Donnerstag, 29. Mai 2014

Meme

Liebe Leserinnen und Leser,

in seinem Buch „Das egoistische Gen“ beschreibt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins, dass Gene nicht die einzigen Teilchen sind, die ein Mensch an einen anderen weiter geben kann. Gene sind nur Teilchen der biologischen Ebene eines Menschen. Kultur wird ebenfalls weitergegeben. Lieder, Geschichten, Tänze, Bräuche, Ideen und vieles mehr wird innerhalb einer Kultur weiter gegeben. Anders als Gene können Kulturteilchen nicht nur von älteren Menschen an jüngere weitergegeben werden und bleiben auch nicht zwangsläufig in einer Familie. Ein Lied beispielsweise kann auch von einem Schüler an die Lehrerin weitergegeben werden und ein Junge erzählt seiner Freundin einen Witz. Natürlich bringen die Eltern den Kindern auch vieles bei. Durch Bücher und vor allem das Internet können Ideen und Gedanken überall hin verbreitet werden. Aber nicht alle Lieder, Witze, Geschichten, Bräuche und Ideen sind gleich ein Kulturteilchen. Zwei Dinge sind entscheidend:
  1. Eine Person muss sich etwas merken.
  2. Was sich gemerkt wurde, muss von der Person an eine andere weitergegeben werden.
Erst dann ist dieses Kulturteilchen interessant für Forscher. Erst dann ist dieses Teilchen, was sich gemerkt und weitergegeben wurde ein echtes Kulturteilchen. Dawkins überlegte sich, wie man diese Kulturteilchen nennen könnte, um sie nicht immer nur zum Beispiel Kulturteilchen nennen zu müssen. Er wollte ein kurzes Wort dafür haben, ähnlich wie „Gen“ als quasi Biologieteilchen ein kurzes Wort ist. Etwas erinnern ist der eine Schlüssel. „Das Gedächtnis“ oder „die Erinnerung“ ist im Englischen „the memory“. Kultur ist etwas aktives, etwas darstellendes. Ein Wort für „darstellen“ im Englischen ist „to mime“. So kam Dawkins schließlich darauf ein Kulturteilchen Mem (Englisch: „meme“, in Anlehnung an die englische Schreibweise von „gene“ für „Gen“) zu nennen.

Der Autor Daniel Quinn nimmt den Gedanken von Memen auf und beschreibt in seinem Buch „Beyond Civilization“, dass nicht alle Meme positiv sind. Es gibt auch tödliche Meme. Ähnlich wie manche Kombination von Genen dazu führt, dass Lebewesen nicht lange leben. Als Beispiel nennt er die „Heaven's Gate“ Sekte, deren Grundgedanke war, dass deren Mitglieder durch Suizid in den Himmel kommen. Einmal „infiziert“ mit den Gedanken, bringen sich die Sektenmitglieder um. Traurig um die Menschen, die auf diese Weise ums Leben kommen, doch diese tödliche Idee ist nur auf die Sektenmitglieder beschränkt. Nach Daniel Quinn ist die Zivilisation aufgrund von zwei Grundgedanken entstanden:
  1. dass die Lebensweise ihrer Mitglieder die einzig richtige ist für alle Menschen auf der gesamten Welt und
  2. dass alle Nahrung unter Verschluss gehalten wird und nur für Arbeit in Teilen rausgegeben wird. 
Diese Lebensweise ist von keinem Tier und in keiner anderen Kultur der Menschen bekannt, außer denen, die sich zivilisiert nennen. Wohin diese Lebensweise und diese beiden Gedanken in Kombination führt, erleben wir nur zu gut selbst täglich. Mehr zu Daniel Quinn und seinen Ideen in folgenden Blogeinträgen. Wer schon jetzt ein wenig mehr erfahren möchte, kann einen Blick auf Hinrich Ruyters Paradigmenseite (http://home.arcor.de/ruyter/Quinn/Meme.htm) werfen. Was ich hier schlicht als „Meme“ und Grundgedanken der Zivilisation beschreibe, hat er auf seiner Seite als Aussterbe-Paradigma den Grundgedanken der Naturvölker (Überlebensfähiges Paradigma) gegenübergestellt.

Wer sich für Meme interessiert, dem kann ich „Die Macht der Meme“ empfehlen von Susan Blackmore. In diesem Buch beschreibt sie verschiedene Aspekte der Meme, ihre Bedeutung und Verbreitung.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

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