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Freitag, 31. Juli 2020

M&M: Little Children

In einer kleinen Vorstadt ist Brad (Patrick Wilson) mit seinem Sohn Aaron (Ty Simpkins) auf dem Kinderspielplatz als sie Sarah (Kate Winslet) und ihre Tochter Lucy (Sadie Goldstein) kennenlernen. Als einziger Mann unter Frauen auf dem Spielplatz, wird Brad von diesen angehimmelt. Brad und Sarah beschließen, den anderen Frauen einen Streich zu spielen. Die beiden sind sich schnell sympathisch. Brad ist verheiratet, aber seine Frau kontrolliert ihn stark und er sehnt sich zurück zu früheren Zeiten. Auch Sarah ist verheiratet, aber von ihrem Leben als Hausfrau und von ihrer Tochter deutlich genervt.

Die Idylle der Vorstadt wird durchbrochen als der zu zwei Jahren Haft verurteile Sexualstraftäter Ronald „Ronnie“ McGorvey (Jackie Earle Haley), jetzt aus dem Gefängnis entlassen, zu seiner Mutter May (Phyllis Somerville). Vor allem der Ex-Polizist Larry Hedges (Noah Emmerich) ist überhaupt nicht begeistert und beginnt eine Hetzkampagne gegen Ronnie McGorvey. Larry Hedges hat den Polizeidienst aufgegeben, nachdem er die Situation falsch eingeschätzt hat und einen Jugendlichen dadurch erschossen hat.

So sind letztlich alle Erwachsenen in diesem Ort unsicher, unzufrieden und von vom Schicksal geplagt, jeder auf seine Weise. Nur die kleinen Kinder sind sich selbstbewusst und unbekümmert. Ob und wie die Erwachsenen an einer (besseren) Zukunft für sich arbeiten, müsst ihr selbst herausfinden.

Der Film kam 2006 in die Kinos. Regie führte Todd Field, der mit Tom Perrotta auch das Drehbuch schrieb. Als Vorlage diente ihnen der gleichnamige Roman von Tom Perrotta. Der Film zeigt das Leben, den Alltag und die Probleme von Vorstädtern. Trotzdem sind die Beziehungen der einzelnen Personen und deren Ängste und Nöte komplex und gut von den jeweiligen Schauspielern dargestellt. Kate Winslet bekam eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin und Jackie Earle Haley eine als bester Nebendarsteller. Todd Field und Tom Perrotta wurden für das beste adaptierte Drehbuch nominiert. „Little Children“ ist keineswegs ein billiger Vorstadtalltagsfilm.

Den Roman habe ich bisher nicht gelesen und kann daher keine Vergleiche ziehen. Den Film halte ich für sehenswert. Die Sexualstraftat von Ronnie McGorvey und sein Einzug bei seiner Mutter geben dem Film möglicherweise eine unangenehm sexuelle Aspekte. Abgesehen davon, dass ich Jackie Earle Haley als Schauspieler mag, hatte ich das Gefühl, dass Ronnie McGorvey ein neues, besseres Leben anfangen wollte. Larry Hedges empfand ich mit seiner aggressiven Art gegen McGorvey störender für den Ort und ein friedliches Zusammenleben. Aber auch er hat ganz eigene Probleme und zeigt am Ende des Films, dass er Hass und Abneigung überwinden kann, um zu helfen.


Montag, 25. Mai 2020

M&M: Chihiros Reise ins Zauberland (Sen to Chihiro no kamikakushi)

Chihiro ist 10 Jahre alt und zieht mit ihren Eltern in eine neue Stadt. Auf der Fahrt zu ihrem neuen Zuhause verfahren sie sich. Während einer Pause entdecken sie einen verlassenen Vergnügungspark. Chihiro hat erst überhaupt keine Lust, erkundet dann aber doch alleine die Gegend, während ihre Eltern verbotenerweise an einem Imbiss essen wie die Schweine. Während Chihiro umher läuft, trifft sie auf den Jungen Haku. Haku warnt Chihiro, vor Einbruch der Nacht den Ort zu verlassen, doch als sie wieder zu ihren Eltern zurückkehrt, haben sich diese in Schweine verwandelt. Um Chihiro vor den gruseligen Gestalten der Nacht zu schützen, bringt Haku sie ins Badehaus zur Hexe Yubaba. Im Badehaus bittet Haku die junge Frau Lin, für Chihiro bei der Hexe Yubaba um Arbeit zu bitten. Doch die Hexe kontrolliert ihre Arbeiter, indem sie ihnen die Erinnerung an ihren Namen nimmt und wer seinen Namen nicht kennt, muss in dieser Zauberwelt bleiben. Haku selbst kann sich nicht an seinen vollständigen Namen erinnern und macht Chihiro klar, dass es wichtig ist, dass sie sich unbedingt an ihren vollständigen Namen erinnert, was auch immer passiert. Chihiro muss viele Aufgaben meistern und hart arbeiten, um am Ende wieder zu ihren Eltern zurück zu kehren. Ob sich Haku wieder an seinen vollständigen Namen erinnern können wird, müsst ihr selbst sehen.

Das Badehaus der Hexe Yubba wurde für die Götter und Geister des Shinto errichtet und so fand ich es spannend, durch diesen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 2001 (Regie führte Hayao Miyazaki) ein wenig über den Shintoglauben und verschiedene Gottheiten und Geister zu erfahren. Dieser Glaube ist jemanden wie mir aus Europa doch eher fremd und wenig bekannt ist. Wobei ich vor vielen Jahren ein wenig über Shinto (und auch Voodoo) las, da mich verschiedene Glaubensrichtungen interessieren und ich darüber lernen wollte. Völlig unbekannt war mir der Glaube daher nicht. Ich mag den Gedanken, dass die Götter oder Geister auf der Erde sind im Wind, im Wasser, in der Erde, in den Tieren und nicht irgendwo oben im Himmel weit weg von uns auf der Erde.

Ich fühlte mich ein wenig hingezogen zu dem Film, nicht nur, weil ich die Beschreibung an sich spannend fand, sondern auch aufgrund des Namen Haku. Dieser war mir vertraut, weil einer der aktuell 4 Katzen, die das amerikanisch-japanische Youtuber-Ehepaar Rachel und Jun haben ebenfalls Haku heißt. Wer von euch Katzen mag und an japanischer Kultur Gefallen hat, schaut mal bei Rachel und Jun auf deren Youtubekanal vorbei!

Nina Hagen gab der Hexe Yubaba ihre Stimme in der deutschen Synchronisation. Lin wird von ihrer Tochter Cosma Shiva Hagen gesprochen. Die anderen Sprecher waren mehr weder auf deutsch, noch auf englisch bekannt.

Mittwoch, 29. April 2020

M&M: Ein verborgenes Leben

Vor einiger Zeit schaute ich zum ersten Mal "Ein verborgenes Leben" (A Hidden Life) von 2019. Er war auf meiner imdb.com Liste von Filmen, die ich sehen wollte und erzählt die Geschichte von dem Bauern Franz Jägerstätter aus dem kleinen Dorf St. Radegund in Österreich, der sich im zweiten Weltkrieg weigert für die Nazis zu kämpfen. Franz Jägerstätter lebte wirklich. Das war einer der Gründe, warum ich mich entschloss, diesen Film zu sehen. Normalerweise bin ich mittlerweile bei „Nazi-Filmen“ oder Filmen, die in der Zeit spielen skeptisch gegenüber eingestellt und vermeide sie. Es sei anzumerken, dass der Film fast 3 Stunden lang ist. Einer der Gründe wiederum, warum ich gezögert hatte, ihn anzuschauen.

Franz Jägerstätter wird, meiner Meinung nach, überzeugend gespielt von August Diehl. Die Rolle seiner Frau Fani Jägerstätter übernahm Valerie Pachner und war meiner Ansicht nach ebenso gut besetzt. Von den anderen Schauspielern kannte ich niemanden sonst, außer den Pfarrer Fürthauer, der von Tobias Moretti gespielt wird. Jägerstätter wird zwar einmal einberufen für die Nazis zu kämpfen, aber dann doch wieder freigestellt und darf zurück nach Hause zu seiner Frau und den drei Töchtern. Als er ein weiteres Mal einberufen wird, spricht er mit Pfarrer Fürthauer, merkt aber schnell, dass von ihm keine Unterstützung kommen würde, um den Kriegsdienst zu verweigern. Er muss also in den Krieg ziehen. Als er sich weigert, einen Eid auf Hitler zu schwören, wird er verhaftet. Fani und Pfarrer Fürthauer sowie andere versuchen ihn zu überreden, dass er doch nur auf Hitler schwören muss. Was er wirklich fühlt und denkt, wäre den Nazis egal und sein Tod aufgrund der Kriegsdienstverweigerung ohne wesentliche Konsequenzen und damit unnötig. Es wird ihm angeboten, dass er zumindest Sanitätsdienst leisten könnte, statt als Soldat zu kämpfen. All dies lehnt er ab. So wichtig ist ihm, ehrlich und offen seine Ansichten zu verteidigen. Anfangs unterstützt, erleben mehr und mehr auch seine Frau und selbst seine Kinder Ablehnung aus dem Dorf und werden zu Außenseitern, die sich ohne Ehemann und Vater durchschlagen und den Hof weiter versorgen müssen. Im August 1943 wird Franz Jägerstätter letztlich hingerichtet.

Der Film zeigt zunächst das ruhige und friedliche Familienleben. Obwohl in der Zeit des Krieges spielend und außerdem ein ungewöhnlich langer Film, sieht der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt, wie ein Schuss abgefeuert wird. Im Internet las ich Kritiken über Fani, die ihren Mann deutlicher hätte überreden sollen zu tun was nötig wäre, um weiter zu leben. Ich hatte im Film durchaus das Gefühl, dass sie versuchte, ihn zu bewegen am Leben zu bleiben. Seine Einstellung und diese auch offen nach außen hin zu zeigen und zu verteidigen waren ihm wichtiger als sein eigenes Leben.

