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Mittwoch, 16. August 2017

Sarahs Tagebuch 16. August 2017

Heute morgen Taubenkadaver auf Bürgersteig.

Wenn Rorschach ähnliches schreibt hat es, wenn auch auf sehr düstere Weise, ein bisschen was Poetisches. Zumindest beim Lesen oder es im Film gesprochen zu hören. Aber es ist rein gar nichts poetisches in der Realität.

Hatte seit 12 Stunden nichts gegessen und getrunken. Essen war nicht das Problem. Auch wenn ich nach dieser Zeit doch langsam Hunger bekam. Wirklich störend fand ich, nichts trinken zu dürfen wegen der Blutabnahme. Da es für einen Allergietest war, bin ich mir nicht mal sicher, ob ich wirklich hätte nüchtern sein müssen heute Morgen. Die Frau fragte mich, ob es für den Allergietest ist. Ich sagte ihr ja und fragte, ob es einen Unterschied macht zu anderen Blutabnahmen. Natürlich, dachte ich sofort, dumme Frage. Sie bestätigte mir dann auch, dass andere Werte abgefragt würden.

Dachte kurz daran, nachhause zu fahren und der Stadt zu schreiben wegen der Taube. Dachte auch daran, die Taube einzusammeln und zum Park zu bringen, wie zu Silvester schon die Amsel. Fuhr dann doch direkt in die Stadt. In manchen Momenten sind andere wohl egal. Die Taube war sowieso tot und ihr nicht mehr zu helfen. Erst ein wenig Geld holen, dann zum Bäcker. Zwei Franzbrötchen (Blätterteigschnecken mit Zimt) zu holen und einen warmen Kakao. Der Bäcker ist in einem Einkaufszentrum mit vielen Geschäften. Gegen 8:30 Uhr als ich dort war, war ein Ausgang, den ich nehmen wollte noch zu und viele der Geschäfte noch nicht auf. Ein Mann war vor mir zu dem Ausgang gegangen und informierte mich, dass er zu wäre. Also ging ich einen anderen Weg raus und an einer Baustelle vorbei. Es waren schon Arbeiter am Werk. In einer Lautstärke, dass ich meinen mp3-Player ausschaltete bis ich halb auf dem Weg die Rolltreppe runter war. Ich schaute auf meine Zeit-Anzeige vom mp3-Player: 1 Minute 07 Sekunden. Ich hatte nicht einen einzigen Ton von „The Sound of Silence“ von Disturbed gehört und das, obwohl ich die Lautstärke auf die höchste Stufe gestellt hatte. Soviel zu the sound of silence (der Klang der Stille), dachte ich auf der Rolltreppe.

Auf der mittleren Ebene war eine junge Frau vor mir mit einer Jacke an, auf der hinten alles in großen Buchstaben „DON'T TALK TO ME“ (Sprich nicht mit mir) stand. Ich widerstand der Versuchung ihr „Tut mir leid.“ zu sagen. Sie wirkte in keiner Weise aggressiv und war freundlich genug, auf der mittleren Ebene zu bleiben, um eine zu rauchen, im Gegensatz zu anderen Leuten, die in der Rauch freien Zone unten rauchen. Nicht meine Art, Fremde anzusprechen.

Rorschach's Journal: October 12, 1985:
Dog carcass in alley this morning. Tire tread on burst stomach. The city is afraid of me. I have seen it's true face. The streets are extended gutters and the gutters are full of blood and when the drains finally scab over all the vermin will drown. The accumulated filth of all their sex and murder will foam up about their waists and and all the whores and politicians will look up and shout, “Save us!” and I'll whisper... “No.“

Rorchachs Tagebuch: 12. Oktober 1985:
Heute morgen Hundekadaver in Gasse. Reifenprofil auf aufgeplatztem Bauch. Die Stadt hat Angst vor mir, ich kenne ihr wahres Gesicht. Die Straßen sind Rinnsteine. Und diese Rinnsteine sind voller Blut. Und wenn die Gullies schließlich verstopfen, ersäuft all das Ungeziefer. Der dreckige Morast aus Sex und Mord wird ihnen bis zur Hüfte gehen. Und all die Huren und Politiker werden aufblicken und rufen: „Rette uns!“ Und ich werde flüstern: „Nein.“

Samstag, 31. Dezember 2016

Die Amsel

Liebe Leserinnen und Leser,

ich wollte noch kurz beim Penny Salat für die Meerschweinchen holen und ging die Straße entlang, als mir nah am Straßenrand ein dunkler Haufen auffiel. Als ich näher kam, sah ich, dass es eine tote Amsel war. Ein Flügel war abgespreizt. Vermutlich im Flug von einem Auto erwischt. Mir war sofort klar, dass ich sie aufheben und in den Park gegenüber bringen würde. Aber ich wollte sie nicht mit den Händen anfassen und es war nicht so kalt, dass ich Handschuhe dabei hatte. Also bin ich erst einkaufen gegangen und nahm mir von dort als erstes eine kleine Tüte von der Obst- und Gemüseabteilung. Ich steckte die Tüte in die Jackentasche und griff nach dem Salat und bezahlte dann an der Kasse. Den Salat steckte ich in meinen Rucksack.

