Samstag, 19. Januar 2019

Die Neuro-Logischen Ebenen und die Wichtigkeit unserer Wortwahl


Als ich Heilpädagogik studierte sagte man uns, dass Körpersprache und eine „offene Körperhaltung“ wichtig wäre in der Arbeit mit Klienten. Sie gingen nicht weiter darauf ein. Also musste ich selbst darüber lernen (vor allem lesen). Ich stieß auf Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP). Ich werde nicht weiter auf Details eingehen, was das genau ist. Was sie unter anderem machten und noch immer machen, ist diejenigen unter die Lupe zu nehmen, die etwas gut können und heraus zu finden, wie sie es tun, um andere, die nicht so gut darin sind oder gar nichts darüber wissen, diese Aktivität beizubringen. Eine der Leute, die besonders interessiert an der Erforschung war, wie Leute Dinge tun, ist Robert Dilts. Das Zitat, mit dem ich meinen vorigen Eintrag anfing, war aus dem Buch „Dynamic Learning“ von Robert Dilts und Todd Epstein und ist eine Verschriftlichung eines Seminars über Lernen und Lehren.

Eine der Dinge, die Robert Dilts entwickelte (das ist auch in „Dynamic Learning“ erwähnt und in anderen seiner Bücher) sind die „Neuro-Logischen Ebenen“ (Neuro-Logical Levels), manchmal auch nur „Logische Ebenen“ genannt oder „Ebenen des Lernens“.

a) Identität – Wer?
b) Glaubenssätze und Werte – Warum?
c) Fähigkeiten – Wie?
d) Verhalten – Was?
e) Umgebung – Wo und Wann?

Manchmal haben diese Ebenen noch eine weitere Ebene vor „Identätit“, nämlich „Spiritualität/Mission“, die nach „Wer noch?“ fragt. Für die Zwecke dieses Eintrags reichen allerdings die 5 oben genannten Ebenen. All diese Ebenen beeinflussen Lernen und beeinflussen sich gegenseitig. Veränderungen in den unteren Ebenen eher wenig Einfluss haben auf die oberen Ebenen als Veränderungen der oberen Ebenen die unteren Ebenen beeinflussen.

Beispielsweise ist es in der Tat schwieriger gegen Mittag zu lernen, wenn man gerade gegessen hat und der Körper mehr beschäftigt ist mit Verdauung und dem Bauch als Kopffreiheit und Lernen. Ich erinnere mich noch an einen Lehrer an der Fachhochschule, der unglücklicherweise uns recht Theorie beladene Themen in einem Seminar mittags lehrte. Einmal als er merkte, dass wir alle einfach zu müde waren, um wirklich aufzupassen, war er freundlich genug, die Stunde vorzeitig zu beenden. Das weiß ich sehr zu schätzen. Oder wenn es sehr heiß ist im Sommer und bereits alle Fenster auf sind, damit Luft rein kommt, aber kein Wind draußen weht, könnte es schwer sein, sich zu konzentrieren.

Zum Thema Konzentration: Worauf Schulen sich normalerweise konzentrieren, ist die Leistung der Schüler. Das wäre die Verhaltensebene und wie gut sie es tun, die Fähigkeiten bewerten.

Die Dinge können sehr durcheinander geraten mit schlimmen Folgen, wenn beispielsweise ein Kind nicht gut schreibt. Wir sind schnell dabei zu sagen, „Das Kind ist legasthenisch“. Legasthenie ist der Begriff für wenn jemand Probleme beim Lesen und/oder Schreiben hat. Aber schaut noch einmal auf die Ebenen oben. Wenn wir sagen, dass jemand „legasthenisch ist“, dann ist das das Identitätsebene. Es ist die Spitze der Ebenen. Es beeinflusst alle anderen Ebenen. Und es ist falsch. Wenn sie schlecht sind, weil sie schlecht schreiben können, dann ist das eine Fähigkeitenebene, nicht Identitätsebene. Traurigerweise identifizieren sich Menschen schnell mit ihren Symptomen und was einmal eine relativ niedrige Ebene von „schlecht schreiben“ war, kann schnell zu „ein legasthenisches Kind“ werden oder „ein Kind mit Lernproblemen“. Ratet mal, welche dieser Probleme einfacher zu ändern ist?

Randbemerkung: Es muss etwa in der achten Klasse gewesen sein, als die Lehrer uns über Pubertät, Sex und all diese Dinge aufklärten. Ich erinnere mich, dass wir ein kleines Buch im Religionsunterricht bekamen, das ich letztlich in der Schulbücherei abgab. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich an einem gewissen Punkt aufhörte es zu lesen, oder ob ich es komplett las und dann in der Schulbücherei abgab. Jedenfalls war da ein Absatz, wo erklärt wurde, dass Jugendliche manchmal mit den Eltern streiten und gemein und schlecht sind ihnen gegenüber. Der Leser müsste sich aber keine Sorgen machen: „Du kannst dich noch ändern.“ Diese Zeile machte mich wütend und das sagte ich auch der Bibliothekarin, der ich mein Exemplar vom Buch gab. Selbst damals dachte ich, dass ein Jugendlicher sein um Veränderungen geht und erwachsen und unabhängig werden. Für mich sind zumindest manche der Ausraster der Jugendlichen begründet in dem Prozess des Erwachsenwerdens und Hormone und nicht so sehr aus freien Stücken eine schlechte Person zu sein. Entsprechend einem Jugendlichen zu sagen, dass sie „sich noch ändern können“, schien eine dumme Sache zu schreiben, meiner Meinung nach. Hieß das, dass wenn sie nicht mochten, wer sie dann waren (mit den Ausrastern zum Beispiel), dass das nicht bedeutete, dass sie so blieben bis sie starben? Nun, natürlich nicht! Ich schätze, das Wort, dass mich am meisten verletzte, war das Wort „kannst“. Zugegeben, es gibt auch einige schlechte Erwachsene da draußen. Ich schätze, die Autoren des Buches würden behaupten, dass diese die Chance zur Änderung nicht genutzt haben. Allgemein ist für mich diese Änderung eine Tatsache meiner Meinung nach und das zu einem „Du kannst dich noch ändern“ zu machen, erschien wirklich dumm.

Also jedenfalls die Aussage, die ich in diesem Eintrag hier machen wollte ist, dass wir aufpassen sollten, besonders wenn wir negative Rückmeldung an Kinder geben, auf welcher Ebene wir diese Kommentare machen. Es wird eine Wirkung haben. Einige mehr als andere, in Abhängigkeit von den Ebenen.

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