In meiner Schulzeit war unser Religionslehrer begeistert von Dietrich Bonhoeffer, der ebenfalls den Nazis Widerstand leistete und letztlich dafür mit seinem Leben bezahlen musste. Dietrich Bonhoeffer war evangelischer Pfarrer, daher verwundert es vermutlich nicht, dass mein Religionslehrer ihn mochte. Ich fand es jedoch persönlich beeindruckender, wie der einfache Bauer Jägerstätter seine Meinung fest vertrat und sich nicht einmal zum Schein überreden ließ, Dinge zu tun, die er absolut nicht machen wollte. Ich möchte Bonhoeffer nicht schlechtreden oder klein machen. Ich glaube jedoch, dass für jemanden wie einen Pfarrer der Glaube an Gott und damit entsprechend seinem Willen zu handeln, letztlich eine relativ logische Entscheidung ist. Die Entscheidung des Bauern Jägerstätter, seine Frau und drei kleinen Töchter für seinen eigene Meinung aufzugeben, finde ich einen doch beeindruckenderen Schritt.

Es ist für Außenstehende nach dieser schrecklichen Zeit immer einfacher zu sagen „Ich hätte mich auch geweigert“ oder „Ich wäre auch einer der Guten gewesen“. Es ist einfach für uns gesagt, wo unser Leben hier und jetzt nicht bedroht ist. Ich glaube, wer diese oder ähnliche Aussagen leichtfertig macht, hat keine wirkliche Vorstellung von der allgemeinen Stimmung der Bevölkerung und dem Druck, der in der Zeit auf Personen lastete.

Der Film ist lang und lässt sich Zeit. Dies erscheint mir jedoch passend für die Darstellung des Landlebens im Gegensatz zum hektischeren Stadtleben und auch später der Zeit im Gefängnis, wo letztlich nicht viel passiert. Obwohl ich mir der ungewöhnlichen Länge des Filmes von Anfang an bewusst war, kam mir beim Film schauen nie der Eindruck von Langeweile oder Langatmigkeit. Irgendwo wäre mit Sicherheit ein fast dreistündiger Film zu kürzen gewesen. Ich wüsste nicht, wo oder wie ich ihn gekürzt hätte. Vor dem Film kannte ich Jägerstätter nicht. Nun war er auch Österreicher und wir haben in der Schule Personen, insbesondere Widerstandskämpfer, anderer Länder aus der Zeit nicht kennengelernt. Den Trivia-Kommentaren von imdb.com zu dem Film, schien Jägerstätter unabhängig davon außerhalb von St. Radegund lange Zeit unbekannt und sein Schicksal zufällig wieder gefunden worden zu sein. Erst als der Amerikaner Gordon Zahn in den 1970er Jahren nach St. Radegund kam, wurde Jägerstätters Geschichte bekannter. Mittlerweile gibt es mehrere Filme über ihn.

Mittwoch, 18. März 2020

M&M: Bastille Day

Bastille Day ist ein Film aus dem Jahr 2016. Bastille Day bezieht sich auf den 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag. Am 14. Juli 1789 wurde die Bastille gestürmt. Der Film spielt im modernen Paris wenig Tage vor diesem Feiertag. Michael Mason (gespielt von Richard Madden) ist Taschendieb und wird unfreiwillig Beteiligter eines Bombenanschlags, als er ahnungslos einer jungen Frau ihre Tasche klaut, in der sich eine versteckte Bombe befindet. Mason schaut zwar kurz in die Tasche rein, kann aber nichts für ihn interessantes darin finden und lässt sie daher stehen. Als er sich von der Tasche entfernt, explodiert die Bombe. Die CIA bekommt den Vorfall mit und macht sich auf die Suche nach Mason, den sie aufgrund von Kameraaufzeichnungen von Gebäuden in der Nähe der Bombe nun für einen Attentäter halten. Sean Briar (gespielt von Idris Elba) soll Mason für die CIA finden. Briar selbst ist zwar vom CIA, allerdings hält er sich nicht zwingend an Normen und Regeln. So ist er, nach anfänglichem gegenseitigen Misstrauen, bereit, mit Mason die Frau zu suchen, der die Tasche ursprünglich gehörte, um von ihr mehr zu erfahren, was hinter dem ursprünglich geplanten Bombenanschlag steckte.

Richard Madden wird anfangs gezeigt, wie er einigen Leuten Geldbörsen und andere Gegenstände klaut. Er hat, laut dem Abschnitt Trivia für diesen Film auf imdb.com, hat Madden entsprechend trainiert, um diese Handlungen real durchführen zu können.

Der Veröffentlichung des Films in den Kinos am 13.07.2016, folgten am 14.07.2016 die Terroranschläge in Paris und Nizza. StudioCanal entfernte daraufhin sämtliche digitale Werbung für den Film in Frankreich. Das Studio überließ es den individuellen Kinos zu entscheiden, den Film weiterhin zu zeigen oder aus dem Programm zu nehmen.

Die Handlung des Films, wie ich sie auch oben beschrieben habe, wirkt erst einmal recht simpel und bestenfalls als „actionreich“ zu bezeichnen. Ja, der Film ist von viel Action geprägt, anfangen von der Verfolgungsjagd als Briar Mason findet und dieser vom Haus aufs Dach flüchtet und auf den Dächern von Paris vor Briar flüchtet. Der Film ist, meiner Meinung nach, mehr als nur ein Actionfilm. Als ich den Film zum ersten Mal sah, lief er gegen 22 Uhr abends im Fernsehen und ich war schon relativ müde. Ich wollte nur einmal reinschauen, was es mit diesem Film auf sich hatte, der als Titel den Nationalfeiertag der Franzosen trug. Ich schaute in dieser Nacht nicht nur kurz rein, sondern sah den Film komplett zu Ende, da er für mich von der Geschichte her spannend genug gestaltet war und ich selbst wissen wollte, was der Grund für den Anschlag gewesen war und wie sich die Geschichte insgesamt vor allem für Briar und Mason auflöst. Mir haben die Charaktere gefallen. Es geht nicht nur um ein Attentat. Mit Mason als Taschendieb, gerät auch jemand völlig ahnungsloses in Verdacht und muss seine Unschuld beweisen, während alle ihn als Verdächtigen des Anschlags suchen, als ob er den Anschlag gewollt hatte. Die Tatsache, dass ich mich selbst ein wenig für Zauberei interessiere, dürfte geholfen haben, Mason für mich sympathisch zu machen.

Eine Frage habe ich mir nur während des Films immer wieder gestellt: Die CIA ist keine französische Organisation, Briar ist kein Franzose, Mason ebenfalls nicht, der Film spielt aber in Paris, der Hauptstadt von Frankreich, um den französischen Nationalfeiertag. Hätte man es keinen „ganzen“ französischen Film machen können, statt nur das Datum des französischen Nationalfeiertags zu nehmen und die Handlung in Paris stattfinden zu lassen? Das ist keine Kritik an der schauspielerischen Leistung von Richard Madden, Idris Elba oder irgendwem sonst im Film. Ich denke mir nur, so französisch, wie der Film im Rahmen ist, warum nicht französische Schauspieler für die Hauptrollen nutzen und eine französische Organisation statt die CIA? Das ist insgesamt etwas schade, trotzdem haben mich die Figuren von Mason und Briar genug angesprochen, dass ich interessiert wäre an einem „Bastille Day 2“ Fortsetzung mit den beiden. Zwar hat der Film in sich ein gutes und schlüssiges Ende, jedoch ist die Zukunft für Mason aufgrund der Ereignisse im Film fragwürdig und ich hätte gerne gesehen, wie es speziell mit ihm nun weitergegangen wäre. Mir ist nicht bekannt, dass eine Fortsetzung auch nur in Planung wäre und zweifle auch, dass eine Fortsetzung mit den Charakteren kommen wird.

Montag, 23. Dezember 2019

M&M: Charlie und die Schokoladenfabrik

 Ich mag und respektiere Roald Dahl als Schriftsteller und sehe mir „Mathilda“ beispielsweise immer wieder gerne an und habe selbst als Erwachsene noch „Sophiechen und der Riese“ mit Freude gelesen. Vielleicht werde ich irgendwann einmal das Buch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von ihm lesen, was die Vorlage für den gleichnamigen Film aus dem Jahr 2005 bot.

Um ehrlich zu sein, mag ich den Film nicht besonders. Er ist von Anfang an vorhersehbar und die gesamte Aufmachung insgesamt einfach nur nervig. Ein typischer Tim Burton Film mit den „üblichen Verdächtigen“: neben Danny Elfman, der die Filmmusik komponierte, wie bei fast allen Tim Burton Filmen, haben wir Johnny Depp als Willy Wonka in der Hauptrolle und Helena Bonham Carter (damals noch feste Freundin von Tim Burton) als die Mutter von Charlie Bucket (Freddie Highmore). Charlies Familie ist so arm, dass sie sich kaum auch nur ein Essen leisten kann. Trotzdem ist es ausgerechnet Charlie, der eines der wenigen goldenen Tickets gewinnt. Das goldene Ticket erlaubt es Charlie und den anderen Kindern Willy Wonka in seiner berühmten Schokoladenfabrik zu besuchen und einen Rundgang dort zu erleben, den sie alle wahrlich nie mehr vergessen werden.

Während Charlie ein Junge ist, dem man nicht wünschen würde, dass er in den ärmlichen Verhältnissen aufwächst, in denen er lebt, sind die anderen Kinder, die die übrigen goldenen Tickets bekamen frech und verwöhnt. Entsprechend ihrer Eigenarten gerät jedes der verwöhnten Kinder in eine miese Situation. Nur Charlie, der durch seine bisher armen Familienverhältnisse quasi schon genug gestraft wurde in seinem Leben, geht positiv aus dem Rundgang durch die Fabrik hervor. Am Ende hat auch Willy Wonka, der entfremdet von seinem Vater lebt, dazugelernt. Gähn. Tatsächlich hatte ich am Ende das Gefühl, dass der Film eher „Willy Wonka und die Schokoladenfabrik“ hätte heißen sollen, denn irgendwie geht es doch die meiste Zeit letztlich um Willy Wonka, seine Lebensweise und seine Fabrik und nicht um Charlie Bucket.

