Montag, 25. März 2019

Zwei Schilder

Heute in der Stadt gesehen, keine Ahnung, wer die Schilder gemacht und dort hingelegt hat:


"Geil, endlich 4 neue College-Blöcke"


"Kein BAUM ist EGAL"


Sonntag, 24. März 2019

Vergleichen lohnt


Weihnachten ist nun schon lange her, aber das nächste Weihnachten kommt bestimmt. Ich hatte für dieses Weihnachten auf den Amazon-Wunschzettel meiner Schwester geschaut und einen Likör dort entdeckt, von dem ich wusste, dass ein Geschäft bei mir in der Nähe diese Art Liköre auch hat. Amazon bot ihn für etwa 16 Euro an. Ich ging zu dem Geschäft in der Nähe und fand dort die 2 letzten Flaschen des Likörs, den meine Schwester sich wünschte... für gerade mal 11 Euro. Etwas seltsam war nur die Bezahlung, da ich keinen Alkohol trinke und nun mit einer Likörflasche an der Kasse stand.

Die Moral von der Geschichte: Auch wenn Online-Einkäufe bequem sind, lohnt sich ein Vergleich.

Donnerstag, 14. März 2019

Nehmen und Geben

Letzten Monat wollte ich einkaufen und fand einen vom Regen nassen Briefumschlag auf dem Bürgersteig liegend. Ich hob ihn auf und stellte fest, dass es kein geöffneter war, sondern ein geschlossener Brief. Ich ging den Weg ein Stück weiter, weil dort ein Briefkasten war. Bisher jedenfalls. Als ich an der Ecke an kam, schaute ich mich um. Wo war denn der Briefkasten? Hatte ich nicht aufgepasst? So oft hatte ich ihn bisher nicht genutzt, aber er müsste doch hier irgendwo sein. Dann sah ich es: den Schatten und die Löcher für die Verankerung an der Wand, wo der Briefkasten die letzten Jahre gehangen hatte. Er war entfernt worden! Ich nutzte den Eingang zur U-Bahnstation und fuhr in die Innenstadt, um den Brief an der Post in der Innenstadt einzuwerfen.

Ich musste übrigens in die Innenstadt fahren, weil die Postfiliale am Rathaus letztes Jahr geschlossen hat, ebenso wie die Filiale am Hauptbahnhof. Dass die Filiale am Rathaus nicht mehr existierte, merkte ich, als ich einmal dort einen Brief aufgeben wollte und das Gebäude geschlossen vorfand. Überraschter war ich über die gleichzeitige Schließung der Filiale am Hauptbahnhof, was mir nur auffiel, als ich einmal am Automaten dort Geld holen wollte und keinen Automaten mehr vorfand. Erst als ich durch die diversen Gänge im Gebäude gelaufen war und an der Tür stand, wo der Räum mit den Schaltern gewesen war, fand ich ein Schild, dass die Filiale geschlossen wäre. Ganz toll. Hätte man nicht an sämtlichen Gebäudeeingängen ein Schild machen können, statt dass ich erst durch die langen Gänge laufen muss bis fast zum Schalterraum? Wenn ich es richtig verstanden habe, war der Gedanke, dass alle Servicemöglichkeiten in einer einzigen Filiale vorhanden sein sollten. Eine Recherche im Internet ergab, dass ich nicht die einzige Person war, die sich über die Schließung der Filiale am Hauptbahnhof ärgerte. Die Parkmöglichkeiten für Autofahrer war offenbar am Bahnhof besser als in der neuen Filiale in der Stadtmitte.

