reaktion. Routine und bekannte Situationen, Dinge und Personen sind, was uns hilft und das Leben erleichtert. Wir können nicht ständig bei jeder Situation reagieren, als wäre es völlig neu für uns. So wie es keine wirkliche Objektivität gibt.

Auch Sherlock Holmes ist mit seiner Denkweise trotzdem nicht unfehlbar. In "Das große Spiel" (Staffel 1, Folge 3 von "Sherlock") kann John es anfangs nicht glauben, dass Sherlock nicht weiß, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Detective Inspector Lestrade und andere Polizisten machen sich ebenso darüber lustig. Sherlock ist das egal. Sein Kopf ist ihm wichtig und die Tatsache, dass die Erde sich um die Sonne dreht, ist ihm nicht wichtig genug, länger im Gedächtnis zu behalten. Doch am Ende der Folge muss Sherlock selbst feststellen, dass ein bisschen mehr Wissen um das Sonnensystem ihm geholfen hätte, den Fall schneller zu lösen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 7. Dezember 2013

Effiziente Sprache

Liebe Leserinnen und Leser,

über eine lange Zeit dachte ich, dass die geschriebene Sprache "sauber und ordentlich" sein sollte. Nach bestem Wissen und Gewissen fehlerfrei schreiben. Ausnahmen bestätigen die Regel und die Ausnahme ist immer der Schreiber: also ich. Mein Ausnahme ist, jedenfalls in englischen Texten, meine K-PAX-Schreibeweise. In Chats nutze ich zwar Punkt und Komma als Satzzeichen, schreibe aber nicht unbedingt am Satzanfang groß. Wobei ich im Chat im Deutschen normalerweise alles groß schreibe, was groß geschrieben wird. Im englischen Chat schreibe ich dagegen eher alles klein, da es dort einfacher ist so. Was ich im Deutschen und Englischen fast nie mache, ist Abkürzungen zu benutzen, außer ich muss schnell schreiben, weil ich gleich weg möchte. Doch selbst dann ist ein ausgeschriebenes "bye" noch immer kurz genug.

Vor Jahren war ein Artikel in der Zeitung und online zu lesen über eine Schülerin, die einen kompletten Aufsatz im SMS-Stil (wie "I C U" für "I see you") verfasst hatte. Die Lehrerin war so entsetzt darüber, dass sie anonym bleiben wollte. Ich verstehe das bis heute nicht. Die Lehrerin hat, meiner Meinung nach, nichts damit zu tun, wie die Schülerin den Aufsatz verfasst hat. (Ein Auszug aus dem Aufsatz für Interessierte.)

Erst war ich der Meinung, wie viele Lehrer und Eltern sicher auch. Diese Kurzschrift ist unmöglich für einen Aufsatz in der Schule. Was ich tatsächlich für wichtig halte ist, zu wissen, wie die richtige Schreibeweise ist und die Schreibweise der Situation anzupassen.

Ist eine Kurzschrift dieser Art eine Rückentwicklung, da sie vor allem im Englischen oft einer Lautschrift gleich kommt, wie man sie höchstens von Erstklässlern kennt und nur von diesen duldet? Ich bin mir nicht mehr so sicher wie damals, als ich zum ersten Mal von dem Aufsatz gelesen habe.

Ich weiß, Sherlock Holmes ist eine erfundene Figur und sollte daher kein Maßstab für eigenes, reales Verhalten oder Meinungen sein und dennoch:

Als Watson in der 5. Episode der 1. Staffel von "Elementary" immer mehr SMS im Kurzstil von Holmes bekommt, beschwert sie sich bei ihm darüber: "Ihre Abkürzungen werden immer schwerer zu entziffern", sagt sie. "Und ich weiß nicht warum, da Sie offensichtlich in der Lage sind, sich zu artikulieren."

Holmes erklärt ihr daraufhin: "Die Sprache entwickelt sich weiter, Watson, wird zu einer effizienteren Version. Ich liebe Kurznachrichten. Es ermöglicht einen Inhalt und Ton zu übermitteln, ohne einen Geschwindigkeitsverlust."

Hat er Recht, weil er Sherlock Holmes ist und ich Sherlock Holmes mag? Oder hat er Recht, weil er Recht hat? Hat er Recht?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Warum ich nicht Sherlock Holmes bin

Liebe Leserinnen und Leser,

ich sehe Dinge, die andere übersehen und denke über Dinge nach, die für andere normal und selbstverständlich sind. Manche, die mein Interesse für Sherlock Holmes kennen, ziehen schon Vergleiche. Ich weiß, dass einige bewundern, dass ich bestimmte Dinge weiß, die andere sonst nicht wissen. Dafür bin ich völlig unwissend in anderen alltäglichen Dingen, die für die meisten selbstverständlich sind. Ähnlich wie Sherlock nicht einmal weiß, wie die Sonne, der Mond und die Erde im Verhältnis zu einander stehen.

