Sonntag, 12. Mai 2013

Spalte in meinem Laptop

Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in einer kurzlebigen Welt, in der Technik von vor 3 Jahren bereits alt, wenn nicht sogar veraltet ist. Mein nicht ganz 3 Jahre alter Laptop, der letztes Jahr in Reparatur war, ist nun wieder kaputt. Schon eine oder zwei Wochen nach der Reparatur ging der Deckel vom Bildschirm etwas auseinander. Ich wollte den Laptop nach 4 Wochen Reparatur - unter anderem eben wegen des Deckels, der auseinander ging übrigens!!! - nicht schon wieder für 4 Wochen abgeben. Dieses Wochenende bin ich nun bei meinem Vater und bat ihn, den Deckel zu kleben. Er hatte es mir schon vorher angeboten und Freitag wurde mir das ganze dann so heikel, dass ich erst einmal Zuhause eine Sicherung aller Daten machte, die mir einfielen und erst dann fuhr ich zu ihm. Er klebte also den Deckel... und er hielt nicht. Dafür gab es noch mehr Spalte.

Mein letzter Blog-Eintrag hier ist von Ende April. Meine Zeit seither habe ich, unter anderem, damit verbracht, Folgen von der Serie Doctor Who anzusehen. Die Folgen ab 2005 übrigens. Derren Brown hatte in der zweiten Staffel seiner Serie "Trick or Treat" den Schauspieler David Tennant, der den 10. Doctor von 2005 bis 2010 spielte. Das machte mich neugierig auf ihn. Matt Smith hat dann übernommen ab der 5. Staffel dieser Serie. Unter anderem ist ein großes Thema dort ein Spalt im Zimmer des Mädchens Amy Pond. Was ist ein Zeichen, dass man zu viele Doctor Who Folgen gesehe hat? Man fängt an, zieht und sieht Parallelen in seinem eigenen Leben...

Im Gegensatz zu Amy habe ich allerdings keinen Doctor, der mir meinen Spalt oder meine Spalte (mittlerweile sind es nämlich schon meherere) repariert. Also habe ich mir heute einen neuen Laptop bei amazon bestellt und fahre morgen ohne diesen Laptop hier zurück. Den wage ich im Moment nicht mehr zu zu klappen. amazon ist ja immer recht schnell mit der Lieferung. Angesetzter Termin ist zwischen Dienstag und Donnerstag.  Und was mache ich bis dahin ohne Laptop, ohne Internet? Was haben wir früher nur ohne Computer, ohne Internet gemacht???!!! Ich weiß schon, was ich mache. Ich werde meine Aloe Vera Ableger ansetzen und vielleicht mich an Ableger meiner Kakteen wagen.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Sonntag, 28. April 2013

Motivation

 Liebe Leserinnen und Leser,

manche von euch können vielleicht, was andere wiederum so bewundern: wach sein bevor der Wecker klingelt oder möglicherweise auch ohne Wecker zu einer bestimmten Zeit einfach wach sein.

Das ganze hat vor allem mit einer Sache zu tun: Motivation. In der Pilot-Folge von "Elementary" stellt Watson ihre zwei Wecker. Einen direkt an ihr Bett, den anderen stellt sie an die Zimmertür in eine Steckdose. Als sie dann im Flur ist, stellt sie fest, dass Honig von der Decke tropft. Also geht sie aufs Dach und findet Holmes dort beschäftigt mit seinen Bienen. Er fragt sie, warum sie ihre Arbeit so sehr hasst. Sie streitet das ab, aber Holmes sagt ihr, "Niemand mit zwei Weckern liebt seinen Job. Zwei Wecker bedeutet, dass es eine Pflicht für Sie ist, in der Früh aufzustehen." Gleichzeitig stellt er schon in dieser kurzen Zeit, die er Watson kennt fest, dass sie offenbar seine Art der Arbeit mag.

Von Watson unbemerkt zieht Holmes den einen Wecker aus der Steckdose und entfernt die Batterien aus dem anderen. Watson ist erschreckt, als sie morgens aufwacht und feststellt, dass sie bis 10 Uhr geschlafen hat. Holmes ist in der Zwischenzeit hell wach, auf dem Polizeirevier und schaut Akten durch.

In der 10. Episode (Der Leviathan/The Leviathan) lernen wir Watsons Familie etwas näher kennen. Anfangs gibt Holmes an, dass er beschäftigt wäre, doch dann ist er sogar vor Watson im Restaurant und tut Watson einen Gefallen, indem er für die Familie und vor allem die Mutter, deutlich machen und erklären kann, was Watson da überhaupt für Arbeit leistet. Endlich einmal versteht die Familie es und respektiert ihre Arbeit.