Etwa um die gleiche Zeit wollte ich meinen Papiermüll entsorgen und ging daher zu einem Container in der Nähe. (Der Container, wo ich die religiöse Figur gefunden hatte.) Doch als ich mit dem vollen Karton und etwa 5 Minuten Fußmarsch an kam, fand ich gar keine Container. Wie schon mit dem Briefkasten schaute ich mich kurz verwundert um. Die Container waren doch hier gewesen. Zweimal Papier und jeweils einer für weißes, grünes und braunes Glas. Aber es waren überhaupt gar keine Container da! Wütend lief ich den Weg zurück und weiter zu den anderen Containern, die ungünstig stehen, so dass man faktisch auf der Straße steht, um seinen Müll zu entsorgen. Wenigstens diese standen noch, allerdings waren die Papiercontainer sehr voll und ich hatte Mühe, meinen Papiermüll zu entsorgen. Auf dem Rückweg spielte ich mit dem Gedanken, meine Vermieterin anzuschreiben, dass sie uns die Papiertonne zurückgeben sollte. Sie kostet ohnehin nicht extra. Unser „Hausmeister“ hatte argumentiert, sie wäre entfernt worden aus „Brandschutzgründen“, weil keiner sich um die Leerung kümmert und sie nur übermäßig voll gestopft würde. Ich verwarf den Gedanken schnell wieder, meine Vermieterin anzuschreiben. Sicherlich wäre sie ablehnend oder würde, wie schon mit anderen Dingen in der Vergangenheit, lange brauchen würde, ehe wir die Tonne zurück bekämen.

Heute ging ich dann nach dem Einkaufen einen etwas anderen Weg als sonst zurück. Ich wunderte mich über die Tonnen, die bei uns direkt an der Ecke der Straße standen. Waren das etwa neue Container? Papiercontainer? Tatsächlich! Wir haben neuerdings ganz in meiner Nähe Papiercontainer! Ich ging nach Hause, um den Einkauf los zu werden und nahm dann gleich meinen Karton, der übervoll war mit Papier und weihte damit den neuen Papiercontainer ein.

Mich wundert nur, dass auf einmal 2 Papiercontainer bei uns an der Straßenecke stehen können. Ich hatte vor einer Weile schon die Stadt angeschrieben, weil auf der Karte im Internet Papiercontainer eben bei uns an der Straßenecke angezeigt waren, aber nicht dort standen und fragte, ob es nicht möglich wäre, welche dort hinzustellen. Das wurde verneint, weil Fahrzeuge für Papier zu groß waren. Auf einmal ist es wohl doch möglich. Soll mir Recht sein.

Mittwoch, 13. März 2019

Brief meiner Tante

Hier der Anfang eines Briefes meiner Tante aus Hamburg, Deutschland, der heute im Briefkasten war:

"Liebe Sarah, vor 14 Tagen erhielt ich Deine lieben Weihnachtsgrüße."

Zugegeben, ich war erst spät, 2 Tage vor Weihnachten(?) bei der Post, um meine Weihnachtsgrüße zu verschicken. Trotzdem ist es nun doch sehr lange her für eine simple Karte im Briefumschlag innerhalb Deutschlands, oder nicht?

Sonntag, 17. Februar 2019

Jeffrey

Im Folgenden gebe ich eine Geschichte wieder, die Ismael in "Ismaels Geheimnis" erzählt. Sie ist erfunden und doch für so viele Jugendliche unserer Geschichte wahr, nicht genau gleich, aber in abgewandelter Form. Deshalb möchte ich sie hier wiedergeben. Abgesehen davon, dass ich die neue Rechtschreibung benutzt habe, steht sie so in dem Buch "Ismaels Geheimnis". Das Ende ist heftig, aber genau so wahr, wie alles andere in der Geschichte. Ich würde gerne viel Spaß beim Lesen wünschen, aber ich glaube, das wäre unpassend. Ich hatte auch überlegt, ob ich die Geschichte nur wiedergebe und nicht abtippe. Aber ich finde, Ismael sollte hier reden (Daniel selbst hat mir eine etwas gekürzte englische Version geschickt, ich habe die deutsche nun danach angepasst, ansonsten ist die Geschichte aber vollständig, ihr könnt sie auf den Seiten 217-220 in "Ismaels Geheimnis" nachlesen):

