Sonntag, 16. Dezember 2012

Ericksonisches Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk

Liebe Leserinnen und Leser,

Sidney Rosen hat in seinem Buch Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson eine Geschichte ("Schwielen"), die von einem Bauarbeiter handelt, der gestürzt war und seither völig gelähmt unter Schmerzen litt. Er fragte Erickson, was er tun könnte. Erickson meinte, dass es nicht viel sei, was er tun könnte. Sich Schwielen an den Schmerznerven entwickeln, dann würde er den Schmerz nicht so stark empfinden. Erickson schlug ihm vor, Comics, Witze und lustige Aussprüche zu sammeln und Hefte daraus zu machen, um sie Kollegen, wenn sie im Krankenhaus wären, zu geben. Das war auch, was der Mann dann machte.

Das war auch, was ich letztes Jahr einer meiner Tanten machte mit einer mühsam zusammen gesammelten Sammlung von Comics mit Snoopy von den Peanuts. Meine Tante hatte über viele Jahrzehnte immer einen Hund. Jetzt nicht mehr, damit sie ein bisschen einfacher reisen kann. Ich fragte meinen Vater, ob er glaubte, dass sie gerne Comics lesen würde. Er bezweifelte das. Als ich ihm dann aber von meiner Idee erzählte, meinte er, dass sie sich bestimmt freuen würde. Also sammelte ich und klebte dann ein dünnes Heftchen mit den Comics voll und schrieb ihr eine Karte, in der sinngemäß stand, dass mein Vater mir zwar gesagt hätte, sie würde keine Comics lesen. Aber dieser hier wäre etwas ganz besonderes. Später rief sie mich an, um sich zu bedanken und sagte mir, dass sie jeden Tag ein oder zwei Seiten lesen würde.

Unsere Tageszeitung hat auf der Titelseite immer ein Zitat passend zu einer der großen Artikel auf der Seite. Einige davon habe ich in den letzten Monaten gesammelt für ein weiteres Heft, das ich zufällig in unserer Wohnung fand vor einiger Zeit. Keiner wollte das Heft mehr haben, aber es war schön klein und rot. Meine Freundin und Kollegin auf der Arbeit mag rot und Sprüche. Das Heft ist gerade groß genug, um einen Spruch auf einer Seite zu haben und die Seiten sind perforiert, dass man sie raustrennen könnte. Also habe ich die letzten Tage jetzt damit verbracht, die Sprüche zu sortieren möglichst passend, dass vorne und hinten auf einer Seite die Sprüche sich in irgendeiner Weise halbwegs ergänzten. Gestern ging ich die Ordnung ein letztes Mal durch und schnitt die Zitate ordentlich zurecht. Viele davon habe ich noch mal raus geschrieben, damit ich die Sprüche auch habe für mich. Ich war gestern bis halb drei morgens wach. Die Zeit verging unbemerkt. Ich hatte deutsch geschrieben und Derren Brown auf englisch im Ohr, wie er sein Buch las. Es muss Hypnose gewesen sein. Abgesehen davon, dass die Zeit so schnell vergangen war, konnte ich mich selbst kurze Zeit später im Bett nicht mehr bewusst erinnern, welche Sprüche ich aufgeschrieben hatte oder was ich von Derren Brown gehöt hatte. Amnesie. Trance ist ein natürliches Phänomen und ich mache mir keine Gedanken darüber, dass ich jetzt von den Sprüchen oder dem Hörbuch kaum etwas bewusst weiß. Es hat Spaß gemacht und vor allem ist das Buch jetzt endlich vor Weihnachten noch fertig geworden. Das ist alles, was zählt.

Ich möchte den Leser allerdings warnen: solche Hefte, auch kleine dünne kosten Zeit und wenn man nicht gerade schon eine große Sprüchesammlung hat, sollte man lange genug im Voraus planen für so ein Geschenk. Ich habe mir bei beiden Heften, die ich gemacht habe bewusst Zeit gelassen. Musste ich ja auch. Die Zeitung kam ja immer nur einmal täglich und nicht immer war ein Spruch oder Comic dabei, den ich gebrauchen konnte. Planungszeitraum: besser Monate im Voraus.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

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