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Montag, 5. August 2013

Schönen guten Morgen!

Liebe Leserinnen und Leser,

wie viele verschiedene Bedeutungen kann die scheinbar simple Aussage von "Schönen guten Morgen!" haben?

Als Bilbo Beutlin dem Zauberer Gandalf in "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" einen schönen guten Morgen wünscht, bekommt er statt einem erwarteten Gegengruß einen Schwall von Interpretierungsmöglichkeiten.

"Wie meint Ihr das? Wünsch Ihr mir einen guten Morgen, oder meint Ihr, das ist ein schöner Morgen, egal was ich wünsche? Oder Ihr wolltet sagen, dass Ihr an diesem Morgen alles schön und gut findet? Oder wolltet Ihr sagen, man müsse an diesem Morgen gut oder schön sein?"

Verwirrung oder Überraschung kann eine Art sein, eine Trance einzuleiten. Zumal Bilbo nicht mit diesen Fragen gerechnet hat. Selbst Schuld, Bilbo. Eine präziese Ausdrucksweise ist sehr wichtig und manchmal bestimmend.

Der gute Bilbo antwortet auf Gandalfs vielen Fragen mit der, wie mir scheint, einzigen Antwort, die Sinn macht: "Alles zugleich, nehme ich an."

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Freitag, 17. Mai 2013

Von sollte, sollte nicht und nicht

Liebe Leserinnen und Leser,


warum fällt es einfacher, „sollte nicht“ zu befolgen statt „sollte“? „Sollte nicht so spät nachts online sein.“ Erledigt. Ich bin spät nachts online. „Sollte früh im Bett sein.“ Nicht wirklich. „Sollte weniger süßes essen.“ Eine Tüte Gummibärchen hält bei mir bestenfalls ein paar Tage. "Sollte mehr Obst und Gemüse essen." Ich reagiere allergisch auf einige Obstsorten und meine Meerschweinchen essen mehr Gemüse als ich. (Okay, wir teilen oft durch drei.)


Ich glaube, ein Teil der Frage ist zu beantworten in der Wortwahl. Es ist ähnlich wie, wenn ich euch bitten würde "Denkt jetzt nicht an einen blauen Elefanten." Woran denkt ihr? Ganz schlaue unter euch würden möglicherweise antworten "An einen pinken Elefanten." Ja, ja... Das ist eine harmlose Aufforderung, die alle belächeln. Aber sie ist weniger witzig, wenn dabei etwas passiert. Etwa, wenn die Mutter dem Kind sagt: "Schmeiß das Glas nicht um." Ich kann dafür garantieren, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind das Glas umschmeißt, ziemlich hoch ist.


Manche sagen, dass das passiert, weil wir uns erst ein positives Bild von dem machen müssen, was nicht passieren soll. Damit ihr wisst, woran ihr nicht denken sollt, müsst ihr erst einmal den blauen Elefanten im Kopf haben. Damit das Kind weiß, was es nicht machen soll, hat es erst einmal ein Bild davon im Kopf, wie es das Glas umwirft. Im Fall vom Kind ist das eher unbewusst, anders als beim blauen Elefanten. Trotzdem ist beides im Kopf.


Im Deutschen ist es relativ harmlos soweit. Im Englischen ist das ganze etwas komplizierter. Denn das Englische "not" (nicht), "knot" (Knoten) und "nod" (nicken) ist, wenn man sie ausspricht, in den ersten beiden Fällen gleich und vom "nod" kaum zu unterscheiden. Was hilft ist da lediglich der Gesamtzusammenhang. Für jemanden, der Englisch als Fremdsprache gelernt hat, ist der Prozess, "not", "knot" und "nod" jeweils richtig zu hören möglicherweise bewusster als für jemanden, der Englisch als Muttersprache gelernt hat. In der "richtigen" Situation kann es mir trotzdem passieren, dass ich im Kopf ganz andere Dinge höre oder auch lese, wenn es ein Text ist.