Meine Wohltäterin Rachel Sokolow zählte im College einen jungen Mann namens Jeffrey zu ihren Freunden, dessen Vater ein reicher Chirurg war. Jeffrey wurde im Leben vieler Menschen damals und auch später zu einer wichtigen Person, weil er die Leute vor ein Problem stellte. Er wusste einfach nicht, was er mit sich anfangen sollte. Er war attraktiv, intelligent, sympathisch und zeigte bei fast allem, was er machte, auch Talent. Er konnte gut Gitarre spielen, obwohl er kein Interesse an einem musischen Beruf hatte. Er konnte gut fotografieren, konnte gut zeichnen, er spielte die Hauptrolle in einer Theateraufführung seiner Schule, er schrieb unterhaltsame Geschichten, aber auch provozierende Aufsätze, aber er wollte weder Fotograf noch Künstler, Schauspieler oder Schriftsteller werden. Er brachte in jeder Klasse gute Leistungen, aber er wollte weder Lehrer noch Geisteswissenschaftler werden. Er war auch nicht daran interessiert, in die Fußstapfen seines Vater zu treten oder auf dem Gebiet der Juristerei, der Naturwissenschaft, der Mathematik, der Wirtschaft oder der Politik tätig zu werden. ... Trotz alledem schien er sozial gut angepasst, wie man es nennt. ...
Jeffreys Freunde wurden nie müde, ihm Vorschläge zu machen, wie er sein Leben gestallten sollte. Würde es ihm keinen Spaß machen, in der Lokalzeitung Filme zu besprechen? Hatte er je daran gedacht, sich aufs Elfenbeinschnitzen oder das Goldschmieden zu verlegen? Die Kunstschreinerei wurde ihm als etwas überaus Befriedigendes ans Herz gelegt. Wie wäre es mit der Fossiliensuche? ... Jeffreys Vater hatte großes Verständnis dafür, dass sein Sohn offensichtlich nicht imstande war, etwas zu finden, was ihn begeisterte. Er unterstützte ihn bereitwillig bei allem, was es seinem Sohn wenigstens wert schien, ausprobiert zu werden. Wenn eine Weltreise irgendeinen Reiz für ihn hatte, dann würde man eine Reiseagentur beauftragen, eine entsprechende Route zusammenzustellen. Wenn er zur See wollte, würde man ihm ein passendes Boot bereitstellen. ... Jeffrey jedoch tat dies alles mit einem höflichen Achselzucken ab, peinlich berührt, weil sich seinetwegen alle solche Gedanken machten.
Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass Jeffrey faul oder verzogen gewesen wäre. Er war im Studium immer bei den Besten, jobbte nebenher, lebte in einer gewöhnlichen Studentenbude, besaß kein Auto. Er betrachtete einfach die Welt, die sich ihm darbot, und konnte nichts entdecken, das zu besitzen ihm etwas wert gewesen wäre. Seine Freunde sagten ständig zu ihm: "Schau, so kannst du doch nicht weitermachen. Du verzettelst dich. Du musst dir ein Ziel suchen. Du musst irgend etwas finden, was du mit deinem Leben anfangen willst!"
Jeffrey machte seinen Abschluss mit Auszeichnung, aber ohne sich für eine bestimmte Richtung entschieden zu haben. nachdem er den Sommer im hause seines Vaters verbracht hatte, besuchte er zwei Freunde aus dem College, die gerade geheiratet hatten. Er nahm seinen Rucksack mit, seine Gitarre, sein Tagebuch. Nach ein paar Wochen verabschiedete er sich von ihnen, um andere Freunde zu besuchen und fuhr per Anhalter weiter. Er hatte es nicht eilig. Er machte auf seinem Weg immer wieder halt, half ein paar Leuten dabei, einen Schuppen zu bauen, verdiente genug Geld, um sich über Wasser zu halten, und erreichte schließlich sein nächstes Reiseziel. Bald stand der Winter vor der Tür, und er machte sich wieder auf den Heimweg. Er und sein Vater führten lange Gespräche, spielten Rommé, Poolbillard und Tennis, sahen sich Football an, tranken Bier, lasen Bücher, gingen ins Kino.Als der Frühling kam, kaufte sich Jeffrey einen Gebrauchtwagen und fuhr wieder los, um Freunde zu besuchen, diesmal in die andere Richtung. Man nahm ihn gerne auf, wo immer er hinkam. Die Leute mochten ihn, und er tat ihnen leid, weil er so wurzellos, so unfähig, so unkonzentriert war. ...
So vergingen die Jahre. Jeffrey sah zu, wie seine alten Freunde heirateten, Kinder bekamen, an ihrer beruflichen Karriere bastelten, Unternehmen gründeten, hier zu ein wenig Ruhm gelangten, dort zu ein wenige Vermögen, während er weiter Gitarre spielte, hier und da ein Gedicht verfasste und ein Tagebuch nach dem anderen voll schrieb. Letzten Frühling feierte er mit Freunden zusammen in einem Ferienhaus am Lake Wisconsin seinen einunddreißigsten Geburtstag. Am nächsten Morgen ging er ans Ufer hinunter, schrieb ein paar Zeilen in sein Tagebuch, watete dann in den See und ertränkte sich.