Gerade lese ich Die Kunst des logischen Denkens: Scharfsinnig analysieren und clever kombinieren wie Sherlock Holmes von Maria Konnikova. Erst gestern las ich einen Abschnitt darüber, dass wir fremde Menschen unbewusst sympathisch oder unsympathisch finden aufgrund von Ähnlichkeiten mit anderen Personen, die wir kennen und mögen oder nicht mögen. Dr. John Watson fällt diesem unbewussten Verhalten zum Opfer, als er in "Das Zeichen der Vier" auf Mary Morstan trifft und sie sofort hübsch findet und auf Anhieb mag. Sherlock Holmes dagegen ist sich dieser Denkprozesse bewusst. Auch wenn Mary Morstan gut aussieht, zieht er nicht gleich den Schluss, dass sie sympathisch ist, geschweige denn ein Unschuldlamm. John hält Mary Morstan sofort für eine gute Person. Sherlock dagegen nimmt zwar ihre physische Schönheit wahr, aber behält sich Urteile über ihren Charakter bis auf weiteres offen. John ist sich nicht bewusst, dass er Frauen mit ähnlichem Aussehen wie Mary Morstan im Kopf hat und die positiven Eigenschaften dieser Frauen auf die bisher fremde Mary Morstan projiziert. Wie Maria Konnikova schreibt, verliert der Zauber seine Wirkung, sobald wir uns dieser Prozesse bewusst werden.

Ich bin noch weit entfernt davon, wie Sherlock Holmes zu sein. Obwohl ich mittlerweile bis auf ganz wenige Ausnahmen nur noch Rolltreppen benutze, die funktionieren. Alles andere ist noch zu sehr John Watson, wie ich feststellen musste. Ich war beim einem neuen Orthopädietechniker wegen meiner Prothese. Herein kam ein älterer Mann, schlank, graue, lockige Haare. Mit anderen Worten: Peter Capaldi, dem 12. Doctor, den wir ab nächstes Jahr sehen werden, sehr ähnlich. Zu ähnlich. Ich merkte, wie mein Gesicht warm wurde. Oh nein! Erst als ich wieder draußen war, wurde mir bewusst, was passiert war. Die Verbindung zu Peter Capaldi war mir nicht sofort klar. Trotzdem ist der Mann mir weiterhin sympathisch. Wenn er mir jetzt noch eine gute, neue Prothese macht um so besser.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

 

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Sei besser viele

Liebe Leserinnen und Leser,

vor dem Film "Das Schweigen der Lämmer" war das gleichnamige Buch von Thomas Harris und vor dem Buch war das Buch "Roter Drache". (Letzteres übrigens zweimal verfilmt, eimmal 1986 unter dem Titel "Manhunter - Roter Drache" mit William Petersen in der Hauptrolle des Ermittlers und Brian Cox als Dr. Hannibal Lecter. Die Verfilmung aus dem Jahr 2002 hat Edward Norton als Ermittler und Anthony Hopkins in seiner Paraderolle als Dr. Hannibal Lecter.) In "Roter Drache" geht es um den ehemaligen FBI Agenten Will Graham. Dieser wurde berühmt, indem er half, Lecter als Täter zu identifizieren und festzunehmen.

Der ehemalige Vorgesetzte besucht Graham und bittet ihn um Hilfe bei brutalen Morden an zwei Familie. Diesem fällt auf, dass im Verlauf des intensiven Gespräches, Graham immer mehr die Syntax und den Rhythmus seines Gesprächspartners übernimmt. Graham tut dies nicht bewusst, um eine Beziehung zu seinen Gesprächspartnern aufzubauen, sondern unbewusst.

Auch mir ist das passiert und aufgefallen. Einmal war ich für eine gute Woche bei meiner Tante in Hamburg und nach zwei, drei Tagen, fiel mir auf, dass ich plötzlich ganz anders sprach als sonst. Wieder zuhause sprach ich wieder wie sonst auch.

Angehende Personen im sozialen Bereich, so wie Therapeuten, werden darauf hingewiesen, auf die Stimme, Rhythmus, Tempo und Wortwahl ihrer Klienten zu achten und das eigene Sprechen daran anzupassen. Das schafft auf einer unbewussten Ebene Sympathie und Verbundenheit zwischen den Gesprächspartnern.

Es gibt den Spruch, dass der Hund oft dem Besitzer gleicht. Das ist kein Wunder, zumal wenn sie bereits lange miteinander wohnen und leben. Ein Angleichen geschieht also nicht nur auf der sprachlichen Ebene, sondern auch im Aussehen oder in Gesten und Körperhaltung. Manchmal bewusst, meistens eher unbewusst.

