Samstag, 7. Dezember 2013

Effiziente Sprache

Liebe Leserinnen und Leser,

über eine lange Zeit dachte ich, dass die geschriebene Sprache "sauber und ordentlich" sein sollte. Nach bestem Wissen und Gewissen fehlerfrei schreiben. Ausnahmen bestätigen die Regel und die Ausnahme ist immer der Schreiber: also ich. Mein Ausnahme ist, jedenfalls in englischen Texten, meine K-PAX-Schreibeweise. In Chats nutze ich zwar Punkt und Komma als Satzzeichen, schreibe aber nicht unbedingt am Satzanfang groß. Wobei ich im Chat im Deutschen normalerweise alles groß schreibe, was groß geschrieben wird. Im englischen Chat schreibe ich dagegen eher alles klein, da es dort einfacher ist so. Was ich im Deutschen und Englischen fast nie mache, ist Abkürzungen zu benutzen, außer ich muss schnell schreiben, weil ich gleich weg möchte. Doch selbst dann ist ein ausgeschriebenes "bye" noch immer kurz genug.

Vor Jahren war ein Artikel in der Zeitung und online zu lesen über eine Schülerin, die einen kompletten Aufsatz im SMS-Stil (wie "I C U" für "I see you") verfasst hatte. Die Lehrerin war so entsetzt darüber, dass sie anonym bleiben wollte. Ich verstehe das bis heute nicht. Die Lehrerin hat, meiner Meinung nach, nichts damit zu tun, wie die Schülerin den Aufsatz verfasst hat. (Ein Auszug aus dem Aufsatz für Interessierte.)

Erst war ich der Meinung, wie viele Lehrer und Eltern sicher auch. Diese Kurzschrift ist unmöglich für einen Aufsatz in der Schule. Was ich tatsächlich für wichtig halte ist, zu wissen, wie die richtige Schreibeweise ist und die Schreibweise der Situation anzupassen.

Ist eine Kurzschrift dieser Art eine Rückentwicklung, da sie vor allem im Englischen oft einer Lautschrift gleich kommt, wie man sie höchstens von Erstklässlern kennt und nur von diesen duldet? Ich bin mir nicht mehr so sicher wie damals, als ich zum ersten Mal von dem Aufsatz gelesen habe.

Ich weiß, Sherlock Holmes ist eine erfundene Figur und sollte daher kein Maßstab für eigenes, reales Verhalten oder Meinungen sein und dennoch:

Als Watson in der 5. Episode der 1. Staffel von "Elementary" immer mehr SMS im Kurzstil von Holmes bekommt, beschwert sie sich bei ihm darüber: "Ihre Abkürzungen werden immer schwerer zu entziffern", sagt sie. "Und ich weiß nicht warum, da Sie offensichtlich in der Lage sind, sich zu artikulieren."

Holmes erklärt ihr daraufhin: "Die Sprache entwickelt sich weiter, Watson, wird zu einer effizienteren Version. Ich liebe Kurznachrichten. Es ermöglicht einen Inhalt und Ton zu übermitteln, ohne einen Geschwindigkeitsverlust."

Hat er Recht, weil er Sherlock Holmes ist und ich Sherlock Holmes mag? Oder hat er Recht, weil er Recht hat? Hat er Recht?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

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