Der Film bzw. die Fabrik ist in für Tim Burton typisch schrillen Farben gestaltet. Als Fan von Danny Elfmans Musik hatte ich mir zuerst die Musik mehrfach angehört, ehe dann zufällig der Film im Fernsehen lief. Ich weiß nicht, ob meine Eltern wussten, um was es in dem Film geht oder ob es ein Tim Burton Film ist bzw. in einigen Teilen ein Musical. Ich weiß nicht, was meine Eltern effektiv am meisten störte. Jedenfalls schalteten sie den Film nach kurzer Zeit ab. Ich sah ihn mir später alleine ganz an. Dabei hatte ich das Gefühl, dass die Musik von Danny Elfman alles zusammenhält und es insbesondere in der Fabrik letztlich nur von einem Lied zum nächsten ging. Ich mochte die Musik. Vor allem die ersten Stücke des Albums (die Stücke 1-5) sind lustig und so unterschiedlich, wie die Charaktere, um die es jeweils geht („Wonka's Welcome Song“, „Augustus Gloop“, „Violet Beauregarde“, „Veruca Salt“, „Mike Teavee“). Danny Elfman hat die Lieder selbst eingesungen und nach eigener Erzählung beim Schreiben der Lieder so heftige Lachanfälle gehabt, dass seine Frau öfters gekommen ist und geschaut hat, ob alles in Ordnung ist. Ich kann es mir gut vorstellen. Die Stücke sind „schräg“, peppig und dynamisch. Mit „Augustus Gloop“ wird aber schon deutlich, dass den Kindern nichts wirklich schlimmes passieren wird. Natürlich nicht! Es ist ein Kinderfilm und so ungezogenen die Kinder sind, wünscht ihnen niemand etwas böses („But don't, dear children be alarmed, Augustus Gloop will not be harmed, Augustus Gloop will not be harmed“). Die Nummern 13-15 („Loompa Land“, „The Boat Arrives“, „The River Cruise“) und 18 („The River Cruise – Part 2“) sind übrigens deutlich düsterere Titel. Es ist also durchaus nicht alles rein fröhliche Musik. Nach langer Zeit höre ich die Filmmusik gerade wieder, während ich diesen Blogeintrag schreibe.

Ich würde fast vorschlagen, man könnte sich den Film sparen und nur die Filmmusik anhören. Natürlich sieht man damit nicht, wie die Kinder sind oder wie sie in die Situationen geraten, die ihnen eine Lektion erteilen. Man erfährt alleine durch die Filmmusik auch nicht das Ende, wie es Willy Wonka und Charlie Bucket nach dem Rundgang durch die Fabrik ergeht. Ich mag Helena Bonham Carter, die als Mutter nur kurz im Film zu sehen ist und ich mag auch Freddie Highmore. Trotzdem würde ich persönlich mir viel lieber und gerne wiederholt die Filmmusik anhören, die ich alleine weitaus unterhaltsamer finde in ihren Klängen und Texten als den schrillen, vorhersehbaren Film öfters anzusehen. Vermutlich werden die meisten sich trotzdem nach der Filmmusik auch den Film ansehen wollen. Dazu kann ich nur sagen: Ansehen auf eigene Gefahr!


Sonntag, 27. Januar 2019

M&M: Stand and Deliver


Dieser Film aus dem Jahr 1988 basiert auf dem wahren Leben des Mathematiklehrers Jaime Escalante. Jammert nicht sofort, ohne euch den Film erst angesehen zu haben. Dieser Film kam raus, bevor einige der, traurigerweise bekannteren, „wahres Leben Lehrer Geschichten“ erschienen. Übrigens wird der echte Jaime Escalante auf imdb zitiert gesagt zu haben, dass der Film „90% Wahrheit und 10% Drama“ wäre, was meiner Meinung nach ziemlich gut ist.

Jaime Escalante was ein wirklich strenger Lehrer. Musste er sein, da er eine Klasse Jugendlicher hispanischer Immigranten unterrichtete. Er wird gespielt von Edward James Olmos. Einige von euch dürften ihn aus Battlestar Galactica als William „Bill“Adama kennen. Olmos hat eine Oscar-Nominierung erhalten für seine Rolle als Escalante. Der Film konzentriert sich hauptsächlich auf den Mathematikunterricht. Aber wir sehen auch kurze Einblicke in Escalantes Privatleben. Er hat einen Sohn, der von Olmos' echtem Sohn gespielt wird, Bodie Olmos.

Escalante muss den Jugendlichen Mathematik beibringen und ist wirklich mit Leidenschaft dabei, was sicherlich den Jugendlichen hilft, Interesse zu bekommen und im Unterricht zu aufzupassen. Er ist ehrlich zu den Schülern und sagt ihnen das zwei Punkte gegen sie sprechen: ihr Name und ihre Hautfarbe. Das wird die Welt annehmen lassen, dass sie wenige wissen als sie tun. Ihre Chefs auf der Arbeit werden sich nicht um ihre Probleme kümmern, also würde er es auch nicht. Er hilft letztlich trotzdem einer Schülerin, als er herausfindet, dass ihre Eltern sie von der Schule genommen haben und spricht mit dem Vater. Natürlich hat die Klasse auch einen Unruhestifter. Escalante nennt ihn „Finger Man“ aus offensichtlichen Gründen. Ich mag die Art, wie Escalante auf ihn reagiert, indem er ihm ein bisschen coole Mathematik mit seinen Fingern zeigt. Basierend auf den Youtube Kommentaren bin ich nicht die einzige Person, die sich wünschte, dass meine Lehrerin mir diesen Trick beigebracht hätte. Ihr werdet wissen, was ich meine, wenn ihr den Film anseht und zu dieser Szene kommt.

Die Schüler werden gut genug, dass sie in ihrem Abschlussjahr den AP Calculus machen können. Escalante unterrichtet die Schüler dafür im Sommer Stunden in fortgeschrittener Mathematik als Vorbereitung darauf. Die anderen Lehrer werden zynisch Escalante gegenüber. Sie glauben nicht, dass die Schüler fähig dazu sind. Aber Escalante und die Schüler zeigen ihnen, dass sie falsch liegen. Sie machen den Test und bestehen ihn auch. Allerdings zweifelt der Educational Testing Service die Ergebnisse an. Sie beschuldigen die Schüler betrogen zu habe, da mehrere Schüler die gleichen Fehler haben. Escalante glaubt, dass Rassismus dahinter steckt. In einer kurzen Szene, wo sie versuchen einige Schüler zu befragen, wird einer von ihnen vermeintlich weich und hat genau die richtigen Antworten. Übrigens ist unter den Leuten, die sie befragen ist ein recht junger Andy Garcia als Dr. Ramirez. Ihr könnt sehen, dass er deutlich darum kämpft, nicht mit den Studenten mit zu lachen, aber er zeigt immerhin ein kurzes Lächeln, bevor er mit seinen Kollegen weggeht. Escalante schlägt vor, dass die Schüler den Test wiederholen. Ihnen wird der Wunsch gewährt mit nur einem Tag Vorbereitungszeit dafür.

Wie haben sie beim zweiten Mal im Test abgeschnitten? Seht es selbst. Wirklich, schaut euch den Film an. Ich weiß, er ist alt, aber er hat einige großartige Szenen. Meiner Meinung nach sehr sehenswert.

Dienstag, 25. Dezember 2018

M&M: Passengers

Der Film Passangers von 2008 erzählt die Geschichte der Psychotherapeutin Claire Summers (Anne Hathaway), die gerufen wird, die einzigen fünf Überlebenden eines Flugzeugabsturzes zu betreuen. Eric (Patrick Wilson) ist einer der Überlebenden und ungewöhnlich fröhlich bis euphorisch nach dem Crash. Er weigert sich, an den Gruppentreffen teilzunehmen und bestätigt Claire mehrfach, dass er kein Patient sei. Er lehnt eine Therapie völlig ab. Claire und Eric kommen sich über „Hausbesuche“ trotzdem näher. Während dessen verschwinden die anderen Überlebenden. Eric hat bereits bei seiner ersten Begegnung mit Claire angedeutet, sie sollte mit ihrer Schwester Kontakt aufnehmen. Doch auf Anrufversuche reagiert sie nicht und als Claire sie besucht, ist sie nicht zu Hause. Dafür trifft sie einen Vertreter der Fluggesellschaft, der ihr versichert, dass alle Passagiere gestorben seien und der Pilot am Unglück Schuld gewesen sei. Der Mann lässt einen Pilotenkoffer stehen. In ihm findet Claire eine Passagierliste. Auf dieser Liste ist auch ihr eigener Name.

Der Film ist insgesamt recht ruhig ohne große Action-Szenen. Mir persönlich hat vor allem die Beziehung zwischen Claire und Eric besonders gefallen und das Zusammenspiel der beiden Schauspieler. Claire ist bemüht ihm zu helfen, zu seinen Bedingungen, indem sie ihn nicht zu den Treffen der anderen zwingt. Eric wiederum wirkt, zumindest für mich, trotz (oder gerade wegen?) seiner positiven, draufgängerischen, euphorischen Art sympathisch.

Die Auflösung, was es mit den Passagieren auf sich hat, ist am Ende vermutlich nicht besonders überraschend und aus ähnlichen Filmen bekannt. Am Ende ist der Film für mich gar nicht mal so sehr ein Mystery-Thriller oder Drama, als die er durchaus gesehen werden kann. Für mich handelt der Film vor allem um Beziehungen zu einander und von Menschen, die um andere bemüht sind. Claire ist bemüht um die Passagiere und ihre Nachbarin (gespielt von Dianne Wiest) und andere sind ebenso um sie bemüht. Wie sehr und warum wird für sie erst gegen Ende deutlich.