Das ganze geht so weit, dass am Ende der Folge Watsons Mutter zu Holmes' Haus kommt, um mit Watson zu sprechen. Die Mutter findet besondere Worte für ihre Tochter. Denn obwohl sie, trotz Holmes' Erklärungen jetzt versteht, was Watson macht, findet sie es immer noch nicht richtig und doch:

"Ich weiß, du denkst, dass ich deine neue Karriere nicht mag. Um es milde auszudrücken. Du hast recht, ich mag sie nicht. Aber nicht wegen dem, was du denkst. Ich bin nicht glücklich, dass du Suchtbegleiterin bist, weil es dich nicht glücklich macht." Watson fragt, woher sie wüsste, was sie glücklich macht. Worauf die Mutter folgendes antwortet: "Ich weiß es, weil du meine Tochter bist. Nachdem du mit der Medizin aufgehört hast, nachdem, was mit Liam war, dachte ich immer, dass du dir diesen Job ausgesucht hast aus... ich weiß es nicht, aus Pflichtgefühl. Als du letztes zum Abendessen gekommen bist, als ihr beiden über Sherlocks Arbeit geredet habt, sah ich etwas in dir. Da war ein Funken. Ein Gefühl der Begeisterung. Ich habe das schon lange nicht mehr bei dir gesehen. Dir gefällt, was er tut."
"Ja, okay. Mir gefällt es", sagt Watson. "Aber ich bin kein Detective, Mom. Und meine Arbeit mit Sherlock ist auch fast zuende, dann wartet ein anderer Klient." Da stellt ihr ihre Mutter eine wichtige Frage: "Wird der nächste Klient dich glücklich machen? Menschen finden auf die seltsamste Weise ihren Weg."

Dann unterbricht Holmes die beiden, um den Fernseher anzuschalten und auf eine Ansage aufmerksam zu machen. Und die Konsequenzen, die Watson aus der gemeinsamen Arbeit mit Holmes zieht, könnt ihr selbst in den weiteren Folgen sehen. Keine Ahnung, wie viel dabei das Gespräch mit ihrer Mutter eine Rolle gespielt hat. (Ist letztlich eh nur Drehbuch... ;-)) Was die Mutter zu sagen hat, halte ich heute mehr denn je für wichtig: etwas zu finden, dass uns einen Funken gibt, uns begeistert. Dann ist auch die Arbeit nicht mehr so sehr Arbeit, sondern Spaß und einfacher zu erledigen als Arbeit, die wir erledigen, weil wir zumindest das Gefühl haben, wir hätten keine andere Wahl als diese Arbeit zu erledigen. Das sind auch die Momente, an denen wir weniger auf einen Wecker angewiesen sind. Wenn wir Spaß haben, uns freuen und erwartungsvoll dem neuen Tag entgegen schlafen.

Welche Tätigkeiten oder Arbeiten entfachen bei euch den Funken?

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Sonntag, 21. April 2013

Mein Barnum Effekt Experiment

Liebe Leserinnen und Leser,

nun, der Effekt ist nicht meiner. Das Experiment ist alt. Die Zauberer Penn & Teller haben in ihrer Sendung „Bullshit“ (Staffel 7, Episode 2: Astrology) ihre Variante davon. Derren Brown bringt das Thema und das Experiment als einen Teil in einer Folge seiner Serie „Trick of the Mind“ (Staffel 3, Episode 1). Das sind nur zwei, die mir spontan einfallen, die ich auch selbst gesehen habe. Andere haben das Experiment auch gemacht und ich gegen Ende meines Heilpädagogikstudiums auch.

Ich sprach einmal eine Dozentin eines Psychologiekurses an. Der Kurs war Praxisorientiert... jedenfalls in der Theorie. Der passende Kurs, dachte ich, für mein Experiment. Ich fragte die Dozentin, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ein kleines Experiment machen würde, das ich schon länger einmal hätte machen wollen. Die Dozentin willigte ein und hier ist, was ich gemacht habe:

Eine Woche vor den Osterferien kam ich mit kam ich mit gelben Karteikarten an und erzählte den Teilnehmern, dass ich während der Semesterferien an einem Persönlichkeitstest-Programm gearbeitet hätte und es nun auf Genauigkeit testen wollte mit ihnen. Ich sagte ihnen, sie sollten folgendes aufschreiben: in die linke obere Ecke ihr Geburtsdatum und wenn sie wussten auch die Zeit. Aber es wäre nicht zwingend nötig für mich, auch die Zeit zu haben. In die rechte obere Ecke sollten sie eine Reihe von Zahlen und Buchstaben schreiben. Damit sie ihres wiedererkennen könnten. In die Mitte der Karte sollten sie einen kurzen Satz schreiben, der sie beschreibt. (Ich sollte Penn & Teller dafür danken. Das sind die Daten, die auch sie abgefragt haben und da mir nichts anderes einfiel, habe ich es für meinen Test übernommen.)

Dann kamen die Ferien und dann der nächste Tag nach den Ferien, an dem auch das Seminar stattfand. Das Seminar fand nachmittags statt. Genug Zeit, dass Mitstudenten mich vorher über den Test fragen konnten. Zwei kamen sogar direkt nach dem ersten Seminar an dem Tag auf mich zu. Eine sagte, sie hätte den Kurs gewechselt aber sollte ich die Ergebnisse haben, würde sie ihre gerne wissen. Ich gab ihr ihre Karte und die Ergebnisse, die ich mit einer Klammer an der Karte befestigt hatte. Ich erklärte ihr, dass die Sache bei dem Test nicht der Text war oder der Test, sondern wie sie reagierten. Die andere Studentin meinte, sie hätte einen Arzttermin. Sie wollte ihn noch ändern, aber das war nicht möglich gewesen. Ich hoffte nur, dass die beiden mich nicht verraten würden an die anderen im Kurs.

Ich kam in den Raum, wo das Seminar stattfand. Eine im Kurs fragte mich gute drei Mal: „Sagst du es uns jetzt?“ Sie war wirklich gespannt.