Auf diese Weise können auch Trends gesetzt werden. Wir mögen eine Person und uns gefällt, was sie trägt oder wie sie etwas trägt, also übernehmen wir es. Über viele Jahre trug ich meine Armbanduhr mit dem Zifferblatt an der Innenseite meines Handgelenkes. Ich hatte gesehen, dass Bruce Willis seine Uhr in vielen Filmen so trägt und auch Matt Smith in seiner Darstellung als der 11. Doctor in "Doctor Who" schaut in wenigstens zwei Episoden auf seine Armbanduhr, deren Zifferblatt am inneren Handgelenk ist. Seit einigen Wochen, ebenfalls wie der 11. Doctor, trage ich eine Taschenuhr. Meine Armbanduhr trage ich zurzeit gar nicht mehr. Nein, es ist nicht die Eulen-Taschenuhr, die ich mir im April geholt hatte. Es ist eine richtige Taschenuhr mit Klipper zum Befestigen am Taschenrand und mit Kette. Ich dachte vor allem an Derren Brown und Hypnotiseure allgemein, von denen man doch fast erwartet, dass sie einem mit der Taschenuhr vor dem Gesicht wedeln, um einen in Trance zu versetzen. Meine Taschenuhr hat also nichts mit dem Doctor zu tun!!!

Solche Dinge können wie kleine Glücksbringer oder Mutmacher wirken. Jedenfalls ist es bei mir so. Einen Schal zu tragen wie Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes beispielsweise. Möglicherweise ein Schal in lila, die Lieblingsfarbe von Milton Erickson...

David Calof war ein Schüler von Milton Erickson. In seinem Audio-Set "Hypnotic Techniques" steigt er ein mit der Bemerkung: "Ich bin einer der Leute, die glauben, dass Ericksonismus 1980 starb, als Erickson starb und dass wir tatsächlich in einer Post-Erickson Ära sind. " Er würde also nicht hier stehen und sagen, er wäre Ericksonisch. Obwohl er das Privileg hatte, bei ihm zu studieren. Er wäre nicht Ericksonisch. Er nehme an, er wäre Calofisch. Das ist zunächst zwar eine ganz witzige Bemerkung und vielleicht auch ein bisschen arrogant. Man mag darüber streiten, ob Ericksonismus wirklich nur von Erickson selbst betrieben werden konnte und damit in der Tat mit Erickson starb. Die "reinste" Form sicherlich. Erickson war als Mensch und Therapeut unglaublich komplex und vielschichtig. Keine Person alleine wird ihn völlig erfassen und selbst verinnerlichen können. Und keiner sollte es, meiner Meinung nach. Erickson war ein Genie in dem, was er tat und wie er es tat. Nur um des Genies Willen sein zu wollen wie er und ihm in seinem Handeln gleich zu werden, wäre nur eine Kopie. Erickson war sehr kreativ und hat in seiner Zeit die Psychotherapie und Hypnotherapie revolutioniert. Es lohnt sich, sich mit seiner Herangehensweise und Arbeitsweise auseinanderzusetzen. Am Ende sollte jedoch jeder seine eigene Therapieweise für sich finden. Es wäre schade, nur eine billige Kopie eines anderen zu werden. Vor allem gibt es nicht nur Erickson, der mit seinen Ansätzen gutes geleistet hat. Auch Calof sagt, er hätte auch die Grenzen von Ericksons Arbeitsweise kennen gelernt. (Leider, wie ich finde, geht er nicht weiter auf diese Grenzen ein. Mich würde interessieren, wo er die Grenzen wahrnimmt.)

Außerdem: so sehr man als Therapeut möglicherweise eine Therapieart oder eine Methode innerhalb einer Therapieart bevorzugt: nicht jeder Mensch spricht gleich gut auf diese eine Methode an. Das wäre auch für Therapeuten langweilig, denn dann bräuchten alle nur die eine Therapieform lernen und ausüben und alle würden nur auf diese eine Weise geheilt und ihnen geholfen werden. Das wäre doch langweilig, oder? Wie Betty Alice Erickson, eine von Milton Ericksons Töchter in einem Interview mit Paul Anwandter sagt: "Man kann keine eine Regel der Psychotherapie haben, die für alle gilt." (You can't have a rule of psychotherapy that applies to everyone.)

Wie Ralph Waldo Emerson bereits sagte: "Versuche niemals jemanden so zu machen, wie du selbst bist. Du solltest wissen, dass einer von deiner Sorte genug ist." Genau so sollten wir die anderen als Individuen respektieren und nicht so werden wollen wie eine einzelne Person. Im ungünstigsten Fall wären wir nicht nur sprichwörtlich eine "billige Kopie" und im besten Fall würden die Leute immer noch von uns reden als jemand wie xy.

Als Kind hatte ich eine Decke aus verschiedenen viereckigen Mustern zusammen genäht. Eine schöne, bunte Patchwork-Decke. Das würde ich mir für uns alle wünschen, dass wir in unserem Handeln, Denken und Aussehen eine bunte Patchwork Person werden. Uns einzelne Aspekte von vielen, verschiedenen anderen nehmen und sinnvoll nutzen. Alles andere wären langweilige billige Kopien. Das braucht niemand.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Donnerstag, 29. August 2013

Die Treppe zur Beobachtung: Es ist die Grundlage!