Als ich den Film das erste Mal sah, dachte ich unweigerlich an eine gewisse bekannte Fernsehserie. Das Ende dieser Serie und damit die Auflösung, was mit diesen Charakteren dort los ist, hat viele enttäuscht. Ich selbst schaffte es nicht weiter als bis zum Ende der ersten Staffel dieser Serie. So bekannt die Wendung von Passengers möglicherweise am Ende ist, halte ich die Art, wie Passengers erzählt wird und konstruiert ist für weitaus besser und fairer dem Zuschauer gegenüber als die Serie war.

Bei all den Beziehungen und Bemühungen um andere Menschen, gibt es eine Chance für die Beziehung zwischen Claire und ihrer offenbar entfremdeten Schwester? Das müsst ihr euch selbst anschauen.

Dieser Film spielt nicht zur Weihnachtszeit, nicht einmal im Winter. Entscheidend für mich, ihn als Rezension im Dezember auszuwählen war eine Bemerkung von Eric: „That crash. It's like being born again.“ („Dieser Absturz. Es ist wie eine Wiedergeburt.“) Weihnachten feiert die Geburt von Jesus (wenn auch nicht seine Wiedergeburt) und ist mehr als andere christliche Feste ein Fest der Beziehungen.


Sonntag, 25. November 2018

M&M: In der Stunde des Luxes

Ein junger Mann taucht in einem verschneiten kleinen Ort auf und tötet, scheinbar grundlos und brutal ein älteres Ehepaar in einem Haus. Der Mann, mit Namen Drengen, wird gefasst und in den Hochsicherheitsbereich eines Gefängnisses gebracht. Dort wagt die junge Psychologin Lisbeth ein Experiment und gibt den Inhaftierten Haustiere. So auch Drengen, der eine rothaarige Katze erhält. Ein anderer Insasse wird jedoch neidisch wird während eines Freigangs im Hof, die Katze über die Mauer. Drengen, der überraschend eine starke Bindung zu dieser Katze aufgebaut hat, tötet daraufhin den anderen Insassen. Die Katze kann wieder gefunden werden. Doch Lisbet muss das Experiment abbrechen. Da es die letzte Nacht mit den Tieren ist, bekommt Drengen die Katze zum Abschied zurück. Doch dieser behauptet, es wäre gar nicht seine Katze. Er ist überzeugt, dass Gott durch die Katze zu ihm spricht und ihn zum Suizid drängen will. Lisbet weiß sich keinen anderen Rat und zieht die Pastorin Helen hinzu.

Drengen ist völlig verschlossen und es ist nichts Sinnvolles von ihm zu erfahren. Helen überredet daher einen Wärter, sich über Nacht mit Drengen in die Zelle schließen zu lassen. In der Nacht fängt Drengen an zu reden und die Dinge fangen an, mehr Sinn zu machen als er von seiner Vergangenheit zu erzählen beginnt. Was er erzählt, müsst ihr selber schauen. Der Originaltitel des dänisch-schwedischen Films lautet im Übrigen: I lossens time.

Wie schon oben zu erkennen ist, handelt es bei Drengen um einen jungen Mann, der vor brutaler Gewalt in keiner Weise zurück schreckt. Insofern ist es kein ganz einfacher Film. Abgesehen von den beiden Morden beeindruckt der Film jedoch durch ausgesprochene Ruhe und macht, durchaus auch nach dem Abspann noch, nachdenklich über Themen wie Schuld, Vergebung und Glaube.

Vorlage des Films war übrigens das Theaterstück In der Stunde des Luchses (Originaltitel: Lodjurets Timma) des schwedischen Schriftstellers Per Olov Enquist und ist als ein Stück für fünf Personen konzipiert, im April 1988 in Stockholm uraufgeführt worden. Die erste deutsche Aufführung fand 1992 in Ingolstadt statt. 1991 produzierten außerdem der Hessische Rundfunk zusammen mit dem Sachsen Radio eine Hörspielfassung des Theaterstücks.

Mittwoch, 31. Oktober 2018

M&M: Candyman


Helen Lyle (Virginia Madsen) ist eine Doktorandin in Chicago und erforscht urbane Legenden. Während ihrer Recherchen stößt sie auf eine lokale Gestalt: den Candyman. Candyman war ursprünglich der Sohn von Sklaven, der es jedoch zu Reichtum brachte, indem er während des Bürgerkriegs eine Methode für die Massenproduktion von Schuhen entwickelte. Er verliebte sich in eine weiße Frau, die schwanger von ihm wurde. Seinem Vater gefiel das gar nicht. Er hetzte eine Bande auf ihn und ließ ihn brutal ermorden. Die rechte Hand wurde ihm abgesägt und nachdem man ihn mit Honig übergossen hatte, stachen ihn hunderte von Bienen schließlich zu Tode. Doch wenn man sich vor einen Spiegel stellt und fünfmal seinen Namen sagt, kommt er als Candyman zurück und hat an Stelle seiner rechten Hand einen Haken. Die Person, die seinen Namen ausgesprochen hat wird daraufhin von ihm ermordet.

Helen und ihre Freundin Bernadette Walsh (Kasi Lemmons) wollen es probieren. Doch Bernadette zögert und geht, ehe sie den Namen fünfmal ausgesprochen hat. Helen nennt ihn fünfmal. Daraufhin geschehen seltsame Dinge. Die Polizei wird auf Helen aufmerksam und es ist letztlich Candyman selbst, der ihr hilft. Doch Helen muss diesen Fluch beenden.

Ob sie es schafft und wie die Geschichte zu Ende geht, müsst ihr selbst sehen.

Aufmerksam auf den Film wurde ich, als ich vor einiger Zeit eine Liste von Filmplakaten sah. Das von Candyman sprach mich besonders an. Es ist nicht viel zu sehen. Gerade einmal ein Auge einer Person, aber die Pupille vom Auge hat die Form einer Gestalt (Candyman) und am Auge selbst ist noch eine einzelne Biene zu sehen. Diese Kombination sprach mich so sehr an, dass ich mir letztlich den Film ansah. Der Film ist recht brutal. Alleine die Geschichte um die Entstehung von Candyman dürfte dies deutlich machen. Allerdings wird kaum Gewalt tatsächlich gezeigt. Es sind eher Bilder mit Blut, teils recht viel davon. Die brutalen Taten selber werden aber immer nur erzählt oder bestenfalls angedeutet und nicht direkt gezeigt. Vielleicht habe ich die geschnittene Version ab 16 Jahren gesehen. Ich bin mir nicht mehr sicher. Es gibt auch eine ab 18. Ihr solltet in jedem Fall keine Angst vor Bienen haben. Virginia Madsen wurde angeblich hypnotisiert, um bestimmte Szenen mit Bienen drehen zu können. Wer weiß, ob das stimmt, oder ob das nicht selbst eine „urbane Legende“ ist. Jedenfalls sind vor allem zum Ende hin viele Bienen zu sehen.

Der Film basiert auf der Kurzgeschichte „The Forbidden“ von Clive Barker, zu finden in Band 5 seiner „Bücher des Blutes“ (Books of Blood). Aktuell habe ich die Geschichte noch nicht gelesen und kann daher nichts zum Vergleich selber sagen. Douglas E. Winter spricht allerdings über Clive Barker und „The Forbidden“ sowie Parallelen und Unterschiede zu „Candyman“ in einem ca. 18 Minütigen Video Candyman [A Story To Tell: Clive Barker's 'The Forbidden'] (englisch) positiv für den Film aus und auch die Änderungen, die gemacht wurden im Vergleich zur Kurzgeschichte.

Interessanter Fakt: Kasi Lemmons, die Helens gute Freundin spielt, spielt auch in „Das Schweigen der Lämmer“ eine gute Freundin für die Hauptdarstellerin Jodie Foster.

Samstag, 25. August 2018

M&M: Buried - Lebendig begraben

Die Handlung von Buried – Lebendig begraben von 2010 ist einfach: Paul (Ryan Reynolds), ein amerikanischer Lasterfahrer war im Irak unterwegs, als er überfallen wurde und nun in einer Kiste begraben wieder aufwacht. Neben der Kleidung am Körper hat er nur ein Feuerzeug und ein Handy.

Ryan Reynolds ist in jüngerer Zeit bekannt geworden durch seine Darstellung als Wade Wilson/Deadpool. So sehr es vor allem Comic-Fans vermutlich Spaß macht, Reynolds in dieser Rolle zu sehen, er kann auch ernst spielen und überzeugen mit den begrenzten Möglichkeiten, die ihm Buried - Lebendig begraben bietet. Wer Action erwartet und viel Bewegung, der sollte sich von diesem Film fernhalten. Eine Handlung in dem Sinne gibt es nicht. Ein Mann ist in einer Box gefangen. Doch genau das faszinierte mich an der Geschichte: die große Einschränkung an Möglichkeiten für den Schauspieler in dieser Situation.

Abgesehen von Stimmen von anderen Leuten, mit denen Paul über sein Handy spricht, trägt Ryan Reynolds den Film praktisch alleine. Reynolds schafft es, meiner Meinung nach, dennoch erfolgreich Spannung aufzubauen und über 90 Minuten zu halten. Ich fühlte mich ihm und konnte die Beklemmung und Enge in der Kiste mit fühlen. In dieser Zeit kommen sowohl bei Paul als auch für den Zuschauer viele Fragen auf: Wie kam er in diese Kiste? Wo befindet er sich jetzt? Selbst wenn er Personen auf seinem Handy erreichen kann, wie finden sie zu ihm? Finden sie noch rechtzeitig zu ihm, ehe ihm Sauerstoff und/oder der Akku vom Handy ausgeht? Zumindest als Zuschauer fragt man sich, ob Paul es eventuell auch verdient hat, in der Kiste zu stecken. Um zu erfahren ob oder wie diese Fragen beantwortet werden, müsst ihr euch den Film selbst anschauen.