Viele würden jetzt sicher ihr Mitleid ausdrücken. Sagen, wie schade es doch um Jeff ist, dass es so endete. Einige würden vielleicht die Schultern zucken und sagen, dass Jeffs Schicksal nicht das einzige ist, das so endet. Es gibt tatsächlich viele Jugendliche, die ähnlich fühlen wie Jeff. Mutter Kultur verbietet es ihnen nur, diese Gefühle offen zu zeigen. Außerdem hatte Jeffrey das Glück einen reichen Vater zu haben. Anderenfalls wäre er wahrscheinlich - wie viele andere auch - in einen Beruf eingestiegen, der ihm nicht wirklich gefiel, und das nur, um zu überleben. Bevor ich noch etwas mehr zu den Hintergründen der Geschichte erzähle, habe ich eine Frage: War Jeffrey wirklich verrückt oder so unnormal, wie ihn alle anscheinend hielten? Die Geschichte von Jeffrey ist wahr. Nicht nur, weil sie in ähnlicher Form auf so viele Jugendliche unserer Zeit zutrifft. Der "wahre" Jeffrey hieß Charles Eppinger. Sein Vater Charles Eppinger hat (als Co-Autor angegeben) das Tagebuch seines Sohnes veröffentlicht und den Briefwechsel zwischen Vater und Sohn (ergänzt durch Erklärungen von Charles) veröffentlicht. Es ist unter dem Titel "Restless Mind, Quiet Thoughts" erhältlich (nur auf englisch).

In Erinnerung an Daniel Quinn (11. Oktober 1935-17. Februar 2018)

Sonntag, 27. Januar 2019

M&M: Stand and Deliver


Dieser Film aus dem Jahr 1988 basiert auf dem wahren Leben des Mathematiklehrers Jaime Escalante. Jammert nicht sofort, ohne euch den Film erst angesehen zu haben. Dieser Film kam raus, bevor einige der, traurigerweise bekannteren, „wahres Leben Lehrer Geschichten“ erschienen. Übrigens wird der echte Jaime Escalante auf imdb zitiert gesagt zu haben, dass der Film „90% Wahrheit und 10% Drama“ wäre, was meiner Meinung nach ziemlich gut ist.

Jaime Escalante was ein wirklich strenger Lehrer. Musste er sein, da er eine Klasse Jugendlicher hispanischer Immigranten unterrichtete. Er wird gespielt von Edward James Olmos. Einige von euch dürften ihn aus Battlestar Galactica als William „Bill“Adama kennen. Olmos hat eine Oscar-Nominierung erhalten für seine Rolle als Escalante. Der Film konzentriert sich hauptsächlich auf den Mathematikunterricht. Aber wir sehen auch kurze Einblicke in Escalantes Privatleben. Er hat einen Sohn, der von Olmos' echtem Sohn gespielt wird, Bodie Olmos.

Escalante muss den Jugendlichen Mathematik beibringen und ist wirklich mit Leidenschaft dabei, was sicherlich den Jugendlichen hilft, Interesse zu bekommen und im Unterricht zu aufzupassen. Er ist ehrlich zu den Schülern und sagt ihnen das zwei Punkte gegen sie sprechen: ihr Name und ihre Hautfarbe. Das wird die Welt annehmen lassen, dass sie wenige wissen als sie tun. Ihre Chefs auf der Arbeit werden sich nicht um ihre Probleme kümmern, also würde er es auch nicht. Er hilft letztlich trotzdem einer Schülerin, als er herausfindet, dass ihre Eltern sie von der Schule genommen haben und spricht mit dem Vater. Natürlich hat die Klasse auch einen Unruhestifter. Escalante nennt ihn „Finger Man“ aus offensichtlichen Gründen. Ich mag die Art, wie Escalante auf ihn reagiert, indem er ihm ein bisschen coole Mathematik mit seinen Fingern zeigt. Basierend auf den Youtube Kommentaren bin ich nicht die einzige Person, die sich wünschte, dass meine Lehrerin mir diesen Trick beigebracht hätte. Ihr werdet wissen, was ich meine, wenn ihr den Film anseht und zu dieser Szene kommt.