Liebe Leserinnen und Leser,

Dienstag vor ein paar Wochen. Ich besuche eine Freundin auf der Arbeit. Als ich  von der U-Bahn hoch gehe, trete ich auf die erste Stufe der Rolltreppe. Sie ist kaputt. Ich muss hoch laufen. Mist.

Mittwoch vor ein paar Wochen. Ich besuche eine Freundin von mir auf der Arbeit. Als ich von der U-Bahn hoch gehe, trete ich auf die erste Stufe der Rolltreppe. Sie ist immer noch kaputt. Ich muss hoch laufen. Dumm!

Donnerstag, die gleiche Woche. Ich besuche die Freundin von mir auf der Arbeit. Ich erinnere mich endlich daran, dass die Rolltreppe vielleicht immer noch kaputt ist. Ich schaue um die Ecke, um zu sehen, ob die Lichter grün sind. Sie sind rot. Ich gehe weiter, um die Treppe zu nehmen. Ich habe endlich gelernt.

Vor Monaten habe ich viele Tage damit verbracht, die Serien "Sherlock" und "Elementary" zu sehen. Wie Sherlock gerne sagt, "Sie sehen, aber Sie beobachten nicht!" Der erste Schritt zu sehen und beobachten und kombinieren wie Sherlock Holmes es tut, ist aktive Beteiligung Dinge zu sehen.

Letzte Woche Donnerstag. Ich besuche die Freundin von mir auf der Arbeit. Ich schaue um die Ecke, um die Lichter der Rolltreppe zu sehen. Sie sind rot. Sie ist wieder kaputt. Ich frage mich, was all die alten Leute machen auf der Arbeit meiner Freundin. Die Rolltreppe dieser U-Bahnstation ist oft kaputt. Als ich als einzige Person zur Treppe gehe, denke ich auch an Sherlock Holmes. Danke, Sherlock.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Sonntag, 28. April 2013

Motivation

 Liebe Leserinnen und Leser,

manche von euch können vielleicht, was andere wiederum so bewundern: wach sein bevor der Wecker klingelt oder möglicherweise auch ohne Wecker zu einer bestimmten Zeit einfach wach sein.

Das ganze hat vor allem mit einer Sache zu tun: Motivation. In der Pilot-Folge von "Elementary" stellt Watson ihre zwei Wecker. Einen direkt an ihr Bett, den anderen stellt sie an die Zimmertür in eine Steckdose. Als sie dann im Flur ist, stellt sie fest, dass Honig von der Decke tropft. Also geht sie aufs Dach und findet Holmes dort beschäftigt mit seinen Bienen. Er fragt sie, warum sie ihre Arbeit so sehr hasst. Sie streitet das ab, aber Holmes sagt ihr, "Niemand mit zwei Weckern liebt seinen Job. Zwei Wecker bedeutet, dass es eine Pflicht für Sie ist, in der Früh aufzustehen." Gleichzeitig stellt er schon in dieser kurzen Zeit, die er Watson kennt fest, dass sie offenbar seine Art der Arbeit mag.

Von Watson unbemerkt zieht Holmes den einen Wecker aus der Steckdose und entfernt die Batterien aus dem anderen. Watson ist erschreckt, als sie morgens aufwacht und feststellt, dass sie bis 10 Uhr geschlafen hat. Holmes ist in der Zwischenzeit hell wach, auf dem Polizeirevier und schaut Akten durch.

In der 10. Episode (Der Leviathan/The Leviathan) lernen wir Watsons Familie etwas näher kennen. Anfangs gibt Holmes an, dass er beschäftigt wäre, doch dann ist er sogar vor Watson im Restaurant und tut Watson einen Gefallen, indem er für die Familie und vor allem die Mutter, deutlich machen und erklären kann, was Watson da überhaupt für Arbeit leistet. Endlich einmal versteht die Familie es und respektiert ihre Arbeit.

Das ganze geht so weit, dass am Ende der Folge Watsons Mutter zu Holmes' Haus kommt, um mit Watson zu sprechen. Die Mutter findet besondere Worte für ihre Tochter. Denn obwohl sie, trotz Holmes' Erklärungen jetzt versteht, was Watson macht, findet sie es immer noch nicht richtig und doch:

"Ich weiß, du denkst, dass ich deine neue Karriere nicht mag. Um es milde auszudrücken. Du hast recht, ich mag sie nicht. Aber nicht wegen dem, was du denkst. Ich bin nicht glücklich, dass du Suchtbegleiterin bist, weil es dich nicht glücklich macht." Watson fragt, woher sie wüsste, was sie glücklich macht. Worauf die Mutter folgendes antwortet: "Ich weiß es, weil du meine Tochter bist. Nachdem du mit der Medizin aufgehört hast, nachdem, was mit Liam war, dachte ich immer, dass du dir diesen Job ausgesucht hast aus... ich weiß es nicht, aus Pflichtgefühl. Als du letztes zum Abendessen gekommen bist, als ihr beiden über Sherlocks Arbeit geredet habt, sah ich etwas in dir. Da war ein Funken. Ein Gefühl der Begeisterung. Ich habe das schon lange nicht mehr bei dir gesehen. Dir gefällt, was er tut."
"Ja, okay. Mir gefällt es", sagt Watson. "Aber ich bin kein Detective, Mom. Und meine Arbeit mit Sherlock ist auch fast zuende, dann wartet ein anderer Klient." Da stellt ihr ihre Mutter eine wichtige Frage: "Wird der nächste Klient dich glücklich machen? Menschen finden auf die seltsamste Weise ihren Weg."