Dienstag, 31. Juli 2018

M&M: Im Herzen der See

Es scheint passend, nachdem ich vom Walmit über 80 Plastiktüten im Magen schrieb, jetzt einen Film über Wale und das Meer zu besprechen: „Im Herzen der See“ (In The Heart Of The Sea).

Regie führte in diesem Film von 2015 Ron Howard, der mit „Apollo 13“ und „A Beautiful Mind“ bereits Filme nach wahren Begebenheiten schuf.

„Im Herzen der See“ erinnert von der Art ein bisschen an „Titanic“ von 1997: ein wahres Schiffsunglück und einer der (vermeintlichen) Überlebenden erzählt jemand anderem die Geschichte. Der Film hier erzählt im Grunde die Geschichte hinter dem Weltklassiker „Moby Dick“ von Herman Melville. Der Untergang des Walfängers „Essex“ 1820 war unter anderem Inspiration für den Roman. Der Film „Im Herzen der See“ basiert auf dem Buch „Im Herzen der See. Die letzte Fahrt des Walfängers Essex“ (Originaltitel: In the Heart of the Sea: The Tragedy of the Whaleship Essex) geschrieben von Nathaniel Philbrick.

Um 1800 wurde exzessiv Walfang betrieben. Am 12. August 1819 fuhr die Essex mit der insgesamt 21 Mann starken Besatzung los. Anzumerken hierbei ist, dass Das Schiff kenterte gerade einmal 3 Tage später. Der letzte Kapitän der Essex war George Pollard (gespielt von Benjamin Walker). Dem Film nach bekam Pollard den Posten des Kapitäns weniger wegen seiner Fähigkeiten, sondern aufgrund seiner Familiengeschichte und wurde somit hineingeboren in diese Position. Obermaat Owen Chase (Chris Hemsworth) gefällt das gar nicht. Er ist nämlich sehr wohl fähig und wünscht sich sehr, selber Kapitän zu sein. Das führt zwischen den beiden zu Spannungen. Außerdem ist noch Henry Coffin (Frank Dillane) als Schiffsjunge dabei. Der gerade einmal 17 Jahre alte Coffin war Cousin von Pollard.

Am 20. November 1820 traf die Mannschaft schließlich auf eine Gruppe Wale. Ein Wal griff dabei eines der Boote derart heftig an, dass die Besatzung des Bootes die Leine kappen musste. Nachdem man anschließend wieder auf die Essex zurück wollte, hatte diese so starke Schlagseite, dass ein Teil der Unterseite sichtbar war. Die Mannschaft bemühte sich, die Essex wieder aufzurichten, wurde jedoch mehrfach von einem Wal angegriffen. Die Wucht des Angriffs war derart stark, dass einige Planken barsten. Die Mannschaft konnte noch einiges an Proviant von der Essex in die Fangboote umlagern, ehe die Essex am 22. November sank.

Das Problem bei der folgenden Fahrt war, dass die 3 Fangboote nicht gebaut waren für die lange Fahrt auf hoher See, die der Mannschaft nun bevor stand. Fangboote sind gebaut für kurze, schnelle Fahrten.

Owen Chase (der erste Steuermann) und Thomas Nickerson (der Schiffsjunge) waren unter den 8 Überlebenden der ursprünglich 21 Besatzungsmitgliedern. Herman Melville heuerte 1841 in Nantucket auf einem Wahlfangschiff an. Dabei lernte er Owen Chases Sohn kennen, der Melville das Tagebuch seines Vaters zum Lesen gab. Inspiriert von diesen Aufzeichnungen schrieb Melville einen Roman, „The Wale“, der heute als „Moby Dick“ als Weltliteratur bekannt ist. Im Film geht Herman Melville (Ben Wishaw) zu Thomas Nickerson (Brendan Gleeson), also einem direkten Überlebenden, um sich von ihm die Ereignisse auf der Essex erzählen zu lassen. Wahrscheinlich macht es mehr Sinn, den Film als Rückblende von einem Überlebenden erzählen zu lassen. Stattgefunden hat diese Begegnung jedoch nicht.

Übrigens sah ich den Film „Der Aufstand der Wale“ (Moby Dick: Heart of a Whale) aus dem Jahr 2015 unter der Regie von Jürgen Stumpfhaus. Darin wird die Vermutung geäußert, dass gewisse Klänge, die Wale zur Kommunikation untereinander nutzen ähnlich der Arbeiten des Schmiedes an den Harpunen der Union 1807 war und ebenfalls den Beibotreparaturen der Essex 1820. Möglicherweise haben Wale die Reparaturarbeiten als Walklänge missverstanden und deshalb die beiden Schiffe angegriffen.


Montag, 30. Juli 2018

Nägel schneiden. Die rechte Hand oder die linke Hand zuerst?

Da ich gerade meine Fingernägel geschnitten habe, dachte ich, nicht zum ersten Mal, an eine Szene aus dem Film "Nymphomaniac 1".

Ein alter Mann begegnet einer jungen Frau und lässt sie bei sich wohnen. Er stellt sich als "Seligman" vor, was ihr ein seltsamer Name scheint. Er erklärt, dass das "der Glückliche" bedeutet. Sie selbst nennt sich Joe und fragt, ob er glücklich wäre.

Seligman: Ja, ich glaube schon. Auf meine Weise. Auch wenn ich zu den Menschen gehöre, die zuerst die Nägel der rechten Hand schneiden.
Joe: Und was bedeutet das?
Seligman: Na, ich teile die Menschen in 2 Gruppen auf: Die Menschen, die zuerst die Nägel der linken Hand schneiden und die Menschen, die zuerst die Nägel der rechten Hand schneiden. Meine Theorie ist es, dass die Menschen, die die die Nägel der linken Hand zuerst schneiden unbeschwerter sind. Sie scheinen sich mehr am Leben zu freuen, weil sie zuerst die leichtere Aufgabe angehen und die schwierige für später aufsparen. - Und wie machen Sie es?
Joe: Die linke Hand. immer die linke zuerst. Ich glaube nicht, dass man eine Wahl hat, sich immer erst auf das Angenehme stürzen und wenn man mit der linken Hand fertig ist, ist nur noch die rechte Hand übrig und die ist dann die leichteste, die noch bleibt.
Seligman: So habe ich das noch nie gesehen. - Ja, man... man ist nie zu alt. Nie zu alt dazu zu lernen.

Welche Hand schneidet ihr zuerst? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.

Samstag, 30. Juni 2018

M&M: A Ghost Story

Der Titel wirkt offen und gerade heraus, worum es geht, eine typische Geistergeschichte, aber das ist "A Ghost Story" aus dem Jahr 2017 ganz und gar nicht. Geschrieben hat die Geschichte David Lowery, der auch Regie führte.

Erzählt wird die Geschichte eines jungen Paares (Rooney Mara und Casey Affleck), das in einem kleinen Haus lebt. Die Frau würde gerne ausziehen, aber der Mann möchte nicht. Er mag die Geschichte des Hauses, sagt er ihr. Sie erzählt ihm, dass sie als Kind viel umgezogen ist und jedes Mal einen kleinen Zettel beschriftet und in einer Ritze vom Haus versteckt, damit falls sie noch einmal wieder käme, etwas auf sie dort warten würde. Kurz bevor sie doch ausziehen, stirbt der Mann durch einen Autounfall. Die Frau sieht sich den toten Mann noch ein letztes Mal im Krankenhaus an und deckt ihn schließlich mit dem Laken ganz zu. Nachdem sie gegangen ist, wird der Körper unter dem Laken lebendig. Er ist ein Geist geworden. Bedeckt durch das Laken geht er erst durch das Krankenhaus und schließlich zurück zu seinem Haus, an das er scheinbar gebunden ist und nicht weg kann.

Er beobachtet seine trauernde Frau. Es ist irgendwie ein wenig belustigend und doch traurig, den Geist mit seinem Laken zu sehen, wenn er im Raum steht oder sitzt, sich kaum oder gar nicht bewegt. Als der Geist eines Tages aus dem Fenster schaut, sieht er im Nachbarhaus ebenfalls einen Geist am Fenster stehen. Sie reden kurz.

Mit der Zeit findet die Frau einen neuen Partner und zieht aus. Einer der wenigen Momente im Film, die etwas gruselig und typisch Poltergeist werden, als der Geist wütend (oder ist es neidisch?) wird. Normalerweise würden wir uns in solchen Momenten in Filmen gruseln. Hier hat die Szene eher etwas bitter süßes. Wie sie ihrem Partner vorher erzählt hat, versteckt die Frau auch jetzt einen beschrifteten Zettel in einer Ritze im Haus.

Eine Mutter zieht mit ihren zwei Kindern ein. Sie feiern Weihnachten. Doch mit dem Geist kommen sie nicht klar und nach einem weiteren Wutanfall des Geistes, bei dem Teller an die Wand fliegen, zieht die Familie wieder aus.

Schließlich wird das Haus platt gemacht. Der "Nachbargeist" ist bereit zu gehen. Nur "unser" Geist bleibt und ist auch immer noch dort, als statt des kleinen Hauses ein Hochhaus mit Büroräumen entstanden ist. Nachdem der Geist sich verzweifelt vom Hochhaus stürzt, findet er sich im 19. Jahrhundert wieder. Eine Familie von Siedlern möchte ein Haus bauen. Das Mädchen der Familie beschriftet einen kleinen Zettel, legt diesen auf den Boden und legt einen Stein darauf. Die Familie wird von amerikanischen Ureinwohnern getötet. Der Geist bleibt bei der Familie und sieht zu, wie der Körper des Mädchens nur noch Knochen sind.