Eine Pause während des Seminars war dann mein Moment. Ich sagte ihnen: „Letztes Mal hatte ich euch gebeten Karteikarten auszufüllen für meinen Persönlichkeitstest. Ich habe jetzt die Ergebnisse. Bitte, nehmt eure Karte und lest für euch selbst. Tauscht euch nicht mit anderen aus. Ich möchte euch gleich noch kurz fragen, wie passend ihr die Ergebnisse für euch findet.“ Sie lasen dann ihren Text. „Auf einer Skala von 1 bis 5. 1 heißt passt gar nicht und 5 heißt trifft voll zu. Wie viele sagen: das war nichts? 1?“ Keiner. „Wie viele sagen: ein bisschen? 2?“ Noch immer keiner. „Wer sagt: teils teils? So halb halb? 3?“ Zwei, drei hoben ihre Hand. „Wer sagt 4?“ Ich habe nicht gezählt, aber viele hoben ihre Hand. „5?“ Der Rest. Eine scherzte: „Meins ist so 4,5.“ Die anderen lachten.

Ich sagte: „Von denen mit 5, wäre eine bereit von euch die ersten zwei, drei Sätze für uns vorzulesen? Nur um zu sehen, wie ein gutes Ergebnis aussehen würde?“ Eine fing an ihren Text vorzulesen. Die anderen fingen an zu grinsen und sich gegenseitig anzugucken. Die Vorleserin fragte mich, ob sie weiter lesen soll. Ich dankte ihr und sagte, dass das genug wäre und der Grund, warum die anderen grinsen wäre, dass sie den gleichen Text hätten.

Ihr hallte habt den gleichen Text“, sagte ich. „Und hier ist noch eine andere Wahrheit: das Programm, von dem ich euch erzählte, gibt es nicht.“ Ich konnte die Erleichterung, die sich im Raum ausbreitete spüren. „Ich habe den Text nicht einmal geschrieben. Der Text ist von der wikipedia-Seite zum Barnum Effekt, was genau hier passiert ist: wenn ihr eine Menge von Informationen habt, sucht ihr euch die Dinge raus, von denen ihr denkt, dass sie passen und macht sie passend für euch selbst. Barnum war ein Zirkusdirektor, der das Motto hatte: ein bisschen für jeden.“ Ich erzählte ihnen dann von Wahrsagern und den Techniken, die sie oft anwenden.

Ich erzählte davon, dass meine Mutter mir einmal von einer Tante erzählt hatte, die zu einer Wahrsagerin gegangen war. Sie erzählte der Tante, dass sie in den nächsten 1 bis 3 Monaten in einem Auto sterben würde. Ich sagte: „sie lebte länger als die 3 Monate. Aber könnt ihr euch den psychischen Stress vorstellen – und damit sind wir genau im Thema des Seminars hier – den sie durchlebte, jedes Mal, wenn sie in ein Auto stieg? Dieses könnte das eine sein, in dem sie stirbt.“ Ich sagte: „Vielleicht sagt ihr jetzt: na ja, das ist wahrsagen. Daran glaube ich sowieso nicht. Aber ihr habt mir geglaubt.“

Ich wollte es dabei belassen, aber eine Studentin hob ihre Hand und fragte mich etwas, was ich jetzt nicht mehr weiß. Dadurch kamen wir in eine lockere, aber angeregte Diskussion (die wahrscheinlich länger als die von der Dozentin angedachte Pause dauerte) über Wahrsagen, sogenanntes „cold reading“ (die Technik, die angewendet wird von Leuten, die behaupten, sie könnten mit den Toten reden) und ähnliches.

Ich fühlte mich gut. Es ist eine Sache, Derren Brown in einer Sendung zu sehen, wie er es macht oder darüber zu lesen. Es ist etwas völlig anderes, selbst zu spüren, dass sie dir glauben und zu wissen, dass du sie betrügst. Ich wusste, sie würden mich dafür nicht erwürgen oder sowas. Aber ich war ziemlich nervös, wie sie reagieren würden. Ich war sehr zufrieden, wie sie reagiert hatten. Sogar überrascht, dass sie tatsächlich Fragen hatten und wirklich interessiert waren und darüber diskutieren wollten!

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 10. April 2013

Was für ein Geschrei

Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem ich mich nun über Sherlock Holmes ausgelassen habe, zurück zu Milton Erickson und Hypnose. Erickson mochte Eulen und hat einige auch selbst geschnitzt aus Holz. Aus irgendwelchen Gründen gibt es dieses Klischee, dass Hypnotiseure eine Taschenuhr haben und mit dieser vor den Augen ihrer Testperson wedeln. Nun, ich habe im Internet beides gefunden: eine Taschenuhr als Eule. Das Besondere an dieser Uhr ist, dass die Flügel die Uhr verdeckt. Man muss die Ohren zusammendrücken. Dadurch gehen die Flügel auseinander und offenbaren die Uhr. Falls ihr selbst so eine haben wollt, sucht mit den Stichworten "Eule Taschenuhr". Es gibt sie billig bei eBay und amazon in verschiedenen Farben.

