in seinem Buch „Das egoistische Gen“
beschreibt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins, dass Gene nicht die
einzigen Teilchen sind, die ein Mensch an einen anderen weiter geben
kann. Gene sind nur Teilchen der biologischen Ebene eines Menschen.
Kultur wird ebenfalls weitergegeben. Lieder, Geschichten, Tänze,
Bräuche, Ideen und vieles mehr wird innerhalb einer Kultur weiter
gegeben. Anders als Gene können Kulturteilchen nicht nur von älteren
Menschen an jüngere weitergegeben werden und bleiben auch nicht
zwangsläufig in einer Familie. Ein Lied beispielsweise kann auch von
einem Schüler an die Lehrerin weitergegeben werden und ein Junge
erzählt seiner Freundin einen Witz. Natürlich bringen die Eltern
den Kindern auch vieles bei. Durch Bücher und vor allem das Internet
können Ideen und Gedanken überall hin verbreitet werden. Aber nicht
alle Lieder, Witze, Geschichten, Bräuche und Ideen sind gleich ein
Kulturteilchen. Zwei Dinge sind entscheidend:
- Eine Person muss sich etwas merken.
- Was sich gemerkt wurde, muss von der Person an eine andere weitergegeben werden.
Erst dann ist dieses Kulturteilchen
interessant für Forscher. Erst dann ist dieses Teilchen, was sich
gemerkt und weitergegeben wurde ein echtes Kulturteilchen. Dawkins
überlegte sich, wie man diese Kulturteilchen nennen könnte, um sie
nicht immer nur zum Beispiel Kulturteilchen nennen zu müssen. Er
wollte ein kurzes Wort dafür haben, ähnlich wie „Gen“ als quasi
Biologieteilchen ein kurzes Wort ist. Etwas erinnern ist der eine
Schlüssel. „Das Gedächtnis“ oder „die Erinnerung“ ist im
Englischen „the memory“. Kultur ist etwas aktives, etwas
darstellendes. Ein Wort für „darstellen“ im Englischen ist „to
mime“. So kam Dawkins schließlich darauf ein Kulturteilchen Mem
(Englisch: „meme“, in Anlehnung an die englische Schreibweise von
„gene“ für „Gen“) zu nennen.
Der Autor Daniel Quinn nimmt den
Gedanken von Memen auf und beschreibt in seinem Buch „Beyond
Civilization“, dass nicht alle Meme positiv sind. Es gibt auch
tödliche Meme. Ähnlich wie manche Kombination von Genen dazu führt,
dass Lebewesen nicht lange leben. Als Beispiel nennt er die „Heaven's
Gate“ Sekte, deren Grundgedanke war, dass deren Mitglieder durch
Suizid in den Himmel kommen. Einmal „infiziert“ mit den Gedanken,
bringen sich die Sektenmitglieder um. Traurig um die Menschen, die
auf diese Weise ums Leben kommen, doch diese tödliche Idee ist nur
auf die Sektenmitglieder beschränkt. Nach Daniel Quinn ist die
Zivilisation aufgrund von zwei Grundgedanken entstanden:
- dass die Lebensweise ihrer Mitglieder die einzig richtige ist für alle Menschen auf der gesamten Welt und
- dass alle Nahrung unter Verschluss gehalten wird und nur für Arbeit in Teilen rausgegeben wird.
Diese Lebensweise ist von keinem Tier
und in keiner anderen Kultur der Menschen bekannt, außer denen, die
sich zivilisiert nennen. Wohin diese Lebensweise und diese beiden
Gedanken in Kombination führt, erleben wir nur zu gut selbst
täglich. Mehr zu Daniel Quinn und seinen Ideen in folgenden
Blogeinträgen. Wer schon jetzt ein wenig mehr erfahren möchte, kann
einen Blick auf Hinrich Ruyters Paradigmenseite
(http://home.arcor.de/ruyter/Quinn/Meme.htm)
werfen. Was ich hier schlicht als „Meme“ und Grundgedanken der
Zivilisation beschreibe, hat er auf seiner Seite als
Aussterbe-Paradigma den Grundgedanken der Naturvölker
(Überlebensfähiges Paradigma) gegenübergestellt.
Wer sich für Meme interessiert, dem
kann ich „Die Macht der Meme“ empfehlen von Susan Blackmore. In
diesem Buch beschreibt sie verschiedene Aspekte der Meme, ihre
Bedeutung und Verbreitung.
Bis zum nächsten Blog,
sarah
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