Ob der Geist am Ende seinen Frieden findet und wie der Film aus geht, müsst ihr selbst anschauen. Ein Film mit dem Titel "A Ghost Story" würden Leute, die Horrorfilme nicht mögen sicher erst einmal meiden. Ich kann ihn aber wirklich jedem wärmstens empfehlen. Der Film ist überhaupt kein Gruselfilm und die beiden Momente, die Poltergeist-ähnlich werden, sind bereits oben erwähnt. Gruseliger wird es nicht. Statt dessen beeindruckt der Film durch seine ruhige Art, nicht zuletzt durch kaum Dialog, langen Szenen ohne Schnitt oder Kamerabewegung und einem sehr schönen Soundtrack von Daniel Hart. Außerdem ist der Film im Format 1.33 : 1, statt des üblichen 2.35 : 1. Das heißt, dass links und rechts schwarze Balken sind. Außerdem sind die Ecken rund, was dem Film insgesamt eine ganz eigene Atmosphäre gibt.

Ich kam erst neulich zufällig auf den Film, weil ich den Titel irgendwo im Internet in einer Liste von Filmen gelesen hatte. Sicherlich werde ich mir in nächster Zeit noch weitere Filme von David Lowery ansehen, nachdem mir jetzt "A Ghost Story" wirklich gut gefallen hat.

["Ain't Them Bodies Saints" (The Saints - Sie kannten kein Gesetz) ist ein weiterer Film von David Lowery, wieder spielen Rooney Mara und Casey Affleck mit und ja, Daniel Hart komponierte auch hier die Musik. Hab den Film noch nicht gesehen. Vielleicht sehe und bespreche ich ihn aber bald.]

Sonntag, 24. Juni 2018

Regen

Heftigere Regenfälle in den letzten Wochen haben mich unweigerlich an gewisse Filmzitate denken lassen.

Ich hatte schon vor Monaten wiederholt die ersten 6 Folgen von "The Tick" gesehen. In Folge vier (Party Crasher) kommt der Rächer Overkill zurück zu seinem Boot, das eine künstliche Intelligenz besitzt und auf den Namen "Dangerboat" hört. Kurz darauf will Overkill wieder gehen.

Dangerboat: Du bist doch eben erst zurückgekehrt.
Overkill: Das Verbrechen hat diese Stadt übernommen. Diese Menschen müssen bestraft werden. Sie sind sowieso nur Tiere. Es wird Zeit, dass der wahre Regen fällt und den Abschaum von der Straße spült.

(Crime has overtaken this city. There must be punishment. They're all animals, anyway. It's time for the real rain to come and wash all this scum off the street.)

Filmfans dürften die Worte recht bekannt vorkommen. Auch Dangerboat entgeht eine gewisse Ähnlichkeit nicht und antwortet darauf entsprechend.

Dangerboat: Travis Bickle.
Overkill: Was?
Dangerboat: Taxi Driver.
Overkill: Halt die Fresse.

Zum Vergleich Travis Bickle (Roberd de Niro) in "Taxi Driver":

10. Mai. Endlich hat es geregnet. Dreck und Abfälle wurden von den Bürgersteigen gespült. Ich arbeite bis zur Erschöpfung. Von abends um sechs bis morgens um sechs oder acht. Sechs Tage die Woche, manchmal auch sieben. Das schlaucht, aber es hält mich auf Trab. Pro Woche mache ich $300 – 350. Wenn ich die Uhr abstelle, schaffe ich noch mehr. Wenn es dunkel wird, taucht das Gesindel auf. Huren, Betrüger, Schwuchteln, Drogensüchtige, Junkies. Syph-Kranke. Eines Tages wird ein großer Regen diesen Abschaum von der Straße spülen.

(May 10th. Thank God for the rain which has helped wash away the garbage and trash off the sidewalks. I'm workin' long hours now, six in the afternoon to six in the morning. Sometimes even eight in the morning, six days a week. Sometimes seven days a week. It's a long hustle but it keeps me real busy. I can take in three, three fifty a week. Sometimes even more when I do it off the meter. All the animals come out at night - whores, skunk pussies, buggers, queens, fairies, dopers, junkies, sick, venal. Someday a real rain will come and wash all this scum off the streets.)

Donnerstag, 31. Mai 2018

M&M: Murder In The First - Lebenslang in Alcatraz

Der Film ist aus dem Jahr 1995 und basiert auf wahren Begebenheiten. Wie wahr diese Begebenheiten sind, dazu später mehr.

Die Handlung beginnt 1938. Erzählt wird die Geschichte von Henri Young (toll gespielt von Kevin Bacon), der als Krimineller in Alcatraz, dem berühmten Gefängnis auf der kleinen Insel vor San Francisco, einsitzt. Die ersten 20 Minuten des Films sind nicht unbedingt schön anzusehen. Denn Young ist nach einem Fluchtversuch mit anderen Strafgefangenen in Einzelhaft und wird echt mies behandelt, um nicht zu sagen gefoltert. Nach mehreren Jahren in Einzelhaft kommt er schließlich wieder zu den anderen Gefangenen. Zum Mittagessen stößt er auf einen anderen Gefangenen, Rufus 'Ray' McCain (David Michael Sterling), der ursprünglich mit Young den Fluchtversuch gemacht hatte. Young stürzt sich mit einem Löffel auf McCain und bringt diesen letztlich um, was prompt zu einer erneuten Isolationshaft führt.

Der junge Anwalt James Stamphill (Christian Slater) soll Young im Gerichtsverfahren an dem Mord an McCain vertreten. Aus seiner Sicht wird die Geschichte letztlich auch erzählt. Der Fall scheint zunächst klar und nichts besonderes zu sein. Doch Stamphill braucht eine Weile, bis er Zugang zu Young findet und dieser überhaupt auch nur ein Wort mit ihm spricht. Die Dialoge zwischen den beiden, insbesondere als Young in den Zeugenstand gerufen wird und gegen seinen ausdrücklichen Wunsch, Fragen beantworten muss, sind ein tolle Dialoge mit viel Witz und Humor, der mich persönlich sehr angesprochen hat. Ein wunderbares Zusammenspiel von Kevin Bacon und Christian Slater.

Nachdem Henri Young über Jahre in Einzelhaft war und dadurch kaum von Resozialisierung zu sprechen ist, muss sich am Ende nicht nur Henri Young vor Gericht erklären, sondern auch die Wärter und vor allem die Gefängnisleitung müssen ihr Verhalten rechtfertigen.

Im Film wird Henri Young als fast Unschuldiger dargestellt, der erwischt wurde, wie er 5 Dollar klaute, um für sich und seine Schwester zu sorgen und ansonsten, bis zum Mord an dem Mitgefangenen, nicht weiter kriminell war. Die Realität sieht etwas anders aus.

Henri Young gab es wirklich. Ebenso den Mitgefangenen Rufus McCain. Gemeinsam mit noch anderen, versuchten sie aus dem Gefängnis zu fliehen. Soviel ist wahr.(Laut wikipedia jedoch erst 1 Jahr später als im Film, nämlich 1939.) Allerdings war Henri Young bei weitem nicht so unschuldig. Schon bevor er nach Alcatraz kam, war der „echte“ Henri Young ein verurteilter Bankräuber, der sogar bekannt dafür war aggressiv Geiseln zu nehmen. Von nur mal 5 Dollar klauen, um sich und seine Schwester zu versorgen und dabei erwischt zu werden, kann also bei Weitem nicht die Rede sein.

Die Argumentation im Film, dass nicht Henri Young selbst Schuld am Mord an McCain ist, sondern die Haftbedingungen und lange Isolation, war wirklich die Argumentation der Verteidigung. Ohne das Ende der Gerichtsverhandlung im Film vorwegzunehmen, möchte ich dennoch soviel sagen, dass Henri Youngs Leben nicht so endete, wie es Stamphill (Christian Slater) erzählt. Die Wahrheit ist, dass Henri Young 1948 in ein anderes Gefängnis verlegt wurde. Für 1972 heißt es in Henri Youngs wikipedia-Eintrag er „jumped parole“. Das heißt, er hatte Freigang mit gewissen Auflagen. Von diesem Freigang kam er allerdings nicht zurück und sein Aufenthaltsort wird bis heute seither als „unknown“ (unbekannt) aufgeführt. Am 11. Juni 1911 geboren, wäre Henri Young, sollte er heute noch am Leben sein, somit über 100 Jahre alt.

Der Film ist wirklich gut und sehenswert. Auch wenn, wie oben erwähnt, die ersten 20 Minuten nicht angenehm anzusehen sind. Es ist zu erwarten, dass ein Film „nach einer wahren Begebenheit“ oft doch frei erzählt ist. Die deutlichen Abweichungen hier finde ich dennoch sehr frustrierend. Zumal am Ende noch etwas erzählt wird, was absolut nicht den Tatsachen entspricht, nämlich dass angeblich Henri Young mit dafür gesorgt hat, dass Alcatraz geschlossen wurde. Die Wahrheit ist, dass Alcatraz 1963 geschlossen wurde, also gut 20 Jahre nachdem Henri Young sich dort aufgehalten hat. Außerdem wurde Alcatraz nicht aufgrund von zweifelhaften Haftbedingungen und/oder letztlich nicht mehr erlaubter, zu langer Isolationshaft. Es gibt diverse Dokumentationen über Isolationshaft und Einzelhaft aus dem Jahr 2000 und später. Obwohl solche Haftbedingungen noch immer genau so zweifelhaft sind, wie im Film bereits dargestellt. Falsch ist übrigens auch im Film dargestellt und mehrmals betont, dass die Aufgabe von Alcatraz die Resozialisierung war. Im deutschen wikipedia-Artikel über Alcatraz unter Gefängnisaufenthalt findet sich allerdings folgender Hinweis:

„Alcatraz hatte zwei Aufgaben:
  1. Übernahme von Unruhestiftern aus anderen Gefängnissen, um Flucht, Gewalt und Selbstmordversuche zu verhindern.
  2. Übernahme von Häftlingen, um sie gebessert wieder in ein anderes Gefängnis zu schicken. Von Resozialisierung war nie die Rede.“ (Hervorhebungen von mir.)
Der Grund für die Schließung von Alcatraz war, unter anderem, übrigens dass das Meersalz das Gebäude zu sehr angegriffen hat über die Jahre und die Instandhaltung schlicht zu teuer und aufwändig wurde. Der Grund war überhaupt nicht die Art der Gefängnisführung.