Vor einigen Jahren stieß ich auf ein Video von Harlan Kilstein in dem er eine Erickson Eulen Geschichte erzählte. In späten Jahren war Erickson körperlich sehr krank. Aber er hatte noch immer den Ruf sehr scharf zu beobachten und er gab noch immer in einem kleinen Raum auf seinem Grundstück Unterricht. Einmal wollte eine Gruppe von Schülern Ericksons Beobachtungsgabe testen. In dem Raum, wo Erickson unterrichtete, gab es viele Figuren. Der Plan war, eine Figur auf die Seite zu legen und abzuwarten, ob Erickson das sehen würde und wie er reagiert. Sie entschieden sich für eine Eulenfigur und warteten dann, dass Erickson von seiner Frau im Rollstuhl gebracht wurde. Die Figur war in einem Winkel zu Erickson, den er während des Unterrichts nicht direkt sehen konnte. Erickson kam in den Raum. Keine Reaktion. Er gab ganz wie üblich seine Stunden und ließ sich dann von seiner Frau abholen. Als sie an der Tür ist mit ihm, ruft er: "Stop!" Alle erstarren. Erickson sagte, "Das Ding, von dem Sie sich fragten, ob ich es bemerken würde... I don't give a hoot about it." Der letzte Teil ist doppeldeutig. Einerseits heißt es: "Es ist mir egal." Ein "hoot" ist aber auch der Schrei einer Eule. Erickson wusste also ganz genau nicht nur, was sie gemacht hatten, sondern auch warum, dass es ein Test war und was für eine Art Test und sein Kommentar dazu ist knapp, aber Punkt genau und wunderbar doppeldeutig.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Montag, 1. April 2013

Abduktion, Deduktion und Induktion

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß mir leider keinen anderen Rat, als diesen Blogeintrag heute wissenschaftlich zu machen.

Vorweg noch drei Dinge

1. Ich war nicht sonderlich wissenschaftlich im letzten Eintrag. Ich habe vergessen, die Namen der Serien zu erwähnen. Bei der BBC-Produktion handelt es sich um die Serie "Sherlock". Die amerikanische Serie läuft unter dem Titel "Elementary". Beide wiederum laufen im deutschen Fernsehen auch unter diesen Titeln.

2. Es mag einige von euch überraschen, aber so analytisch und wissenschaftlich wie Holmes war, so unwissenschaftlich und leichtgläubig war sein Erfinder. Doyle glaubte fest an die Existenz von Feen. Ebenso ist kaum zu glauben, dass Harry Houdini und Arthur Conan Doyle eine Zeit lang befreundet waren. Ihre unterschiedlichen Auffassungen über Spiritismus führten aber dazu, dass die Freundschaft auseinanderging.

3. Die Macher von "Sherlock" haben sich sichtlich Mühe gegeben. Sherlock hat eine Homepage The Science of Deduction, die tatsächlich existiert. Auch kann Dr. John Watsons Blog gelesen werden, inklusive Kommentaren von Holmes und anderen!!! Andere Charaktere, die in der Serie vor kommen, könnten mit ihren Internetseiten gefunden werden: Molly Hoopers Blog und das Forum von Connie Prince. Letztere beiden sind aber höchstens interessant für Leute, die die Serie und damit die Personen kennen.

In gewisser Weise ist selbst Sherlock Holmes' Homepage eher nur für Kenner und Fans der Serie. Außerdem ist der Titel der Seite im Grunde falsch. Sherlock Holmes nutzt gerade nicht die Deduktion für seine Ermittlungen. Das ist ein Fehler, der nicht nur in der Serie falsch ist, sondern auch in den Büchern von Doyle. Auf imdb.com findet sich ein entsprechender Hinweis auf diesen Fehler.

Zugegeben, die einzelnen Schlussfolgerungen: Abduktion, Deduktion und Induktion, sind eine knifflige Angelegenheit und ihre Unterscheidung nicht ganz leicht. Die Unterschiede sind sehr fein.

Die Unterschiede zwischen Induktion und Deduktion sind noch verhältnismäßig einfach zu erklären. Bei der

Deduktion wird eine allgemeine generelle Regel aufgestellt. Davon ausgehend wird eine weitere sichere Regel aufgestellt. Wenn bzw. da beide zutreffen, kommt man am Ende zu einer Lösung, die sicher ist. Diese Art der Schlussfolgerungen findet sich in der Mathematik wieder, zum Beispiel bei Gleichungen mit Unbekannten:

Wenn x = 2
und wenn y = 3,
dann ist 2 x + y = 7

Mathematik ist oft sehr theoretisch. Drücken wir das ganze einmal anders aus:

Wenn Chaos in einem System erhöht wird, außer man führt ihm Energie zu,
und wenn meine Wohnung ein System ist,
dann sollte ich, sofern ich nicht im Chaos versinken will, Energie rein stecken und die Wohnung sauber und ordendlich halten.

Die Induktion ist von einer einzelnen Sache als etwas wahres auszugehen. Darauf aufbauend wird dann eine allgemeine Gültigkeit formuliert. Eine Lösung ist dabei zwar wahrscheinlich, aber nicht völlig sicher. Es gibt da das Gedankenspiel vom weißen Schwan. Wenn wir viele weiße Schwäne sehen, können wir davon ausgehen, dass es weiße Schwäne gibt. Allerdings wäre es falsch, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass alle Schwäne weiß sind oder dass es nur weiße Schwäne gibt. In der Forschung, wo es um das Sammeln und Erfassen von Daten geht, finden wir diese Denkweise wieder.