Die Schüler werden gut genug, dass sie in ihrem Abschlussjahr den AP Calculus machen können. Escalante unterrichtet die Schüler dafür im Sommer Stunden in fortgeschrittener Mathematik als Vorbereitung darauf. Die anderen Lehrer werden zynisch Escalante gegenüber. Sie glauben nicht, dass die Schüler fähig dazu sind. Aber Escalante und die Schüler zeigen ihnen, dass sie falsch liegen. Sie machen den Test und bestehen ihn auch. Allerdings zweifelt der Educational Testing Service die Ergebnisse an. Sie beschuldigen die Schüler betrogen zu habe, da mehrere Schüler die gleichen Fehler haben. Escalante glaubt, dass Rassismus dahinter steckt. In einer kurzen Szene, wo sie versuchen einige Schüler zu befragen, wird einer von ihnen vermeintlich weich und hat genau die richtigen Antworten. Übrigens ist unter den Leuten, die sie befragen ist ein recht junger Andy Garcia als Dr. Ramirez. Ihr könnt sehen, dass er deutlich darum kämpft, nicht mit den Studenten mit zu lachen, aber er zeigt immerhin ein kurzes Lächeln, bevor er mit seinen Kollegen weggeht. Escalante schlägt vor, dass die Schüler den Test wiederholen. Ihnen wird der Wunsch gewährt mit nur einem Tag Vorbereitungszeit dafür.

Wie haben sie beim zweiten Mal im Test abgeschnitten? Seht es selbst. Wirklich, schaut euch den Film an. Ich weiß, er ist alt, aber er hat einige großartige Szenen. Meiner Meinung nach sehr sehenswert.

Samstag, 19. Januar 2019

Die Neuro-Logischen Ebenen und die Wichtigkeit unserer Wortwahl


Als ich Heilpädagogik studierte sagte man uns, dass Körpersprache und eine „offene Körperhaltung“ wichtig wäre in der Arbeit mit Klienten. Sie gingen nicht weiter darauf ein. Also musste ich selbst darüber lernen (vor allem lesen). Ich stieß auf Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP). Ich werde nicht weiter auf Details eingehen, was das genau ist. Was sie unter anderem machten und noch immer machen, ist diejenigen unter die Lupe zu nehmen, die etwas gut können und heraus zu finden, wie sie es tun, um andere, die nicht so gut darin sind oder gar nichts darüber wissen, diese Aktivität beizubringen. Eine der Leute, die besonders interessiert an der Erforschung war, wie Leute Dinge tun, ist Robert Dilts. Das Zitat, mit dem ich meinen vorigen Eintrag anfing, war aus dem Buch „Dynamic Learning“ von Robert Dilts und Todd Epstein und ist eine Verschriftlichung eines Seminars über Lernen und Lehren.

Eine der Dinge, die Robert Dilts entwickelte (das ist auch in „Dynamic Learning“ erwähnt und in anderen seiner Bücher) sind die „Neuro-Logischen Ebenen“ (Neuro-Logical Levels), manchmal auch nur „Logische Ebenen“ genannt oder „Ebenen des Lernens“.

a) Identität – Wer?
b) Glaubenssätze und Werte – Warum?
c) Fähigkeiten – Wie?
d) Verhalten – Was?
e) Umgebung – Wo und Wann?

Manchmal haben diese Ebenen noch eine weitere Ebene vor „Identätit“, nämlich „Spiritualität/Mission“, die nach „Wer noch?“ fragt. Für die Zwecke dieses Eintrags reichen allerdings die 5 oben genannten Ebenen. All diese Ebenen beeinflussen Lernen und beeinflussen sich gegenseitig. Veränderungen in den unteren Ebenen eher wenig Einfluss haben auf die oberen Ebenen als Veränderungen der oberen Ebenen die unteren Ebenen beeinflussen.