Dann unterbricht Holmes die beiden, um den Fernseher anzuschalten und auf eine Ansage aufmerksam zu machen. Und die Konsequenzen, die Watson aus der gemeinsamen Arbeit mit Holmes zieht, könnt ihr selbst in den weiteren Folgen sehen. Keine Ahnung, wie viel dabei das Gespräch mit ihrer Mutter eine Rolle gespielt hat. (Ist letztlich eh nur Drehbuch... ;-)) Was die Mutter zu sagen hat, halte ich heute mehr denn je für wichtig: etwas zu finden, dass uns einen Funken gibt, uns begeistert. Dann ist auch die Arbeit nicht mehr so sehr Arbeit, sondern Spaß und einfacher zu erledigen als Arbeit, die wir erledigen, weil wir zumindest das Gefühl haben, wir hätten keine andere Wahl als diese Arbeit zu erledigen. Das sind auch die Momente, an denen wir weniger auf einen Wecker angewiesen sind. Wenn wir Spaß haben, uns freuen und erwartungsvoll dem neuen Tag entgegen schlafen.

Welche Tätigkeiten oder Arbeiten entfachen bei euch den Funken?

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Montag, 1. April 2013

Abduktion, Deduktion und Induktion

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß mir leider keinen anderen Rat, als diesen Blogeintrag heute wissenschaftlich zu machen.

Vorweg noch drei Dinge

1. Ich war nicht sonderlich wissenschaftlich im letzten Eintrag. Ich habe vergessen, die Namen der Serien zu erwähnen. Bei der BBC-Produktion handelt es sich um die Serie "Sherlock". Die amerikanische Serie läuft unter dem Titel "Elementary". Beide wiederum laufen im deutschen Fernsehen auch unter diesen Titeln.

2. Es mag einige von euch überraschen, aber so analytisch und wissenschaftlich wie Holmes war, so unwissenschaftlich und leichtgläubig war sein Erfinder. Doyle glaubte fest an die Existenz von Feen. Ebenso ist kaum zu glauben, dass Harry Houdini und Arthur Conan Doyle eine Zeit lang befreundet waren. Ihre unterschiedlichen Auffassungen über Spiritismus führten aber dazu, dass die Freundschaft auseinanderging.

3. Die Macher von "Sherlock" haben sich sichtlich Mühe gegeben. Sherlock hat eine Homepage The Science of Deduction, die tatsächlich existiert. Auch kann Dr. John Watsons Blog gelesen werden, inklusive Kommentaren von Holmes und anderen!!! Andere Charaktere, die in der Serie vor kommen, könnten mit ihren Internetseiten gefunden werden: Molly Hoopers Blog und das Forum von Connie Prince. Letztere beiden sind aber höchstens interessant für Leute, die die Serie und damit die Personen kennen.

In gewisser Weise ist selbst Sherlock Holmes' Homepage eher nur für Kenner und Fans der Serie. Außerdem ist der Titel der Seite im Grunde falsch. Sherlock Holmes nutzt gerade nicht die Deduktion für seine Ermittlungen. Das ist ein Fehler, der nicht nur in der Serie falsch ist, sondern auch in den Büchern von Doyle. Auf imdb.com findet sich ein entsprechender Hinweis auf diesen Fehler.

Zugegeben, die einzelnen Schlussfolgerungen: Abduktion, Deduktion und Induktion, sind eine knifflige Angelegenheit und ihre Unterscheidung nicht ganz leicht. Die Unterschiede sind sehr fein.

Die Unterschiede zwischen Induktion und Deduktion sind noch verhältnismäßig einfach zu erklären. Bei der

Deduktion wird eine allgemeine generelle Regel aufgestellt. Davon ausgehend wird eine weitere sichere Regel aufgestellt. Wenn bzw. da beide zutreffen, kommt man am Ende zu einer Lösung, die sicher ist. Diese Art der Schlussfolgerungen findet sich in der Mathematik wieder, zum Beispiel bei Gleichungen mit Unbekannten:

Wenn x = 2
und wenn y = 3,
dann ist 2 x + y = 7

Mathematik ist oft sehr theoretisch. Drücken wir das ganze einmal anders aus:

Wenn Chaos in einem System erhöht wird, außer man führt ihm Energie zu,
und wenn meine Wohnung ein System ist,
dann sollte ich, sofern ich nicht im Chaos versinken will, Energie rein stecken und die Wohnung sauber und ordendlich halten.

