Als ich Heilpädagogik
studierte sagte man uns, dass Körpersprache und eine „offene
Körperhaltung“ wichtig wäre in der Arbeit mit Klienten. Sie
gingen nicht weiter darauf ein. Also musste ich selbst darüber
lernen (vor allem lesen). Ich stieß auf Neuro-Linguistisches
Programmieren (NLP). Ich werde nicht weiter auf Details eingehen, was
das genau ist. Was sie unter anderem machten und noch immer machen,
ist diejenigen unter die Lupe zu nehmen, die etwas gut können und
heraus zu finden, wie sie es tun, um andere, die nicht so gut darin
sind oder gar nichts darüber wissen, diese Aktivität beizubringen.
Eine der Leute, die besonders interessiert an der Erforschung war,
wie Leute Dinge tun, ist Robert Dilts. Das Zitat, mit dem ich meinen
vorigen Eintrag anfing, war aus dem Buch „Dynamic Learning“ von
Robert Dilts und Todd Epstein und ist eine Verschriftlichung eines
Seminars über Lernen und Lehren.
Eine der Dinge, die Robert
Dilts entwickelte (das ist auch in „Dynamic Learning“ erwähnt
und in anderen seiner Bücher) sind die „Neuro-Logischen Ebenen“
(Neuro-Logical Levels), manchmal auch nur „Logische Ebenen“
genannt oder „Ebenen des Lernens“.
a) Identität – Wer?
b) Glaubenssätze und
Werte – Warum?
c) Fähigkeiten – Wie?
d) Verhalten – Was?
e) Umgebung – Wo und
Wann?
Manchmal haben diese
Ebenen noch eine weitere Ebene vor „Identätit“, nämlich
„Spiritualität/Mission“, die nach „Wer noch?“ fragt. Für
die Zwecke dieses Eintrags reichen allerdings die 5 oben genannten
Ebenen. All diese Ebenen beeinflussen Lernen und beeinflussen sich
gegenseitig. Veränderungen in den unteren Ebenen eher wenig Einfluss
haben auf die oberen Ebenen als Veränderungen der oberen Ebenen die
unteren Ebenen beeinflussen.
Beispielsweise ist es in
der Tat schwieriger gegen Mittag zu lernen, wenn man gerade gegessen
hat und der Körper mehr beschäftigt ist mit Verdauung und dem Bauch
als Kopffreiheit und Lernen. Ich erinnere mich noch an einen Lehrer
an der Fachhochschule, der unglücklicherweise uns recht Theorie
beladene Themen in einem Seminar mittags lehrte. Einmal als er
merkte, dass wir alle einfach zu müde waren, um wirklich
aufzupassen, war er freundlich genug, die Stunde vorzeitig zu
beenden. Das weiß ich sehr zu schätzen. Oder wenn es sehr heiß ist
im Sommer und bereits alle Fenster auf sind, damit Luft rein kommt,
aber kein Wind draußen weht, könnte es schwer sein, sich zu
konzentrieren.
Zum Thema Konzentration:
Worauf Schulen sich normalerweise konzentrieren, ist die Leistung der
Schüler. Das wäre die Verhaltensebene und wie gut sie es tun, die
Fähigkeiten bewerten.
Die Dinge können sehr
durcheinander geraten mit schlimmen Folgen, wenn beispielsweise ein
Kind nicht gut schreibt. Wir sind schnell dabei zu sagen, „Das Kind
ist legasthenisch“. Legasthenie ist der Begriff für wenn jemand
Probleme beim Lesen und/oder Schreiben hat. Aber schaut noch einmal
auf die Ebenen oben. Wenn wir sagen, dass jemand „legasthenisch
ist“, dann ist das das Identitätsebene. Es ist die Spitze der
Ebenen. Es beeinflusst alle anderen Ebenen. Und es ist falsch. Wenn
sie schlecht sind, weil sie schlecht schreiben können, dann ist das
eine Fähigkeitenebene, nicht Identitätsebene. Traurigerweise
identifizieren sich Menschen schnell mit ihren Symptomen und was
einmal eine relativ niedrige Ebene von „schlecht schreiben“ war,
kann schnell zu „ein legasthenisches Kind“ werden oder „ein
Kind mit Lernproblemen“. Ratet mal, welche dieser Probleme
einfacher zu ändern ist?
Randbemerkung: Es muss
etwa in der achten Klasse gewesen sein, als die Lehrer uns über
Pubertät, Sex und all diese Dinge aufklärten. Ich erinnere mich,
dass wir ein kleines Buch im Religionsunterricht bekamen, das ich
letztlich in der Schulbücherei abgab. Ich weiß nicht mal mehr, ob
ich an einem gewissen Punkt aufhörte es zu lesen, oder ob ich es
komplett las und dann in der Schulbücherei abgab. Jedenfalls war da
ein Absatz, wo erklärt wurde, dass Jugendliche manchmal mit den
Eltern streiten und gemein und schlecht sind ihnen gegenüber. Der
Leser müsste sich aber keine Sorgen machen: „Du kannst dich noch
ändern.“ Diese Zeile machte mich wütend und das sagte ich auch
der Bibliothekarin, der ich mein Exemplar vom Buch gab. Selbst damals
dachte ich, dass ein Jugendlicher sein um Veränderungen geht und
erwachsen und unabhängig werden. Für mich sind zumindest manche der
Ausraster der Jugendlichen begründet in dem Prozess des
Erwachsenwerdens und Hormone und nicht so sehr aus freien Stücken
eine schlechte Person zu sein. Entsprechend einem Jugendlichen zu
sagen, dass sie „sich noch ändern können“, schien eine dumme
Sache zu schreiben, meiner Meinung nach. Hieß das, dass wenn sie
nicht mochten, wer sie dann waren (mit den Ausrastern zum Beispiel),
dass das nicht bedeutete, dass sie so blieben bis sie starben? Nun,
natürlich nicht! Ich schätze, das Wort, dass mich am meisten
verletzte, war das Wort „kannst“. Zugegeben, es gibt auch einige
schlechte Erwachsene da draußen. Ich schätze, die Autoren des
Buches würden behaupten, dass diese die Chance zur Änderung nicht
genutzt haben. Allgemein ist für mich diese Änderung eine Tatsache
meiner Meinung nach und das zu einem „Du kannst dich noch
ändern“ zu machen, erschien wirklich dumm.
Also jedenfalls die
Aussage, die ich in diesem Eintrag hier machen wollte ist, dass wir
aufpassen sollten, besonders wenn wir negative Rückmeldung an Kinder
geben, auf welcher Ebene wir diese Kommentare machen. Es wird eine
Wirkung haben. Einige mehr als andere, in Abhängigkeit von den
Ebenen.
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