Bei der Abduktion wird etwas beobachtet und nach einer möglichen Erklärung gesucht, die das Beobachtete wahrscheinlich macht als Ausgang. Der Theoretiker Charles Sanders Peirce hat die Abduktion eingeführt und erklärt sie so:

„Die überraschende Tatsache C wird beobachtet; aber wenn A wahr wäre, würde C eine Selbstverständlichkeit sein; folglich besteht Grund zu vermuten, daß A wahr ist.“

Das Finden einer Lösung ist letztlich ein Schuss ins Blaue und höchst unbefriedigend. Dass die gefundene Lösung der Wahrheit entspricht könnte stimmen, könnte aber auch nicht stimmen. In der Medizin findet sich diese Denkweise wieder. Der Patient berichtet von Symptomen und der Arzt muss sich überlegen, welche Krankheit zu diesen Symptomen führt, um dann entsprechend zu behandeln. Auch bei Gerichtsverhandlungen findet man die Abduktion wieder: hat die Verteidigung oder die Anklage die besten Argumente die Situation am besten zu erklären?

Insofern stimmt es wohl, dass Holmes nicht die Deduktion, sondern die Abduktion anwendet. Er kann nicht sicher sein, dass der Tatort alle Fakten zeigt, die zu dem Verbrechen geführt haben. Damit sind Holmes' Schlussfolgerungen höchst wahrscheinlich unvollständig und damit nichts mehr als ein Schuss ins Blaue.

Arthur Conan Doyle hat den bereits im letzten Eintrag erwähnten Dr. Joseph Bell als Vorbild gehabt für Holmes. Ein weiterer Arzt, der ebenfalls sehr gut beobachten und seine Schlüsse ziehen konnte war Dr. Milton Erickson. Sidney Rosen beschreibt eine Geschichte in seinem Buch Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson, die Ericksons Beobachtungs- und Kombinationsgabe deutlich macht. Die Geschichte heißt "Der richtige Psychiater":

Eine junge, hübsche Frau kam zu Erickson. Sie war sehr verzweifelt. Sämtliche Psychiater, die bei denen sie vorher gewesen war, hatten sie nicht zufrieden gestellt. Entsprechend war sie bei Erickson unsicher, ob er ihr helfen könnte. Er schrieb sich einige Daten zu der jungen Frau auf und sagte dann, er sei der richtige Psychiater. Er könnte das beweisen mit einer Frage. Aber diese Frage würde ihr nicht gefallen. Die Frau wollte die Frage trotzdem hören. Also fragte Erickson sie: "Wie lange tragen Sie schon Frauenkleider?" Erickson hatte gesehen, wie die Frau einen Fussel vom Ärmel entfernt hatte in einer direkten Bewegung, ohne Rücksicht auf die Brust, wie sie Frauen nehmen würden.

Es gibt außerdem noch ein Video mit Tim Minchin, im dem er über die menschliche Logik spricht und einen weiteren Aspekt der Logik anspricht. (Natürlich auf Englisch.)

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Dienstag, 19. März 2013

Wahrnehmung ist alles

Liebe Leserinnen und Leser,

in "Ein Skandal in Böhmen" gibt es einen Moment zwischen Sherlock Holmes und Dr. John Watson, wo Watson seine Bewunderung ausspricht, dass Holmes immer so viel wahrnimmt. Holmes fragt ihn daraufhin, wie oft er die Treppen zu ihren Wohnräumen hoch gelaufen wäre. Hunderte Male, gibt Watson als Antwort. Und wie viele Stufen sind es? Watson hat keine Ahnung. Das ist der Unterschied zu sehen und zu beobachten.

Als ich vielleicht so etwa 14 Jahre alt war, habe ich die Sherlock Holmes Bücher gelesen. Natürlich mussten wir dann auch, als wir in London Urlaub gemacht haben, ins Sherlock Holmes Museum. Den Hut, den wir mit Sherlock Holmes verbinden, hat Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) in seinen Büchern übrigens nie erwähnt. Nur einmal ist von einem "Wanderhut mit Ohren" (flapped traveling hat) die Rede. Der bekannte "Sherlock Holmes Hut", der Deerstalker, kommt von den Illustrationen zu den Geschichten, die Sidney Pagets geliefert hat.

Der moderne Sherlock Holmes der bereits erwähnten aktuellen BBC Serie hat daher Recht, wenn er die Augen verdreht bei der Mütze. Die wird übrigens erst in der 1. Episode der 2. Staffel (Ein Skandal in Belgravia/A Scandal in Belgravia) eingeführt, also verhältnismäßig spät. Sherlock Holmes und Dr. Watson sind dort in einem Theater, wo ein Mord passiert ist. Ihnen ist klar, dass wahrscheinlich Reporter draußen auf sie warten. Also greift Holmes bei einer Garderobe zu einer Mütze für sich und wirft Watson eine weitere zu. Doch die Reporter erwarten und erkennen die beiden. Damit geschieht das unvermeidliche: Holmes wird fotografiert und ist damit auf ewig mit der Mütze verbunden. So wird der bekannte Deerstalker noch bekannter und zur "Sherlock Holmes Mütze". Ursprünglich war die Mütze für die Jagd, obwohl sicherlich nicht ausschließlich zur Rehjagd ("deer" ist englisch für Rotwild, "to stalk" ist die Pirsch). Die Krempe vorne und hinten ist rein aus praktischen Gründen: vorne schützt sie, wie andere Mützen mit Krempe auch. Die Krempe hinten ist, damit Regen nicht in den Kragen, sondern über die Mütze weiter hinten auf die Jacke oder den Mantel tropft.