Auf dem Rückweg wendete ich die Tüte, so dass das Innere außen war und steckte sie wieder in die Jackentasche. Eine Querstraße vor der Amsel bemerkte ich, dass jemand hinter mir ging. Ich wollte nicht, dass jemand mich sah, also ging ich ein kleines bisschen langsamer und die Person überholte mich nach wenigen Schritten dann auch.

Als ich kurz vor der Amsel war, schaute ich mich noch kurz um, ob jemand in der Nähe war. Das war nicht der Fall. Ich bückte mich und indem ich die Tüte wieder wendete, bemühte ich mich vorsichtig die Amsel in die Tüte zu bekommen. Ich hielt eine Hand unter die Amsel und den anderen Arm und die Hand seitlich darum. So ging ich ein Stück die Straße wieder zurück zur Kreuzung und wartete, um auf die andere Straßenseite zu kommen. Ich ging die großen Treppen zum Park rauf und stellte fest, dass ich ziemlich untrainiert bin. Jemandem, der sportlicher ist als ich, wäre es einfacher gefallen, die Treppen zu gehen, auch wenn ich nicht aus der Puste war. Oben angekommen hielt ich mich rechts. Ich ging am Spielplatz vorbei. Ich wollte Bäume und etwas weicheres als Weg haben, um die Amsel dort hinzulegen. Kaum Leute unterwegs. Ich hätte erwartet, dass mehr Leute die Gelegenheit für einen Spaziergang im alten Jahr nutzten. Ein Paar ging mit Abstand hinter mir. Ich wollte nicht, dass sie mich sehen, wie ich die Amsel ablegte. Ich war nicht sicher, was andere davon halten würden, wenn ich einen toten Vogel im Park ablegte. Ich ging also ein wenig schneller, um noch mehr Abstand zwischen mich und dem Paar zu bringen. Knapp hinter einer Brücke waren mehrere Bäume, die nah zusammenstanden. Das schien mir ein guter Platz. Aber ich musste mich beeilen. Ich hockte mich hin, faltete die Tüte vorsichtig an den Seiten nach unten, so dass sie nur noch unter meiner Hand war. So konnte ich die Amsel auf den Boden legen. Lebe wohl, Amsel. Mögest dein Tod der letzte in diesem Jahr sein. Jetzt schnell aufstehen. Die Tüte ging wieder mit. Aber ich behielt sie jetzt zusammengeknüllt in der Hand. Das Pärchen war nah. Hatten sie gesehen, was ich getan hatte? Ich ging schnell ein Stück zurück und dann den Weg rechts entlang. Hatten sie gesehen, was ich getan hatte? Noch immer keine Rufe. Im Grunde war es sowieso egal. Die Amsel gehörte in den Park, nicht von der Müllabfuhr oder ähnliches abgeholt und in irgendeinem Ofen verbrannt oder was auch immer mit toten Tieren getan wird.

Zurück zum Parkeingang. Die Tüte landete im nächsten Mülleimer. Mir war nicht danach, wieder an der Ampel zu warten, also nutzte ich den Eingang hinunter zur U-Bahn, um auf der anderen Seite wieder raus zu gehen und so die Straßenseite zu wechseln. Zurück nachhause. Hoffentlich war die Amsel der letzte Tod in diesem Jahr.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Sonntag, 17. Januar 2016

Das Jahr fängt schon gut an...

Liebe Leserinnen und Leser,

die ersten Tage dieses Jahres dürften ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheoretiker sein: Ian Fraser "Lemmy" Kilmister verstarb am 28. Dezember mit 70 Jahren an Krebs. Gefolgt von David Bowie am 10. Januar und Alan Rickman am 21. Januar, die beide mit 69 Jahren an Krebs starben. Okay, Lemmy Kilmister war 70 und nicht mehr 69, aber nah dran.