Als Hypnotiseur kann man damit wunderbar spielen. Es gibt so genannte Refrainfragen (englisch: tag question). Die sind im Englischen, meiner Meinung nach, einfacher und schöner einsetzbar. Im Deutschen kommen sie nicht ganz so schön rüber. Dem Aussagesatz wird dabei am Ende eine Frage angehängt. Eine einfache Sache, nicht wahr? Der "Refrain" fällt im Deutschen praktisch weg. Im Englischen ist er aber deutlich. "It's easy, isn't it?" Oder, um einmal den Knoten wieder aufzugreifen: "It's easy, is it not?" Und wie habt ihr auf diese Frage gerade höchst wahrscheinlich reagiert? Mit einem (unbewussten) Nicken? Wunderbar!


Es gibt da noch etwas, was sich Ja-Haltung (yes-set) nennt und wunderbar manipulativ eingesetzt werden kann. Gehen wir davon aus, ich möchte, dass mein Gegenüber eine bestimmte Sache macht oder positiv eingestellt ist zu einer Sache. Das ganze baue ich auf durch eine Reihe von Fragen oder Aussagen, von denen ich weiß, dass die Antwort „ja“ ist oder dass die Person zustimmen wird. Die Person ist also auf „ja“, positiv und Nicken programmiert und stimmt letztlich dann auch der Sache oder Aussage zu, von der ich will, dass die Person zustimmt. Aber: wenn jemand eine Reihe von Fragen stellt und ich alle immer wieder mit „ja“ beantworte, fällt das auf. Dazu braucht man kein Hypnotiseur sein. Man kann das ganze variieren, indem man Fragen negativ formuliert und das Negative bestätigt wird. Beispiel: „Kinder sollten wirklich nicht mit Feuer spielen.“ Ihr stimmt der Aussage zu, aber schüttelt dabei bestätigend den Kopf oder äußert ein „nein“ als Bestätigung. Obwohl ihr „nein“ sagt bzw. den Kopf verneinend schüttelt, seid ihr trotzdem positiv meiner Aussage gegenüber eingestellt und stimmt mir zu.


Bis zum nächsten Blog,


sarah

Montag, 12. November 2012

Meine Ohrwurm Theorie

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin der festen Überzeugung, dass Ohrwürmer, also Lieder, die wir eine Weile im Kopf haben und so schnell nicht los werden, einen Sinn haben. Sie sind nicht nur nervige Lieder oder Teile von Liedern im Kopf. In der Regel sind es Texte und nicht (nur) Melodien, die wir im Kopf haben. Achtet einmal auf den Text, den ihr dabei im Kopf habt. Ich glaube, unser Unbewusstes will uns mit diesen Texten etwas sagen und macht es uns deshalb in dieser nervigen Schleife (oder wie ein langer Wurm im Ohr) bewusst.

Ein Lied hatte ich ehrlich über ein einhalb Jahre im Kopf. Ich konnte andere Lieder hören und das war auch in Ordnung. Aber sobald ich nichts hörte und etwas im Kopf hatte, war es über ein einhalb Jahre tatsächlich nur ein Lied. Ich verrate lieber nicht, welches es war. Es ist sehr bekannt und kann schnell für viele zum Ohrwurm werden. Aber ich stelle euch einmal vor, welche Lieder ich zeitweise und zeilenweise in letzter Zeit immer wieder mal im Kopf hatte. Es waren nicht direkt Ohrwürmer für mich, weil es nicht total nervig war, trotzdem waren einige Zeilen oder auch nur einzelne Worte der Lieder im Kopf.

Als ich im Prozess vom Umzug in meine eigene Wohnung war, hatte ich immer wieder "Settle Down" von No Doubt. Die Zeilen "Get get get in line, and settle down / Get in line, and settle down" machten für einen Umzug ja auch tatsächlich Sinn. "settle down" ist einerseits sich beruhigen, aber auch sesshaft werden. Sesshaft werden würde ich.