Die Induktion ist von einer einzelnen Sache als etwas wahres auszugehen. Darauf aufbauend wird dann eine allgemeine Gültigkeit formuliert. Eine Lösung ist dabei zwar wahrscheinlich, aber nicht völlig sicher. Es gibt da das Gedankenspiel vom weißen Schwan. Wenn wir viele weiße Schwäne sehen, können wir davon ausgehen, dass es weiße Schwäne gibt. Allerdings wäre es falsch, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass alle Schwäne weiß sind oder dass es nur weiße Schwäne gibt. In der Forschung, wo es um das Sammeln und Erfassen von Daten geht, finden wir diese Denkweise wieder.

Bei der Abduktion wird etwas beobachtet und nach einer möglichen Erklärung gesucht, die das Beobachtete wahrscheinlich macht als Ausgang. Der Theoretiker Charles Sanders Peirce hat die Abduktion eingeführt und erklärt sie so:

„Die überraschende Tatsache C wird beobachtet; aber wenn A wahr wäre, würde C eine Selbstverständlichkeit sein; folglich besteht Grund zu vermuten, daß A wahr ist.“

Das Finden einer Lösung ist letztlich ein Schuss ins Blaue und höchst unbefriedigend. Dass die gefundene Lösung der Wahrheit entspricht könnte stimmen, könnte aber auch nicht stimmen. In der Medizin findet sich diese Denkweise wieder. Der Patient berichtet von Symptomen und der Arzt muss sich überlegen, welche Krankheit zu diesen Symptomen führt, um dann entsprechend zu behandeln. Auch bei Gerichtsverhandlungen findet man die Abduktion wieder: hat die Verteidigung oder die Anklage die besten Argumente die Situation am besten zu erklären?

Insofern stimmt es wohl, dass Holmes nicht die Deduktion, sondern die Abduktion anwendet. Er kann nicht sicher sein, dass der Tatort alle Fakten zeigt, die zu dem Verbrechen geführt haben. Damit sind Holmes' Schlussfolgerungen höchst wahrscheinlich unvollständig und damit nichts mehr als ein Schuss ins Blaue.

Arthur Conan Doyle hat den bereits im letzten Eintrag erwähnten Dr. Joseph Bell als Vorbild gehabt für Holmes. Ein weiterer Arzt, der ebenfalls sehr gut beobachten und seine Schlüsse ziehen konnte war Dr. Milton Erickson. Sidney Rosen beschreibt eine Geschichte in seinem Buch Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson, die Ericksons Beobachtungs- und Kombinationsgabe deutlich macht. Die Geschichte heißt "Der richtige Psychiater":

Eine junge, hübsche Frau kam zu Erickson. Sie war sehr verzweifelt. Sämtliche Psychiater, die bei denen sie vorher gewesen war, hatten sie nicht zufrieden gestellt. Entsprechend war sie bei Erickson unsicher, ob er ihr helfen könnte. Er schrieb sich einige Daten zu der jungen Frau auf und sagte dann, er sei der richtige Psychiater. Er könnte das beweisen mit einer Frage. Aber diese Frage würde ihr nicht gefallen. Die Frau wollte die Frage trotzdem hören. Also fragte Erickson sie: "Wie lange tragen Sie schon Frauenkleider?" Erickson hatte gesehen, wie die Frau einen Fussel vom Ärmel entfernt hatte in einer direkten Bewegung, ohne Rücksicht auf die Brust, wie sie Frauen nehmen würden.

Es gibt außerdem noch ein Video mit Tim Minchin, im dem er über die menschliche Logik spricht und einen weiteren Aspekt der Logik anspricht. (Natürlich auf Englisch.)

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Dienstag, 19. März 2013

Wahrnehmung ist alles

Liebe Leserinnen und Leser,

in "Ein Skandal in Böhmen" gibt es einen Moment zwischen Sherlock Holmes und Dr. John Watson, wo Watson seine Bewunderung ausspricht, dass Holmes immer so viel wahrnimmt. Holmes fragt ihn daraufhin, wie oft er die Treppen zu ihren Wohnräumen hoch gelaufen wäre. Hunderte Male, gibt Watson als Antwort. Und wie viele Stufen sind es? Watson hat keine Ahnung. Das ist der Unterschied zu sehen und zu beobachten.

Als ich vielleicht so etwa 14 Jahre alt war, habe ich die Sherlock Holmes Bücher gelesen. Natürlich mussten wir dann auch, als wir in London Urlaub gemacht haben, ins Sherlock Holmes Museum. Den Hut, den wir mit Sherlock Holmes verbinden, hat Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) in seinen Büchern übrigens nie erwähnt. Nur einmal ist von einem "Wanderhut mit Ohren" (flapped traveling hat) die Rede. Der bekannte "Sherlock Holmes Hut", der Deerstalker, kommt von den Illustrationen zu den Geschichten, die Sidney Pagets geliefert hat.