Zurück zu Holmes und Watson. In vielen Verfilmungen sind die beiden schon wie selbstverständlich zusammen. Benedict Cumberbatch und Martin Freeman, die Holmes und Watson in der BBC Version spielen, erklärten einmal in einem Interview, dass ihnen erst bei den Dreharbeiten bewusst war, was für Rückschlüsse manche ziehen würden über zwei Männer, die zusammen leben. Holmes und Watson lernen sich in der ersten Geschichte (Eine Studie in Scharlachrot/A Study in Scarlet) erst kennen. Beide suchen eine billige Möglichkeit zu wohnen. Für Holmes wäre die Wohnung, die er gefunden hat alleine zu teuer. Watson kommt verwundet aus dem Afghanistan-Krieg und hat auch nicht viel Geld. Doch der Freund bringt die beiden zusammen. In ihrer ersten Begegnung kann Holmes mit nur einem Blick, dass Watson Soldat ist und in Afghanistan war. Watson ist natürlich sprachlos.

Interessant für die BBC Serie ist, dass auch hier Watson verwundet aus Afghanistan zurück kommt, ganz so wie in der Buchvorlage. Plötzlich ist die Möglichkeit für eine Geschichte um einen invaliden Soldaten aus Afghanistan wieder brandaktuell und real. Holmes und Watson haben auch eine Vermieterin, Mrs. Hudson. Ich hätte beinahe "Haushälterin" geschrieben, aber wie sie in der BBC Serie wiederholt deutlich macht: "Ich bin nicht Ihre Haushälterin!" und trotzdem kümmert sie sich um die Wohnung der beiden. Gespielt wird Mrs. Hudson dort von Una Stubbs. Benedict Cumberbatch, der Sherlock Holmes spielt und Una Stubbs kennen sich auch im richtigen Leben. Seine Mutter und Stubbs sind befreundet. Die freundschaftliche Beziehung, die also in der Serie zu sehen ist, besteht auch im echten Leben. Möglicherweise spricht viele Fans die britische Serie eher an, da sie sich viel an die Buchvorlagen hält, mit einigen Änderungen und Anpassungen an eine moderne Zeit.

In der amerikanischen Serie gibt es eine abwechslungsreiche Variante, was Holmes und Watson angeht: Watson wird dort gespielt von Lucy Liu. Ja, Dr. Joan Watson ist eine Frau! Dadurch ergeben sich für die beiden spannende neue Möglichkeiten, was deren Beziehung angeht. Es wird sich zeigen, was sich dabei für sie ergibt. In der amerikanischen Version wird Holmes von Jonny Lee Miller gespielt. Er und Benedict Cumberbatch sind befreundet. Beide haben vor einiger Zeit auch gemeinsam in einer Theaterproduktion von Frankenstein gespielt. Wobei beide sich abgewechselt haben zwischen der Monster-Rolle und Dr. Frankenstein. Auf youtube könnt ihr Ausschnitte davon sehen. Ich hätte die beiden gerne einmal live zusammen erlebt.

Das typische an Sherlock Holmes ist, dass er oft etwas patzig und schroff wirkt. Er sieht... verzeiht... beobachtet... viel mehr, als manchmal gut für ihn ist. Er analysiert alles und ständig, kann es nicht abschalten. Dadurch scheint er dann gefühlskalt. Vor allem braucht er ständig etwas zu tun. Langeweile ist wie Gift für Sherlock Holmes. In den Büchern greift er dann schon mal zu Drogen. Für die BBC Version hat Sherlock Holmes Nikotinpflaster, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Das mehr oder weniger bekannte "drei Pfeifen Problem" aus den Büchern wird dann zum "drei Pflaster Problem" (three patch problem) und Watson findet Holmes mit 3 Nikotinpflastern auf einem Arm vor. Die amerikanische Serie geht noch weiter. Denn dort ist Watson seine Betreuerin, nachdem Holmes im Entzug war. Hier ist wo Watson ins Spiel kommt. Der Verstand von Holmes ist so geschärft, dass ihm oft das Gespür für sozial angemessenes Verhalten fehlt und er vernachlässigt sich und seine körperlichen Bedürfnisse und isst einige Zeit lang nichts. Watson sorgt in der Hinsicht für sie beide, zusammen mit Mrs. Hudson. Ich glaube, Holmes ist eine faszinierende Figur, weil er so viel sieht und sein Verstand so scharf ist. Aber letztlich glaube ich, dass ständig alles zu sehen und das nicht Abschalten können eher langfristig ein Fluch ist und kein Segen. Möglicherweise ist das der Fluch nicht nur von Sherlock Holmes, sondern von Genies überhaupt: sie können einige wenige Sachen sehr gut und scheitern dafür in gewissen Dingen im Alltag, die andere wie ganz normal halten.

Viele denken bis heute, dass Sherlock Holmes eine reale Person war. Es ist beeindruckend, wie Sherlock Holmes arbeitet und an Probleme heran geht. Für Ermittlungen bei der Polizei ist er daher zu Recht heute noch Vorbild! Allerdings hat es die Person Sherlock Holmes so nie gegeben. Arthur Conan Doyle, der selbst Arzt war, hatte sein reales Vorbild für Sherlock Holmes in einem gewissen Dr. Joseph Bell. Ganz wie Sherlock Holmes hatte Bell eine große Beobachtungsgabe. Diese zeigte er oft, indem er von Fremden deren Beschäftigung und kürzliche Aktivitäten herleiten konnte. Das führte dazu, dass sich bei Gerichtsverhandlungen weniger ausschließlich auf Zeugenaussagen verlassen wurde und dafür die Forensik entwickelte.