Bei diesem grundsätzlich guten Film finde ich es schade, wie sehr die Tatsachen verdreht wurden, sowohl was das Leben von Henri Young angeht, aber auch die Geschichte von Alcatraz. Ich persönlich hätte den Hinweis auf das spurlose Verschwinden von Henri Young besser gefunden, vor allem weil es eher den Tatsachen entspricht und meiner Meinung nach positiver für Henri Young, auch im Film, gewesen wäre. Vielleicht war es den Verantwortlichen nicht heldenhaft genug. Aber ein Held war der echte Henri Young sowieso von Anfang an nicht.

Samstag, 7. April 2018

M&M: Die Legende vom Ozeanpianisten

„Du bist nicht wirklich aufgeschmissen, solange du noch eine gute Geschichte hast und jemanden, dem du sie erzählen kannst.“

Der Trompeter Max Tooney (Pruitt Taylor Vince) versucht seine Trompete in einem Geschäft zu verkaufen. Der Verkäufer (Peter Vaughan) will den Laden eigentlich gerade schließen, gewährt Max allerdings, ein letztes Mal auf der Trompete zu spielen. Max spielt eine Melodie, die der Verkäufer erkennt, nämlich von einem Schallplattenrohling, den er zerbrochen in einem alten Klavier gefunden hat. Max sagt, dass dieser Rohling eigentlich nicht existieren könnte und fängt so an, dem Verkäufer die Geschichte von 1900 zu erzählen.

1900 ist keine Zahl, sondern ein Mann. Als Baby wird er von seiner Mutter auf der Virginian gelassen, einem Schiff, das zwischen Amerika und Europa hin und her fährt. Danny Boodman (Bill Nunn), ein Arbeiter auf dem Schiff, findet den Jungen in einer Box und zieht ihn groß. Da Danny den Jungen im Januar des neuen Jahrhunderts fand, benennt er ihn danach. Danny meldet den Jungen nirgendwo den Behörden, aus Angst, dass diese ihn ihm wegnehmen würden. Als 1900 acht Jahre alt ist, stirbt Danny allerdings nach einem Unfall. Daraufhin versteckt sich der Junge so gut, dass ihn keiner finet. Als er doch wieder auftaucht, spielt er perfekt und sehr berührend Klavier. Also spielt er schließlich in der Musikgruppe auf dem Schiff, um sich sein Geld zu verdienen. In der ersten Klasse spielt er mehr oder weniger nach Noten, in der dritten Klasse spielt er völlig frei eigene Melodien. Obwohl nie irgendwo gemeldet, wird sein geniales Spiel doch auch auf Land mit der Zeit bekannt. So kommt es, dass auch Jelly Roll Morton (Clarence Williams III) von 1900 hört und diesen zu einem Duell herausfordert. 1900 hat keine Ahnung, wie ein solches Duell abläuft.

Max verlässt eines Tages das Schiff wieder und verliert den Kontakt zu 1900. Doch als Max erfährt, dass die Virginian verschrottet werden soll, macht er sich auf die Suche nach seinem alten Freund.

Wird 1900 das Schiff jemals verlassen? Wer gewinnt das Duell? Wird Max 1900 wieder finden? Das sind Fragen, die ihr euch nur selbst beantworten könnt, indem ihr den Film anschaut.

Es ist ein wenig seltsam, dass der Film aus dem Jahr 1998 über zwei Stunden dauert, wo seine Buchvorlage („Novecento“, auf deutsch auch mit dem Untertitel „Die Legende vom Ozeanpianisten“) von Alessandro Baricco nur knapp 80 Seiten lang ist. Gedacht ist das Buch als ein Monolog, ein Ein-Personen-Theaterstück, enthält entsprechend auch ein paar Regieanweisungen. Der Trompeter heißt im Buch Tim Tooney und von ihm wird die Geschichte als Rückblende erzählt, also ähnlich wie im Film.

Ich war anfangs skeptisch über einen so langen Film. Allerdings war ich dann doch sehr positiv überrascht und war gefesselt von der Geschichte, so dass der Film für mich nicht langatmig war. Wer Klaviermusik mag und/oder Filme über Freundschaft, dem dürfte dieser Film gefallen.

Montag, 6. November 2017

Zu guter letzt... die Freuden des Interneteinkaufens

Vortext: Das folgende ist ein Nachrichtenaustausch, den ich mit jemanden bei eBay Kleinanzeigen hatte. Für diejenigen, die es nicht kennen: es ist nicht eBay, sondern eine Plattform, um Dinge zu kaufen oder verkaufen. Anders als bei eBay ist man dort nicht geschützt, denn der Seitenbetreiber bietet nur die Plattform für die Anzeigen. Auch anders als bei eBay muss man dort keine Provision zahlen. Ich bin dort seit 2011, also schon eine ganze Weile und habe gekauft und verkauft. Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, habe ich bisher so noch nicht erlebt und teile es hier nun. Ich wollte eine DVD kaufen, die der Anbieter billig anbot und auch mit billigem Versand wie sich herausstellen sollte. Ich wollte die FSK 18-Version haben, die auf amazon oder eBay deutlich mehr Versand gekostet hätte. Das war der einzige Grund, warum ich bei dem Anbieter geblieben bin. SG bin ich, MB ist er.

SG 23.10.2017
Hallo, würden Sie auch versenden und wenn ja was soll der Versand kosten? Gruß

MB 24.10.2017
Ja

SG 24.10.2017
Und was soll der Versand kosten, bitte?

MB 24.10.2017
2 €

SG 24.10.2017
Ist in Ordnung. Ich würde die DVD dann sehr gerne nehmen. Kann mit Paypal als Freund oder online per Überweisung zahlen.

MB 24.10.2017
Überweisung

SG24.10.2017
Ok, und wie sind bitte Ihre Kontendaten? ;-)

MB 24.10.2017
Ja

SG 24.10.2017
Was "ja"? Ich brauche bitte Ihre Kontendaten, wenn ich überweisen soll.

MB 24.10.2017
(Seine Bankdaten)

MB 24.10.2017
Das sind meine bankdaten

SG 24.10.2017
(Screenshot meiner Überweisung)
Das Geld habe ich soeben überwiesen. Versand bitte an:
(Meine Adresse)
Vielen Dank!

SG 03.11.2017
Hallo, ich warte noch immer auf die DVD. Andere, später bestellte Artikel habe ich mittlerweile erhalten. Was ist los?

MB 03.11.2017
Kannst du mal anrufen

SG 03.11.2017
Warum. Ich hab die DVD bezahlt. Will nicht anrufen. Hab eh keine Nummer.

MB 03.11.2017
(Seine Handynummer)

SG 03.11.2017
Warum soll ich anrufen. DVD ist unterwegs, an jemand anderen abgegeben, verloren oder was? Ich sehe keinen Grund anzurufen. Ich rufe keine Fremden an.

MB 03.11.2017
(Foto vom Umschlag. "An:" steht oben links mit meiner korrekten Adresse. Unten rechts steht: "Abs:" mit seiner Adresse)

MB 03.11.2017
Ist das richtik

MB 03.11.2017
Huhu

SG 03.11.2017
Ja, hab ich doch schon vor über einer Woche geschrieben. Was liegt der Umschlag noch immer da und ist nicht raus? Eigentlich kommt der Absender oben und Empfänger unten.

MB 03.11.2017
Der ist aber zu rükge kommen

SG 03.11.2017
Wahrscheinlich weil die Post immer unten schaut und da deine Adresse steht.

SG 04.11.2017
Und nun? Wann kann ich mit der DVD rechnen? Was wäre passiert, wenn ich nicht noch mal nachgefragt hätte?

Ankunft der DVD ohne weitere Nachricht am 06.11.2017

Freitag, 29. Januar 2016

M&M: Gridlock'd - Voll drauf!

Liebe Leserinnen und Leser,

zum Jahresende oder zum Jahresanfang scheint ein Film wie „Gridlock'd - Voll drauf!“ aus dem Jahr 1997 recht passend. Der Film handelt von den beiden Musiker Spoon (Tupac Shakur) und Stretch (Tim Roth), die zum Jahreswechsel auf Entzug gehen wollen, um weg von den Drogen zu kommen. Die Idee dazu kommt ihnen, als sie Cookie (Thandie Newton), das dritte Mitglied der Gruppe, nach einer Überdosis ins Krankenhaus bringen müssen. Sie beschließen, dass das Leben so nicht weiter gehen kann. Also, auf geht’s.

Doch der Entzug stellt sich schwerer heraus als die beiden ahnen. Sie werden von einer Stelle zur nächsten geleitet und müssen diverse Anträge stellen und Bedingungen erfüllen. Gleichzeitig werden sie von Gangstern gejagt und schließlich ist auch die Polizei hinter ihnen her.

Howard Hesseman spielt nur eine eher kleinere Nebenrolle als blinder Mann. Aber dieser Mann ist mehrmals in entscheidenden Momenten da und kann Spoon und Stretch helfen. Entsprechend wird schon in einem Thema auf imdb.com im Forum zu diesem Film diskutiert, was für eine Rolle Howard Hesseman hat. Zumindest scheint er eine Art Schutzengel für die beiden zu sein.