Der moderne Sherlock Holmes der bereits erwähnten aktuellen BBC Serie hat daher Recht, wenn er die Augen verdreht bei der Mütze. Die wird übrigens erst in der 1. Episode der 2. Staffel (Ein Skandal in Belgravia/A Scandal in Belgravia) eingeführt, also verhältnismäßig spät. Sherlock Holmes und Dr. Watson sind dort in einem Theater, wo ein Mord passiert ist. Ihnen ist klar, dass wahrscheinlich Reporter draußen auf sie warten. Also greift Holmes bei einer Garderobe zu einer Mütze für sich und wirft Watson eine weitere zu. Doch die Reporter erwarten und erkennen die beiden. Damit geschieht das unvermeidliche: Holmes wird fotografiert und ist damit auf ewig mit der Mütze verbunden. So wird der bekannte Deerstalker noch bekannter und zur "Sherlock Holmes Mütze". Ursprünglich war die Mütze für die Jagd, obwohl sicherlich nicht ausschließlich zur Rehjagd ("deer" ist englisch für Rotwild, "to stalk" ist die Pirsch). Die Krempe vorne und hinten ist rein aus praktischen Gründen: vorne schützt sie, wie andere Mützen mit Krempe auch. Die Krempe hinten ist, damit Regen nicht in den Kragen, sondern über die Mütze weiter hinten auf die Jacke oder den Mantel tropft.

Zurück zu Holmes und Watson. In vielen Verfilmungen sind die beiden schon wie selbstverständlich zusammen. Benedict Cumberbatch und Martin Freeman, die Holmes und Watson in der BBC Version spielen, erklärten einmal in einem Interview, dass ihnen erst bei den Dreharbeiten bewusst war, was für Rückschlüsse manche ziehen würden über zwei Männer, die zusammen leben. Holmes und Watson lernen sich in der ersten Geschichte (Eine Studie in Scharlachrot/A Study in Scarlet) erst kennen. Beide suchen eine billige Möglichkeit zu wohnen. Für Holmes wäre die Wohnung, die er gefunden hat alleine zu teuer. Watson kommt verwundet aus dem Afghanistan-Krieg und hat auch nicht viel Geld. Doch der Freund bringt die beiden zusammen. In ihrer ersten Begegnung kann Holmes mit nur einem Blick, dass Watson Soldat ist und in Afghanistan war. Watson ist natürlich sprachlos.

Interessant für die BBC Serie ist, dass auch hier Watson verwundet aus Afghanistan zurück kommt, ganz so wie in der Buchvorlage. Plötzlich ist die Möglichkeit für eine Geschichte um einen invaliden Soldaten aus Afghanistan wieder brandaktuell und real. Holmes und Watson haben auch eine Vermieterin, Mrs. Hudson. Ich hätte beinahe "Haushälterin" geschrieben, aber wie sie in der BBC Serie wiederholt deutlich macht: "Ich bin nicht Ihre Haushälterin!" und trotzdem kümmert sie sich um die Wohnung der beiden. Gespielt wird Mrs. Hudson dort von Una Stubbs. Benedict Cumberbatch, der Sherlock Holmes spielt und Una Stubbs kennen sich auch im richtigen Leben. Seine Mutter und Stubbs sind befreundet. Die freundschaftliche Beziehung, die also in der Serie zu sehen ist, besteht auch im echten Leben. Möglicherweise spricht viele Fans die britische Serie eher an, da sie sich viel an die Buchvorlagen hält, mit einigen Änderungen und Anpassungen an eine moderne Zeit.

In der amerikanischen Serie gibt es eine abwechslungsreiche Variante, was Holmes und Watson angeht: Watson wird dort gespielt von Lucy Liu. Ja, Dr. Joan Watson ist eine Frau! Dadurch ergeben sich für die beiden spannende neue Möglichkeiten, was deren Beziehung angeht. Es wird sich zeigen, was sich dabei für sie ergibt. In der amerikanischen Version wird Holmes von Jonny Lee Miller gespielt. Er und Benedict Cumberbatch sind befreundet. Beide haben vor einiger Zeit auch gemeinsam in einer Theaterproduktion von Frankenstein gespielt. Wobei beide sich abgewechselt haben zwischen der Monster-Rolle und Dr. Frankenstein. Auf youtube könnt ihr Ausschnitte davon sehen. Ich hätte die beiden gerne einmal live zusammen erlebt.