Doyle selbst war übrigens gar nicht so angetan von Sherlock Holmes. Er wollte dem ganzen ein Ende setzen und brachte ihn in der Erzählung "Das letzte Problem" (The Final Problem) 1893 um. Sie ist eine Geschichte, die sich  als letzte von mehreren Kurzgeschichten im Band "Die Memoiren des Sherlock Holmes" (The Memoires of Sherlock Holmes) findet. Dort stürzen er und sein Erzfeind Professor James Moriarty in den Reichenbachfall. Moriarty ist als einziger Mensch Holmes ebenbürtig, was seinen Intellekt angeht. Abgesehen möglicherweise noch von Holmes' eher unbekannten Bruder Mycroft Holmes. Es gab große Proteste und Empörung bei den Lesern. 1901 wurde Doyle auf eine Legende um einen Geisterhund aufmerksam. Er nahm diese Legende als Vorlage, um Holmes in "Der Hund der Baskervilles" (The Hound of The Baskervilles) wieder auferstehen zu lassen. Aufklärung wie Holmes dem Tod entkommen konnte, findet sich in der Erzählung "Das leere Haus" (The Empty House), wo Holmes wieder auftaucht und Watson berichtet, was passiert ist.

Apropos: die letzte Episode in der 2. Staffel der BBC Serie hat "Das letzte Problem" als Vorbild. Das heißt, Holmes stirbt. In diesem Fall stürzt er sich von einem Haus. Die letzte Einstellung zeigt Watson am Grab seines Freundes und Holmes steht weit abseits versteckt. Er hat also überlebt. Die Frage ist nur: wie? Darüber gibt es im Internet diverse Theorien. Die Auflösung wird sicher in der nächsten Folge der neuen Staffel kommen. Entsprechend sehnsüchtig warten Fans nun darauf, dass sie endlich kommt. Was mich persönlich mehr interessiert und wo auch mehr Einigkeit besteht ist die Frage, wie Holmes und Watson sich das erste Mal danach wieder begegnen. In der Erzählung fällt Watson in Ohnmacht. Das scheint für den BBC Watson eher unwahrscheinlich. Ein Schwall von Schimpfwörtern ist wahrscheinlicher. Auf imdb.com lässt sich bereits nachlesen zur 1. Episode der 3. Staffel, dass Teile wie Holmes seinen Tod vortäuscht, bereits in der vorigen Episode zu sehen ist und bereits beim Dreh eben dieser Folge mit gefilmt wurde. Abwarten... bis voraussichtlich Frühjahr 2014. Bis dahin können wir Benedict Cumberbatch als Necromancer und Drachen Smauch und Martin Freeman als Bilbo Beutlin in "Der Hobbit" zusammen genießen.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Sonntag, 10. März 2013

Schmerzkontrolle

Liebe Leserinnen und Leser,

es scheint passend, einen Blogeintrag zu schreiben über das Thema Schmerzkontrolle, während ich hier sitze und Halsschmerzen habe.

Ich bin als körperbehindert geboren. Wobei ich das Wort nicht besonders mag, denn ich bin selbstständig und "behindert" bedeutet für mich, dass eine Einschränkung besteht. Im Grunde sind doch alle Menschen in der einen oder anderen Sache hilflos und eingeschränkt oder wenigstens ein bisschen ungeschickt.

Jedenfalls fehlt mir seit meiner Geburt mein rechter Fuß. Ich habe eine Prothese und kann damit nicht nur laufen, sondern fahre auch regelmäßig mit einem normalen Fahrrad. Viele wissen nicht, dass ich eine Prothese habe und sind überrascht, wenn sie davon erfahren. Sie merken es nicht. Ein paar Mal ist es in der Vergangenheit passiert, dass der Knochen am Bein schneller gewachsen ist als der Rest vom Bein. Der Knochen musste gekürzt werden. Ich weiß, dass ich beim ersten Mal Schmerzmittel genommen habe, die sie mir gegeben haben. Die nächsten zwei Male wollte ich nichts nehmen. Ich bin nicht gerne betäubt und wollte nicht mit Medikamenten schlafen. Ich wollte nicht schlafen. Ich wollte schmerzfrei sein! Ich weiß, dass ich das dritte und (derzeit) letzte Mal die nächsten ein, zwei Tage nach der Operation bewusst verschlafen habe. Ohne Medikamente. Schlafen ging irgendwie. Nur wenn ich wach war, tat das Bein weh. Also schlief ich so viel ich konnte.

Ich weiß nicht mehr, ob es das erste oder zweite Mal war. Aber ich erinnere mich daran, dass einmal meine Großmutter mich im Krankenhaus besuchen kam mit meinem Vater und meiner Schwester. Meine Mutter war sowieso im Krankenhaus bei mir. Ich weiß gar nicht mehr, was meine Großmutter mir erzählte. Die anderen waren aus dem Zimmer gegangen und sie erzählte irgendwas. Irgendetwas, was mich die Schmerzen vergessen ließ. Sobald die anderen zurück waren, war der Zauber gebrochen. Ich habe keine Ahnung, was sie genauer gemacht hat oder wie. Ich bin mir auch nicht sicher, wie viel ihr bewusst war, was sie da machte. Das wichtigste war, dass es half.

Schmerz ist ein Bote. In der Regel will er uns sagen: "Pass besser auf dich auf!" oder "Ändere etwas! Wie es aktuell ist, ist es nicht gut für dich." Das sind wichtige Signale, die unter keinen Umständen einfach ignoriert werden sollten. Deshalb rate ich auch jedem, Schmerzen nicht ganz abzuschalten. Das ist oft auch gar nicht nötig. Wir können alle ganz gut mit einem gewissen Schmerz weiter machen und ihn ignorieren. Aber bitte nicht auf Dauer! Das wäre ungesund und unvernünftig. Ein Bote will gehört werden und erfordert, dass etwas getan, geändert wird. Das sollte unter allen Umständen respektiert werden!

