Mittwoch, 29. April 2020

M&M: Ein verborgenes Leben

Vor einiger Zeit schaute ich zum ersten Mal "Ein verborgenes Leben" (A Hidden Life) von 2019. Er war auf meiner imdb.com Liste von Filmen, die ich sehen wollte und erzählt die Geschichte von dem Bauern Franz Jägerstätter aus dem kleinen Dorf St. Radegund in Österreich, der sich im zweiten Weltkrieg weigert für die Nazis zu kämpfen. Franz Jägerstätter lebte wirklich. Das war einer der Gründe, warum ich mich entschloss, diesen Film zu sehen. Normalerweise bin ich mittlerweile bei „Nazi-Filmen“ oder Filmen, die in der Zeit spielen skeptisch gegenüber eingestellt und vermeide sie. Es sei anzumerken, dass der Film fast 3 Stunden lang ist. Einer der Gründe wiederum, warum ich gezögert hatte, ihn anzuschauen.

Franz Jägerstätter wird, meiner Meinung nach, überzeugend gespielt von August Diehl. Die Rolle seiner Frau Fani Jägerstätter übernahm Valerie Pachner und war meiner Ansicht nach ebenso gut besetzt. Von den anderen Schauspielern kannte ich niemanden sonst, außer den Pfarrer Fürthauer, der von Tobias Moretti gespielt wird. Jägerstätter wird zwar einmal einberufen für die Nazis zu kämpfen, aber dann doch wieder freigestellt und darf zurück nach Hause zu seiner Frau und den drei Töchtern. Als er ein weiteres Mal einberufen wird, spricht er mit Pfarrer Fürthauer, merkt aber schnell, dass von ihm keine Unterstützung kommen würde, um den Kriegsdienst zu verweigern. Er muss also in den Krieg ziehen. Als er sich weigert, einen Eid auf Hitler zu schwören, wird er verhaftet. Fani und Pfarrer Fürthauer sowie andere versuchen ihn zu überreden, dass er doch nur auf Hitler schwören muss. Was er wirklich fühlt und denkt, wäre den Nazis egal und sein Tod aufgrund der Kriegsdienstverweigerung ohne wesentliche Konsequenzen und damit unnötig. Es wird ihm angeboten, dass er zumindest Sanitätsdienst leisten könnte, statt als Soldat zu kämpfen. All dies lehnt er ab. So wichtig ist ihm, ehrlich und offen seine Ansichten zu verteidigen. Anfangs unterstützt, erleben mehr und mehr auch seine Frau und selbst seine Kinder Ablehnung aus dem Dorf und werden zu Außenseitern, die sich ohne Ehemann und Vater durchschlagen und den Hof weiter versorgen müssen. Im August 1943 wird Franz Jägerstätter letztlich hingerichtet.

Der Film zeigt zunächst das ruhige und friedliche Familienleben. Obwohl in der Zeit des Krieges spielend und außerdem ein ungewöhnlich langer Film, sieht der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt, wie ein Schuss abgefeuert wird. Im Internet las ich Kritiken über Fani, die ihren Mann deutlicher hätte überreden sollen zu tun was nötig wäre, um weiter zu leben. Ich hatte im Film durchaus das Gefühl, dass sie versuchte, ihn zu bewegen am Leben zu bleiben. Seine Einstellung und diese auch offen nach außen hin zu zeigen und zu verteidigen waren ihm wichtiger als sein eigenes Leben.

In meiner Schulzeit war unser Religionslehrer begeistert von Dietrich Bonhoeffer, der ebenfalls den Nazis Widerstand leistete und letztlich dafür mit seinem Leben bezahlen musste. Dietrich Bonhoeffer war evangelischer Pfarrer, daher verwundert es vermutlich nicht, dass mein Religionslehrer ihn mochte. Ich fand es jedoch persönlich beeindruckender, wie der einfache Bauer Jägerstätter seine Meinung fest vertrat und sich nicht einmal zum Schein überreden ließ, Dinge zu tun, die er absolut nicht machen wollte. Ich möchte Bonhoeffer nicht schlechtreden oder klein machen. Ich glaube jedoch, dass für jemanden wie einen Pfarrer der Glaube an Gott und damit entsprechend seinem Willen zu handeln, letztlich eine relativ logische Entscheidung ist. Die Entscheidung des Bauern Jägerstätter, seine Frau und drei kleinen Töchter für seinen eigene Meinung aufzugeben, finde ich einen doch beeindruckenderen Schritt.

Es ist für Außenstehende nach dieser schrecklichen Zeit immer einfacher zu sagen „Ich hätte mich auch geweigert“ oder „Ich wäre auch einer der Guten gewesen“. Es ist einfach für uns gesagt, wo unser Leben hier und jetzt nicht bedroht ist. Ich glaube, wer diese oder ähnliche Aussagen leichtfertig macht, hat keine wirkliche Vorstellung von der allgemeinen Stimmung der Bevölkerung und dem Druck, der in der Zeit auf Personen lastete.

Der Film ist lang und lässt sich Zeit. Dies erscheint mir jedoch passend für die Darstellung des Landlebens im Gegensatz zum hektischeren Stadtleben und auch später der Zeit im Gefängnis, wo letztlich nicht viel passiert. Obwohl ich mir der ungewöhnlichen Länge des Filmes von Anfang an bewusst war, kam mir beim Film schauen nie der Eindruck von Langeweile oder Langatmigkeit. Irgendwo wäre mit Sicherheit ein fast dreistündiger Film zu kürzen gewesen. Ich wüsste nicht, wo oder wie ich ihn gekürzt hätte. Vor dem Film kannte ich Jägerstätter nicht. Nun war er auch Österreicher und wir haben in der Schule Personen, insbesondere Widerstandskämpfer, anderer Länder aus der Zeit nicht kennengelernt. Den Trivia-Kommentaren von imdb.com zu dem Film, schien Jägerstätter unabhängig davon außerhalb von St. Radegund lange Zeit unbekannt und sein Schicksal zufällig wieder gefunden worden zu sein. Erst als der Amerikaner Gordon Zahn in den 1970er Jahren nach St. Radegund kam, wurde Jägerstätters Geschichte bekannter. Mittlerweile gibt es mehrere Filme über ihn.

Montag, 20. April 2020

Welch Ironie...

Fand dieses Schild heute an der Bushaltestelle. Ich dachte darüber nach, es zu holen, als ich von der Arbeit kam, aber es war zu dem Zeitpunkt nicht mehr da. Ich fand es ironisch, dass was auch immer vorher dort passiert ist, dass das Schild als einziges Zeichen übrig geblieben ist und auf Englisch ausgerechnet darauf steht "Lass keinen zurück": 


Ich vermute, es war eine halbwegs effektive Werbung, weil heutzutage alles Hashtags hat und Leute diese nachschauen, so auch diesen https://lnob.net