Das typische an Sherlock Holmes ist, dass er oft etwas patzig und schroff wirkt. Er sieht... verzeiht... beobachtet... viel mehr, als manchmal gut für ihn ist. Er analysiert alles und ständig, kann es nicht abschalten. Dadurch scheint er dann gefühlskalt. Vor allem braucht er ständig etwas zu tun. Langeweile ist wie Gift für Sherlock Holmes. In den Büchern greift er dann schon mal zu Drogen. Für die BBC Version hat Sherlock Holmes Nikotinpflaster, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Das mehr oder weniger bekannte "drei Pfeifen Problem" aus den Büchern wird dann zum "drei Pflaster Problem" (three patch problem) und Watson findet Holmes mit 3 Nikotinpflastern auf einem Arm vor. Die amerikanische Serie geht noch weiter. Denn dort ist Watson seine Betreuerin, nachdem Holmes im Entzug war. Hier ist wo Watson ins Spiel kommt. Der Verstand von Holmes ist so geschärft, dass ihm oft das Gespür für sozial angemessenes Verhalten fehlt und er vernachlässigt sich und seine körperlichen Bedürfnisse und isst einige Zeit lang nichts. Watson sorgt in der Hinsicht für sie beide, zusammen mit Mrs. Hudson. Ich glaube, Holmes ist eine faszinierende Figur, weil er so viel sieht und sein Verstand so scharf ist. Aber letztlich glaube ich, dass ständig alles zu sehen und das nicht Abschalten können eher langfristig ein Fluch ist und kein Segen. Möglicherweise ist das der Fluch nicht nur von Sherlock Holmes, sondern von Genies überhaupt: sie können einige wenige Sachen sehr gut und scheitern dafür in gewissen Dingen im Alltag, die andere wie ganz normal halten.

Viele denken bis heute, dass Sherlock Holmes eine reale Person war. Es ist beeindruckend, wie Sherlock Holmes arbeitet und an Probleme heran geht. Für Ermittlungen bei der Polizei ist er daher zu Recht heute noch Vorbild! Allerdings hat es die Person Sherlock Holmes so nie gegeben. Arthur Conan Doyle, der selbst Arzt war, hatte sein reales Vorbild für Sherlock Holmes in einem gewissen Dr. Joseph Bell. Ganz wie Sherlock Holmes hatte Bell eine große Beobachtungsgabe. Diese zeigte er oft, indem er von Fremden deren Beschäftigung und kürzliche Aktivitäten herleiten konnte. Das führte dazu, dass sich bei Gerichtsverhandlungen weniger ausschließlich auf Zeugenaussagen verlassen wurde und dafür die Forensik entwickelte.

Doyle selbst war übrigens gar nicht so angetan von Sherlock Holmes. Er wollte dem ganzen ein Ende setzen und brachte ihn in der Erzählung "Das letzte Problem" (The Final Problem) 1893 um. Sie ist eine Geschichte, die sich  als letzte von mehreren Kurzgeschichten im Band "Die Memoiren des Sherlock Holmes" (The Memoires of Sherlock Holmes) findet. Dort stürzen er und sein Erzfeind Professor James Moriarty in den Reichenbachfall. Moriarty ist als einziger Mensch Holmes ebenbürtig, was seinen Intellekt angeht. Abgesehen möglicherweise noch von Holmes' eher unbekannten Bruder Mycroft Holmes. Es gab große Proteste und Empörung bei den Lesern. 1901 wurde Doyle auf eine Legende um einen Geisterhund aufmerksam. Er nahm diese Legende als Vorlage, um Holmes in "Der Hund der Baskervilles" (The Hound of The Baskervilles) wieder auferstehen zu lassen. Aufklärung wie Holmes dem Tod entkommen konnte, findet sich in der Erzählung "Das leere Haus" (The Empty House), wo Holmes wieder auftaucht und Watson berichtet, was passiert ist.

Apropos: die letzte Episode in der 2. Staffel der BBC Serie hat "Das letzte Problem" als Vorbild. Das heißt, Holmes stirbt. In diesem Fall stürzt er sich von einem Haus. Die letzte Einstellung zeigt Watson am Grab seines Freundes und Holmes steht weit abseits versteckt. Er hat also überlebt. Die Frage ist nur: wie? Darüber gibt es im Internet diverse Theorien. Die Auflösung wird sicher in der nächsten Folge der neuen Staffel kommen. Entsprechend sehnsüchtig warten Fans nun darauf, dass sie endlich kommt. Was mich persönlich mehr interessiert und wo auch mehr Einigkeit besteht ist die Frage, wie Holmes und Watson sich das erste Mal danach wieder begegnen. In der Erzählung fällt Watson in Ohnmacht. Das scheint für den BBC Watson eher unwahrscheinlich. Ein Schwall von Schimpfwörtern ist wahrscheinlicher. Auf imdb.com lässt sich bereits nachlesen zur 1. Episode der 3. Staffel, dass Teile wie Holmes seinen Tod vortäuscht, bereits in der vorigen Episode zu sehen ist und bereits beim Dreh eben dieser Folge mit gefilmt wurde. Abwarten... bis voraussichtlich Frühjahr 2014. Bis dahin können wir Benedict Cumberbatch als Necromancer und Drachen Smauch und Martin Freeman als Bilbo Beutlin in "Der Hobbit" zusammen genießen.

Bis zum nächsten Blog,

sarah