Hypnosis Salad ist eine Organisation, die Hypnose Seminare gibt. Auf youtube gibt es ein Video mit Michael Watson (englisch), wie er mit viel Humor von einer effektiven Methode der Schmerzkontrolle eines Freundes erzählt. Hier sind zwei wichtige Grundgedanken daraus über Schmerz:
  • Schmerz ist so unangenehm, weil wir ihn für unkontrollierbar halten.
  • Schmerz ist in dem Moment scheinbar unendlich.
Die Methode, die Michael Watson beschreibt, ist so einfach und geschickt. Man gibt dem Schmerz ein Symbol (und eventuell eine Farbe) und hält dieses Symbol in seiner Hand. Dann schmeißt man das Symbol in einen Mülleimer oder spühlt es die Toilette runter, was auch immer. Warum ist das eine geschickte Methode? Nun, indem das Schmerz zu einem Symbol wird, verändern wir die Sinneswahrnehmung. Von einem Gefühl wird es etwas visuelles. Indem wir das Symbol in unsere Hand geben, ist es weg von dem ursprünglichen Ort. (Außer natürlich, die Hand tut uns weh. Aber selbst dann wäre es eine Veränderung von Gefühl tatsächlich in einem Körperteil zu einem sichtbaren Symbol, das wir in der Hand halten.) Was haben wir gemacht? Kontrolle durch Form geben und Ortswechsel und Sinneswahrnehmung geändert! Die Unendlichkeit hört dann auf, wenn wir das Symbol wegschmeißen.

Ich selbst habe nur ein oder zwei Male ein Symbol in meiner Hand gehabt. Was ich mache ist meine eigene Variante. Gehen wir einmal von Kopfschmerzen aus. Ich stelle mir vor, welche geometrische Form Ecken oder Spitzen hat, die die Art Schmerz in meinem Kopf verursacht, die ich gerade habe. Oft ist es etwas wie ein Vieleck oder etwas stacheliges. Eine Farbe wird nicht unbedingt bei jedem mit diesem Symbol kommen. Bei mir sind die Formen meistens im Bereich von gelb oder grün. Die Farbe kommt, ohne dass ich sie mir überlege. Ich lasse die Form in meinem Kopf, aber stelle mir vor, wie sie zu einer runden Kugel wird. Eine Kugel hat keine Ecken, also kann sie keine Schmerzen verursachen. Durch Erickson hat die Farbe lila für mich eine besondere, beruhigende Bedeutung. Also wird die Kugel lila. Oft mache ich es so, dass ich mir meinen ganzen Kopf dann in einer blass lilanen, durchsichtigen Kugel vorstelle. Ähnlich wie ein Goldfischglas, das ich auf dem Kopf habe.

Alleine sich auf etwas zu konzentrieren, dass man im Gedanken sehen muss, lenkt ab und verändert die Intensität. Noch ein Rat, falls auch ihr mit Farben arbeiten wollt: nehmt eine Farbe, die weit genug weg von der Schmerz-Farbe ist. Wenn die Schmerz-Farbe zum Beispiel blau wäre, ist lila eher nah an der Farbe. Einmal erzählte ich meinem Vater von dieser Methode und er gab zu überlegen, was wäre, wenn man Komplementärfarben nehmen würde. Ich habe es noch nicht ausprobiert. Ich vergesse immer wieder daran zu denken, weil lila für mich automatisch die Farbe der Wahl ist, oder manchmal blau. Außerdem müsste man wissen, welche Farbe jeweils die Komplementärfarbe ist. (Interessanterweise passt es für mich mit gelb-grün und lila schon.)

Wie gesagt, sollte man ein bisschen Schmerz behalten. Mir passiert es oft, dass ich mich irgendwann gar nicht mehr auf die lila Kugel konzentriere, sondern einfach weiter mache mit dem, womit ich gerade beschäftigt bin. Die Kopfschmerzen sind dann ganz von alleine wieder weg. Es reicht also oft den Schmerz zu verringern und nicht völlig zu entfernen.

Richard Bandler, einer der beiden Entwickler vom Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP) kennt sich sehr gut aus mit Hypnose. Als man ihn fragte, was er gegen Zahnschmerzen machen würde, erklärte er, er würde zum Zahnarzt gehen. Und bei Kopfschmerzen? Dann nimmt er eine Aspirin. Die Leute sind überrascht über diese Antworten von ihm. Als Experte in Hypnose haben sie wohl erwartet, dass er irgendetwas in Richtung Hypnose machen würde. Die Methode, die Michael Watson beschreibt bzw. meine Version sind Möglichkeiten. Richard Bandlers Ansatz für Zahnschmerzen und Kopfschmerzen sind trotzdem auch wichtig: wenn es Mittel und Wege gibt, den Schmerz einfach los zu werden, sollten wir diese auch nutzen.

Ich hatte Charlie Chaplin bereits im Blogeintrag zu meinem Motivationszimmer erwähnt. Trotzdem passt das Zitat auch hier noch einmal gut: "Nichts ist in dieser Welt von dauer, nichteinmal unsere Sorgen."

Bis zum nächsten Blog,

sarah