Ich wusste bis zu seiner Todesnachricht nicht, wer „Lemmy“ war und David Bowie hat mich nie in dem Maß fasziniert, wie die Massen von Leuten, die jetzt mehr oder weniger offen um ihn trauern. Für viele jüngere Filmfans dürfte Alan Rickman wiederum am meisten in der Rolle des Professor Severus Snape aus Harry Potter bekannt sein. Ältere Fans belächeln das wahrscheinlich, denn für sie ist eine seiner Glanzrollen wohl eher die des Hans Gruber in „Stirb Langsam“.

Die sozialen Medien scheinen sich gewaltig zu spalten, vor allem bei der Trauer um David Bowie. Für die einen ist eine Welt zusammengebrochen. Andere wiederum schimpfen regelrecht mit den Fans und fordern, dass sie sich doch bitte zusammenreißen sollen. Sie waren „nur“ Fans und empfinden, trotz ihrer offensichtlichen Trauer, nicht annähernd einen Verlust wie die Familie und Angehörigen der Verstorbenen. Ich denke, dass die Trauer von Fans wirklich anders ist als die von Angehörigen. Trotzdem meine ich auch, dass nicht zu unterschätzen ist, wie viel manche Künstler den Fans bedeuten. Vor allem wenn es Leute sind wie David Bowie, die manchen Fan durch die Zeitspanne, die sie aktiv waren, einen großen Teil ihres Lebens quasi begleitet haben. Bei all den Kontroversen, ob und wie Fans trauern sollten oder nicht, finde ich gut, dass manche auch über Arten von Trauer und den Tod schreiben.

Als meine Mutter vor etwas mehr als drei Jahren gestorben war, gab es im Fernsehen und Radio zum Totensonntag vermehrt Diskussionen um den Tod, das Sterben und andere damit zusammenhängende Themen. Ich fand gut, dass diese Dinge so offen angesprochen werden. Früher war es völlig natürlich, dass eine tote Person im Sarg im Haus aufgebahrt wurde. Es wurde offen getrauert, oft mit schwarzer Kleidung. Heute sind meist eher Metal oder Gothic Fans schwarz gekleidet und über den Tod oder das Sterben redet man kaum, wenn überhaupt. Allem voran Hollywood, Model Casting Shows und Serien oder Dokus um Schönheitsoperationen wollen uns glauben machen, dass Jugendhaftigkeit, schön und schlank auszusehen wichtig und erstrebenswert ist bis ins hohe Alter. Vor allem im hohen Alter! Der Tod führt uns vor Augen, dass wir vergänglich sind.

Ich habe das folgende Zitat nicht bewusst rausgesucht als etwas, das Alan Rickman gesagt hat, sondern weil ich finde, dass es passt. Es stammt aus dem Film „Mesmer“, wo er den Arzt Franz Anton Mesmer spielt, der sich in der Szene auf einer Veranstaltung befindet. Eine Frau spricht ihn an und empört sich über einen Mann, der angeblich andere, die auch nur einen kleinen Fleck haben auf zwei Armlängen Abstand zu sich hält, aus Angst vor Krankheiten. Mesmser sagt ihr: „Wir sind die einzigen Lebewesen, die wissen, dass sie sterben werden. Und wir sind die einzigen Wesen mit dem Hauch einer Ahnung von Perfektion.“ (We're the only animal who knows its going to die. And we're also the only species that has some faint sense of perfection.)

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Es ist vorbei

Liebe Leserinnen und Leser,

am Montag gegen 5:30 Uhr morgens klingelte das Telefon. Im aller ersten Moment dachte ich, dass vielleicht ein bestimmter Freund meiner Eltern anrufen würde. Er steht nämlich immer früh auf. Aber um diese Uhrzeit würde er uns auch nicht wecken. Es konnte nur das Krankenhaus sein und war es dann auch. Meine Mutter ist gestorben.

Ich freue mich für sie. Meine Mutter war Französin und hatte den Unfall während eines Urlaubes in Frankreich. Sie fuhr sehr viel Fahrrad und hatte den Unfall eben auch auf dem Fahrrad. Mein Vater war bei ihr und ein paar gute Freunde ebenfalls. Das Wetter war super. Abgesehen vom Schock über den Sturz, war sie, denke ich, glücklich in dem Moment. Als mein Vater bei ihr war am Unfallort, war sie bereits im Koma. Ich weiß, dass es selbst unter den Ärzten Diskussionen gibt, wie viel jemand im Koma noch mitbekommt. Ich möchte gerne glauben, dass sie zumindest nicht mehr viel mitbekam seit dem Unfall. Ihre letzten bewussten Momente waren jedenfalls schön und das freut mich sehr für sie.

Bis zum nächsten Blog,

sarah