nun, der Effekt ist nicht meiner. Das
Experiment ist alt. Die Zauberer Penn & Teller haben in ihrer
Sendung „Bullshit“ (Staffel 7, Episode 2: Astrology) ihre
Variante davon. Derren Brown bringt das Thema und das Experiment als
einen Teil in einer Folge seiner Serie „Trick of the Mind“
(Staffel 3, Episode 1). Das sind nur zwei, die mir spontan einfallen,
die ich auch selbst gesehen habe. Andere haben das Experiment auch
gemacht und ich gegen Ende meines Heilpädagogikstudiums auch.
Ich sprach einmal eine Dozentin eines
Psychologiekurses an. Der Kurs war Praxisorientiert... jedenfalls in
der Theorie. Der passende Kurs, dachte ich, für mein Experiment. Ich
fragte die Dozentin, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ein kleines
Experiment machen würde, das ich schon länger einmal hätte machen
wollen. Die Dozentin willigte ein und hier ist, was ich gemacht habe:
Eine Woche vor den Osterferien kam ich
mit kam ich mit gelben Karteikarten an und erzählte den Teilnehmern,
dass ich während der Semesterferien an einem
Persönlichkeitstest-Programm gearbeitet hätte und es nun auf
Genauigkeit testen wollte mit ihnen. Ich sagte ihnen, sie sollten
folgendes aufschreiben: in die linke obere Ecke ihr Geburtsdatum und
wenn sie wussten auch die Zeit. Aber es wäre nicht zwingend nötig
für mich, auch die Zeit zu haben. In die rechte obere Ecke sollten
sie eine Reihe von Zahlen und Buchstaben schreiben. Damit sie ihres
wiedererkennen könnten. In die Mitte der Karte sollten sie einen
kurzen Satz schreiben, der sie beschreibt. (Ich sollte Penn &
Teller dafür danken. Das sind die Daten, die auch sie abgefragt
haben und da mir nichts anderes einfiel, habe ich es für meinen Test
übernommen.)
Dann kamen die Ferien und dann der
nächste Tag nach den Ferien, an dem auch das Seminar stattfand. Das Seminar fand nachmittags statt.
Genug Zeit, dass Mitstudenten mich vorher über den Test fragen
konnten. Zwei kamen sogar direkt nach dem ersten Seminar an dem Tag
auf mich zu. Eine sagte, sie hätte den Kurs gewechselt aber sollte
ich die Ergebnisse haben, würde sie ihre gerne wissen. Ich gab ihr
ihre Karte und die Ergebnisse, die ich mit einer Klammer an der Karte
befestigt hatte. Ich erklärte ihr, dass die Sache bei dem Test nicht
der Text war oder der Test, sondern wie sie reagierten. Die andere
Studentin meinte, sie hätte einen Arzttermin. Sie wollte ihn noch
ändern, aber das war nicht möglich gewesen. Ich hoffte nur, dass
die beiden mich nicht verraten würden an die anderen im Kurs.
Ich kam in den Raum, wo das Seminar stattfand. Eine im Kurs fragte mich gute drei Mal:
„Sagst du es uns jetzt?“
Sie war wirklich gespannt.
Eine
Pause während des Seminars war dann mein Moment. Ich sagte ihnen:
„Letztes Mal hatte ich euch gebeten Karteikarten auszufüllen für
meinen Persönlichkeitstest. Ich habe jetzt die Ergebnisse. Bitte,
nehmt eure Karte und lest für euch selbst. Tauscht euch nicht mit
anderen aus. Ich möchte euch gleich noch kurz fragen, wie passend
ihr die Ergebnisse für euch findet.“ Sie lasen dann ihren Text.
„Auf einer Skala von 1 bis 5. 1 heißt passt gar nicht und 5 heißt
trifft voll zu. Wie viele sagen: das war nichts? 1?“ Keiner. „Wie
viele sagen: ein bisschen? 2?“ Noch immer keiner. „Wer sagt:
teils teils? So halb halb? 3?“ Zwei, drei hoben ihre Hand. „Wer
sagt 4?“ Ich habe nicht gezählt, aber viele hoben ihre Hand. „5?“
Der Rest. Eine scherzte: „Meins ist so 4,5.“ Die anderen lachten.
Ich
sagte: „Von denen mit 5, wäre eine bereit von euch die ersten
zwei, drei Sätze für uns vorzulesen? Nur um zu sehen, wie ein gutes
Ergebnis aussehen würde?“ Eine fing an ihren Text vorzulesen. Die
anderen fingen an zu grinsen und sich gegenseitig anzugucken. Die
Vorleserin fragte mich, ob sie weiter lesen soll. Ich dankte ihr und
sagte, dass das genug wäre und der Grund, warum die anderen grinsen
wäre, dass sie den gleichen Text hätten.
„Ihr
hallte habt den gleichen Text“, sagte ich. „Und hier ist noch
eine andere Wahrheit: das Programm, von dem ich euch erzählte, gibt
es nicht.“ Ich konnte die Erleichterung, die sich im Raum
ausbreitete spüren.
„Ich habe den Text nicht einmal geschrieben. Der Text ist von der
wikipedia-Seite zum Barnum Effekt, was genau hier passiert ist: wenn
ihr eine Menge von Informationen habt, sucht ihr euch die Dinge raus,
von denen ihr denkt, dass sie passen und macht
sie passend für euch selbst. Barnum war ein Zirkusdirektor, der das
Motto hatte: ein bisschen für jeden.“ Ich erzählte ihnen dann von
Wahrsagern und den Techniken, die sie oft anwenden.
Ich erzählte davon, dass meine Mutter
mir einmal von einer Tante erzählt hatte, die zu einer Wahrsagerin
gegangen war. Sie erzählte der Tante, dass sie in den nächsten 1
bis 3 Monaten in einem Auto sterben würde. Ich sagte: „sie lebte
länger als die 3 Monate. Aber könnt ihr euch den psychischen Stress
vorstellen – und damit sind wir genau im Thema des Seminars hier –
den sie durchlebte, jedes Mal, wenn sie in ein Auto stieg? Dieses
könnte das eine sein, in dem sie stirbt.“ Ich sagte: „Vielleicht
sagt ihr jetzt: na ja, das ist wahrsagen. Daran glaube ich sowieso
nicht. Aber ihr habt mir
geglaubt.“
Ich wollte es dabei belassen, aber eine
Studentin hob ihre Hand und fragte mich etwas, was ich jetzt nicht
mehr weiß. Dadurch kamen wir in eine lockere, aber angeregte
Diskussion (die wahrscheinlich länger als die von der Dozentin
angedachte Pause dauerte) über Wahrsagen, sogenanntes „cold
reading“ (die Technik, die angewendet wird von Leuten, die
behaupten, sie könnten mit den Toten reden) und ähnliches.
Ich fühlte mich gut. Es ist eine
Sache, Derren Brown in einer Sendung zu sehen, wie er es macht oder
darüber zu lesen. Es ist etwas völlig anderes, selbst zu spüren,
dass sie dir glauben und zu wissen, dass du sie betrügst. Ich
wusste, sie würden mich dafür nicht erwürgen oder sowas. Aber ich
war ziemlich nervös, wie sie reagieren würden. Ich war sehr
zufrieden, wie sie reagiert hatten. Sogar überrascht, dass sie
tatsächlich Fragen hatten und wirklich interessiert waren und
darüber diskutieren wollten!
Bis zum nächsten Blog,
sarah
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