Insgesamt ist Gricklock'd für mich eine nette, kurzweilige Komödie. Vor allem Tim Roth und Tupac Shakur spielen gut miteinander. Ich weiß nicht, wie realistisch der Film ist, im Bezug auf Entzug und die vielen Probleme, die die beiden im Film überwinden müssen. Dass das amerikanische Gesundheitssystem eher schlecht ist, ist allgemein bekannt. Ich denke, unabhängig vom Wahrheitsgehalt des Films, kommt dieser Umstand in diesem Film durchaus zum Ausdruck. Anders als in Filmen wie z. B. „John Q“, wo eher das Drama des amerikanischen Gesundheitssystems dargestellt wird, wird es hier auf unterhaltsame witzige Weise genutzt.

„Gridlock'd“ ist einer der letzten Filme mit Tupac Shakur. Ich kann mich nur den Meinungen anderer Leute im Internet anschließen, dass die Welt durch seinem viel zu frühen Tod einen talentierten Schauspieler verloren hat.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 25. Dezember 2015

M&M: Kevin - Allein zu Haus

Liebe Leserinnen und Leser,

die meisten von euch dürften „Kevin - Allein zu Haus“ aus dem Jahr 1990 mit Macaulay Culkin, einem der Kinderstars schlechthin, bereits kennen. Falls nicht, schaut es euch an. Solltet ihr ihn gestern verpasst haben, heute Nachmittag kommt die Wiederholung, wie so ziemlich jeden Weihnachten. (Das gilt zumindest für das deutsche Fernsehprogramm.)

Kevin ist anfangs höchst bemitleidenswert. Als jüngstes Kind einer Großfamilie, wird er entweder ignoriert oder geärgert. Die älteren Geschwister gönnen ihm nicht einmal ein Stück Käsepizza! Wenn er dann mal auffällt, dann ist es, zumindest für die anderen, eher negativ. Während die Mutter Kevin völlig genervt auf den Dachboden schickt, wünscht sich auch Kevin Ruhe vor den anderen zu den Weihnachtstagen.

Als er am nächsten Tag vom Dachboden kommt, muss er feststellen, dass sein Wunsch unverhofft in Erfüllung gegangen ist. In der Hektik der Abfahrt für die Ferien, haben ihn die anderen am frühen Morgen völlig auf dem Dachboden vergessen und er ist ganz alleine zu Haus. Natürlich lädt das dazu ein, alles mögliche zu machen, was er sonst nicht machen darf. Eis essen, so viel er will, seine geliebte Käsepizza essen, ohne sie teilen zu müssen mit jemand anderem. Doch Dinge wie Wäsche waschen, wobei die Waschmaschine im Keller mit der gruseligen Heizungskessel steht und Einkäufe müssen ebenfalls erledigt werden. Kevin meistert dies mit Mut und Cleverness. Auch als Kevin einem älteren Mann aus der Nachbarschaft begegnet, muss er sich erst ein wenig überwinden, um nicht panisch wegzulaufen. Da er nun alleine ist, kann er sich aber nicht leisten, immer wieder alles ängstlich zu vermeiden und wegzulaufen.

Allerdings deutet sich schon bei der Bestellung der Käsepizza an, dass Kevin bei weitem kein kleiner Engel ist. Er jagt dem Lieferanten einen Schrecken ein, so dass dieser weg rennt und sogar um sein Leben fürchtet!

Geschickt als Komödie verpackt, fällt dem Zuschauer im Grunde gar nicht auf, wie sadistisch (ja, sadistisch) Kevin mit seinen 8 Jahren bereits ist. Er zeigt absolut kein Mitgefühl, dafür aber absoluten Einfallsreichtum und höchste Schadenfreude, als er zum Ende hin das Haus gegen die „feuchten Banditen“ Harry (Joe Pesci) und Marv (Daniel Stern) verteidigt. Die beiden Einbrecher gegen Kevin sind fast so eine Art reale Tom & Jerry. Sowohl Tom & Jerry als auch Kevins Fallen gegen die „feuchten Banditen“ sind pure Komödie und man denkt besser nicht annähernd darüber nach, was solche Verletzungen im wirklichen Leben anrichten würden. Einen interessanten Artikel mit der Beurteilung eines Arztes zu den Verletzungen gibt es (auf Englisch) auf The Week nachlesen oder deutsche Kommentare von Ärzten hier: http://www.praxisvita.de/wenn-aerzte-kevin-allein-zu-haus-gucken

„Kevin - Allein zu Haus“ ist ein höchst seltsamer Film. Er schildert die Erlebnisse eines Jungen, der Tage vor Weihnachten, dem Fest der Familie und der Liebe, von seiner eigenen Familie schlicht vergessen wurde und sich prächtig amüsiert, während er auf brutalste Weise sein Zuhause gegen Einbrecher verteidigt. Das ist in praktisch allen Punkten, wenn man sie so betrachtet, alles, nur kein Film, der auf das Fest der Liebe einstimmt und doch... und doch schafft er es, zumindest für mich, immer wieder. Wer zum Zeitpunkt der Ausstrahlung nicht gerade mit seiner eigenen Familie beschäftigt ist, der sollte sich diesen Film durchaus gönnen. Obwohl für Kinder gemacht, ist er auch für Erwachsene eine nette Unterhaltung.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 28. November 2015

M&M: Operation: Kingdom

Liebe Leserinnen und Leser,

Operation: Kingdom (Original: The Kingdom) ist ein Film aus dem Jahr 2008. Ob ein Film gut oder schlecht ist, ist sicher immer auch Geschmackssache. Ich stieß auf den Film, weil ich den Komponisten Danny Elfman mag, der die Filmmusik für diesen Film geschrieben hat. Mehr zur Filmmusik weiter unten.

Den Film an sich finde ich nicht besonders gut bis eher sogar schlecht. Es ist länger her, dass ich ihn gesehen habe und viel wusste ich auf Anhieb gar nicht mal mehr, so dass ich erst einmal einiges wieder nachgelesen habe. Warum schreibe ich trotzdem über den Film, wenn er mir nicht gefallen hat? Am Ende des Films machen zwei Figuren eine Aussage, die die Absurdität von Kriegen deutlich machen. Das, was sie gesagt haben war für mich in dem Moment gruseliger und erschreckender als jede nur denkbare Kriegsszene. Aber fangen wir am Anfang an. Die Handlung des Films ist folgende:

Als Vorspann werden gewisse Schlüsselmomente der Beziehungen Saudi-Arabiens mit Amerika als kurzer Gang durch die Geschichte gezeigt von 1932 bis hin zu den Anschlägen am 11. September 2001.

Die eigentliche Handlung fängt mit einem Softballspiel von Amerikanern in Riad an, bei dem ein terroristischer Anschlag verübt wird und Amerikaner auch getötet werden. Eine Ermittlerin vom FBI erfährt während einer Besprechung, dass ihr Freund unter den getöteten Amerikanern ist. Ein Kollege flüstert ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie sich beruhigt. Die beiden und andere FBI Agenten gehen nach Riad, um die Umstände und Beteiligten des Anschlags zu ermitteln. Gegen Ende geraten sie in einen Hinterhalt und einer der Gruppe wird entführt. Jedoch können die Entführer bis zu einem verlassenen Haus verfolgt werden, wo dann der Showdown stattfindet. Ein anwesender Großvater auf der Seite der Saudis wird tödlich verletzt. Er flüstert noch seinem Enkel etwas ins Ohr. Der Fall ist damit für das FBI erledigt und sie kehren nach Amerika zurück. Einer aus der Gruppe fragt seinen Kollegen und die Frau, was er damals bei der Konferenz geflüstert hat. Parallel dazu fragt die Tante der Saudis ihren Neffen, was der Großvater ihm vor seinem Tod ins Ohr geflüstert hat.

Achtung, wer den Film sehen möchte, sollte selbst entscheiden, ob ihr vorher schon wissen wollt, was sie geflüstert haben.


Beide antworten mit dem gleichen Satz: „Keine Angst, wir bringen sie alle um.“ (Don't fear them. We are going to kill them all.)

Operation Kingdom ist, aus meiner Sicht, ein recht typischer, amerikanischer Kriegs-Film. Ich persönlich stimme den negativen Kritiken zu, dass (mal wieder) Amerikaner sich mit diesem Film und mit viel Action letztlich nur selbst feiern und islamische Personen, wie so oft in letzter Zeit real und in Filmen, als Sinnbild des Bösen gelten. Es gibt hier zwar auch Ausnahmen in Operation Kingdom, aber die sind, meiner Meinung nach, fast bedeutungslos. Amerikaner sind die Größten und der Islam und Islamisten sind die Feinde. Finde ich höchst traurig, unnötig und letztlich überflüssig. Damals als ich den Film gesehen habe schon, und im Hinblick auf die aktuellen Konflikte, in die Amerika (wieder einmal) verwickelt ist, um so mehr. Ich habe mir den Film nur einmal angesehen, weil ich quasi die Bilder zur Filmmusik sehen wollte und der letzte Satz mich sehr beeindruckt hat. Die Sinnlosigkeit von Krieg ist damit, für mich jedenfalls, sehr treffend auf den Punkt gebracht.

Ein paar abschließende Worte nun zur Filmmusik: Danny Elfman ist vor allem durch seine Arbeit mit Tim Burton und seinen Filmen bekannt. Die Filmmusik hier ist deutlich anders. Sehr elektronische, insgesamt als schlicht laut zu bezeichnende Stücke wechseln sich ab mit ruhigeren (elektrische) Gitarrenklängen. Letztere haben wiederum wesentlich mehr Melodie und Struktur besitzen. Eine sehr ungewöhnliche Mischung, die man sicher so nicht unbedingt häufig anhören würde. Die elektronischen Stücke passen vermutlich vor allem eher zum Film als einfach so anzuhören. Die Gitarren-Stücke erinnern mich persönlich ein wenig in ihrer Art an den Soundtrack von „Thelma & Louise“ von Hans Zimmer.

Bis zum nächsten Blog,
sarah