Dank einer Freundin (du weißt, wer du bist), kam ich neulich auf Tim Minchin. Ich hätte ihn schon viel früher als vor ein paar Wochen "kennen lernen" können. Denn vor ein, zwei Jahren zeigte mir ein anderer Freund ein Video von Axes of Awesome, nämlich ein Video von einem Auftritt, bei dem sie ihren 4 Chord Song brachten. Es ist eine schöne, lustige Mischung diverser Lieder, die alle auf den gleichen 4 Akkorden (chords) basieren (oder wenigstens einen von ihnen) und alle Hits sind. Speziell dieses Video hat sogar alle Interpreten und Liedertitel im Video angezeigt. Tim Minchin ist gegen Ende ebenfalls vertreten. Hätte ich mich "damals" nur bemüht, die mir weniger oder gar nicht bekannten Lieder bzw. Interpreten anzuhören, hätte ich ihn schon viel eher gekannt. Jedenfalls kenne ich ihn also jetzt und habe die letzten Tage oft damit verbracht, von ihm anzusehen und anzuhören, was mir möglich war. Offenbar gefährlich für mich. Ich wachte vor einigen Tagen auf und hatte eines von Tim Minchins Lieder im Kopf und behielt es auch fast den ganzen Tag. Freitag war ich auf der Arbeit, trank einen Chai Latte Ingwer (englisch: Ginger). Es wunderte mich überhaupt nicht, dass ich dazu die ganze Zeit Tim Minchins "Ginger Song" (auch bekannt als "Taboo" bzw. aktuell als "Prejudices" also Vorurteile) im Kopf hatte und absolut nicht mehr los wurde, bis ich meinen Chai Latte Ingwer ausgetrunken hatte. Danke auch. Das war vor allem deshalb nicht witzig, weil das Lied nicht von der Pflanze Ingwer handelt. Ich brauchte ein bisschen, um zu merken, worum es geht. Es war wirklich nicht witzig. Samstag war nicht wesentlich besser, abgesehen davon, dass das Lied ein anderes war. Wir gingen alle gemeinsam einkaufen und schon auf dem Weg dort hin formte sich klar und deutlich eine Melodie und der Text von Tim Minchins "Canvas Bags". Canvas Bags sind Stofftaschen und ja, wir hatten auch unsere Stofftaschen dabei! Das war auch, was ich mir dann immer wieder sagte, um das Lied aus dem Kopf zu bekommen.

Freitag war einfach nur nervig und Samstag wenigstens ein besseres Lied. Ich kümmerte mich trotzdem an beiden Tagen nicht groß darum, die Lieder aus dem Kopf zu bekommen. Auch wenn beide nervig waren. Wenn ich ein Lied los werden will, hilft es ein schnelles anderes Lied im Kopf zu haben. Manchmal flüstere ich auch den Text oder summe leise die Melodie, wenn der Ohrwurm zu nervig und hartnäckig ist. Mir hilft dabei "Halloween Town" aus dem Film "Nightmare Before Christmas". Meist fange ich relativ mit dem Ende an, bei dem la-la-la-Teil. Ab und zu kommt dann in meinem Kopf der Refrain dazu und irgendwann sind sowohl Halloween Town als auch der Ohrwurm nicht mehr in meinem Kopf. Das Lied, speziell mein Einstieg gegen den Ohrwurm sind schnell und schnelles erfordert eine gewisse Konzentration. So etwas hilft grundsätzlich gegen Ohrwürmer, etwas zu finden, wofür man sich konzentrieren muss. Ich denke, es hilft auch, die Hinweise unseres Unbewussten zu respektieren und akzeptieren und dem nach zu gehen, so weit es möglich ist.

Anfang des Jahres musste ich zu einer Art Seminar. Ich hatte keine Lust und war auch sehr nervös, obwohl ich am Tag davor schon einmal dort war. Ich wusste also, wo ich hin musste und kannte die Leute dort auch mehr oder weniger. Ich wachte auf mit einem Seemannslied im Kopf. Ich weiß jetzt nicht mehr, welches es war. Der Text sinngemäß war allerdings etwas wie "meine Liebe, mach dir keine Sorgen, alles wird bald gut". Nach einer Weile hätte ich gerne ein anderes Lied im Kopf gehabt für Abwechslung. Trotzdem war es irgendwie doch auch beruhigend - und es stimmte. Als ich da war, war es dann auch bald gut. Ohrwürmer sind also nicht nur nervig und vor allem nicht unsinnig.

Bis zum nächsten Blog,

sarah