Beispielsweise ist es in der Tat schwieriger gegen Mittag zu lernen, wenn man gerade gegessen hat und der Körper mehr beschäftigt ist mit Verdauung und dem Bauch als Kopffreiheit und Lernen. Ich erinnere mich noch an einen Lehrer an der Fachhochschule, der unglücklicherweise uns recht Theorie beladene Themen in einem Seminar mittags lehrte. Einmal als er merkte, dass wir alle einfach zu müde waren, um wirklich aufzupassen, war er freundlich genug, die Stunde vorzeitig zu beenden. Das weiß ich sehr zu schätzen. Oder wenn es sehr heiß ist im Sommer und bereits alle Fenster auf sind, damit Luft rein kommt, aber kein Wind draußen weht, könnte es schwer sein, sich zu konzentrieren.

Zum Thema Konzentration: Worauf Schulen sich normalerweise konzentrieren, ist die Leistung der Schüler. Das wäre die Verhaltensebene und wie gut sie es tun, die Fähigkeiten bewerten.

Die Dinge können sehr durcheinander geraten mit schlimmen Folgen, wenn beispielsweise ein Kind nicht gut schreibt. Wir sind schnell dabei zu sagen, „Das Kind ist legasthenisch“. Legasthenie ist der Begriff für wenn jemand Probleme beim Lesen und/oder Schreiben hat. Aber schaut noch einmal auf die Ebenen oben. Wenn wir sagen, dass jemand „legasthenisch ist“, dann ist das das Identitätsebene. Es ist die Spitze der Ebenen. Es beeinflusst alle anderen Ebenen. Und es ist falsch. Wenn sie schlecht sind, weil sie schlecht schreiben können, dann ist das eine Fähigkeitenebene, nicht Identitätsebene. Traurigerweise identifizieren sich Menschen schnell mit ihren Symptomen und was einmal eine relativ niedrige Ebene von „schlecht schreiben“ war, kann schnell zu „ein legasthenisches Kind“ werden oder „ein Kind mit Lernproblemen“. Ratet mal, welche dieser Probleme einfacher zu ändern ist?

Randbemerkung: Es muss etwa in der achten Klasse gewesen sein, als die Lehrer uns über Pubertät, Sex und all diese Dinge aufklärten. Ich erinnere mich, dass wir ein kleines Buch im Religionsunterricht bekamen, das ich letztlich in der Schulbücherei abgab. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich an einem gewissen Punkt aufhörte es zu lesen, oder ob ich es komplett las und dann in der Schulbücherei abgab. Jedenfalls war da ein Absatz, wo erklärt wurde, dass Jugendliche manchmal mit den Eltern streiten und gemein und schlecht sind ihnen gegenüber. Der Leser müsste sich aber keine Sorgen machen: „Du kannst dich noch ändern.“ Diese Zeile machte mich wütend und das sagte ich auch der Bibliothekarin, der ich mein Exemplar vom Buch gab. Selbst damals dachte ich, dass ein Jugendlicher sein um Veränderungen geht und erwachsen und unabhängig werden. Für mich sind zumindest manche der Ausraster der Jugendlichen begründet in dem Prozess des Erwachsenwerdens und Hormone und nicht so sehr aus freien Stücken eine schlechte Person zu sein. Entsprechend einem Jugendlichen zu sagen, dass sie „sich noch ändern können“, schien eine dumme Sache zu schreiben, meiner Meinung nach. Hieß das, dass wenn sie nicht mochten, wer sie dann waren (mit den Ausrastern zum Beispiel), dass das nicht bedeutete, dass sie so blieben bis sie starben? Nun, natürlich nicht! Ich schätze, das Wort, dass mich am meisten verletzte, war das Wort „kannst“. Zugegeben, es gibt auch einige schlechte Erwachsene da draußen. Ich schätze, die Autoren des Buches würden behaupten, dass diese die Chance zur Änderung nicht genutzt haben. Allgemein ist für mich diese Änderung eine Tatsache meiner Meinung nach und das zu einem „Du kannst dich noch ändern“ zu machen, erschien wirklich dumm.

Also jedenfalls die Aussage, die ich in diesem Eintrag hier machen wollte ist, dass wir aufpassen sollten, besonders wenn wir negative Rückmeldung an Kinder geben, auf welcher Ebene wir diese Kommentare machen. Es wird eine Wirkung haben. Einige mehr als andere, in Abhängigkeit von den Ebenen.