Donnerstag, 27. September 2012

Der Test(?)

Liebe Leserinnen und Leser,

drei Tage nach meinem Geburtstag, also am 09. September hatte meine Mutter einen schweren Fahrradunfall. Sie war mit meinem Vater und Freunden unterwegs und ist gestürzt. Im Moment befindet sie sich noch im künstlichen Koma, was allerdings normal ist bei schweren Kopfverletzungen und ein übliches Verfahren, sie dann in ein künstliches Koma zu versetzen. Viel mehr kann man im Moment noch nicht sagen und ich möchte auch hier aktuell nicht darüber schreiben. Nicht weil es schlimm wäre, sondern um mir auch zu ersparen, immer wieder Details aktualisieren zu müssen über ihren Zustand.

Ich glaube, in schweren Situationen, Krisen, versuchen die Menschen einen Sinn zu sehen, damit diese schwere Lage nicht völlig "sinnlos" ist. Der Zustand meiner Mutter bringt mich gerade wieder mehr zu Hypnose und Trance. Daher ist der Zustand meiner Mutter hier auch erwähnenswert für mich. Denn ich halte ein Koma für einen ähnlichen Zustand wie eine Trance. (Obwohl "Trance" und "Hypnose" nicht das gleiche ist, können einige von euch vielleicht mehr damit anfangen, wenn ich von Hypnose schreiben würde anstatt Trance.) Ich werde bald über meinen Lieblingstherapeuten Milton Erickson schreiben und in dem Zusammenhang mehr auf Trance, Hypnose und andere damit zusammenhängende Dinge eingehen.) Trance und Koma sind in jedem Fall veränderte Bewusstseinszustände. Beides sind Zustände, in denen wir das, was andere uns sagen, viel weniger gefiltert aufnehmen und einfacher akzeptieren, als im Wachzustand.

Es dauerte ein wenig, bis mir diese Gedanken kamen. Anfangs war sie sowieso in Frankreich, da sie dort unterwegs waren und sie ist erst seit der Nacht vom 17. auf den 18. wieder in Deutschland, in einer Nachbarstadt hier. Daher hätte ich gar nichts machen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Und auch jetzt noch kann ich nicht ganz so helfen, wie ich gerne möchte. Denn ich habe seit ein paar Tagen eine Erkältung bekommen. Da meine Mutter noch immer im Koma auf der Intensivstation liegt, möchte ich vermeiden, dass ich sie anstecke.

Hier ist mein Gedanke: Ein Koma ist ein besonderer Bewusstseinszustand, zumindest in Teilen ähnlich einer Trance. Außerdem ist es gut möglich, dass Ärzte, Pfleger und jetzt auch Besucher wie meine Familie und Freunde, möglicherweise entweder direkt meiner Mutter etwas sagen oder auch nur untereinander aber in Anwesenheit meiner Mutter, Worte benutzen, die ihr schaden könnten im Heilungsprozess. Beispielsweise erwähnen, dass sie gelähmt sein könnte oder ähnliches. Ja, die Gefahr ist real da. Aber in ihrem Zustand so etwas zu hören, halte ich für höchst bedenklich. Selbst wenn sie die Dinge um sie herum nicht bewusst mitbekommt, glaube ich, dass sie irgendwie, irgendwo unbewusst schon noch Dinge wahrnimmt.

Ich würde ihr daher gerne sagen, was ich auch anderen Leuten sagen würde, die mit mir mit Hypnose arbeiten wollen, nämlich etwa folgendes: "Manche Leute glauben, du hörst nicht. Aber du hast zwei Ohren, die gut funktionieren und damit hörst du hier viele Dinge, die andere Leute sagen. Entweder reden sie mit dir, oder mit anderen hier im Raum. Ich möchte, dass du nur das im Kopf behältst, was du für richtig und wichtig hältst und dir jetzt hilft. Alles andere kannst du einfach ignorieren und vergessen."

So etwas zu sagen, bevor man mit jemanden mit Hypnose arbeitet, halte ich für wichtig. Denn das gibt der Person die Möglichkeit, die Legitimation(!), dass nicht alles, was ich der Person sage, auch von ihr akzeptiert werden muss. Es kann durchaus sein, dass ich unbewusst oder unwissend Dinge sagen könnte, die der Person so gar nicht passen. Mit diesen wenigen Sätzen kann sie genau diese Dinge dann mit einem guten Gefühl ignorieren, ohne sich schlecht zu fühlen, oder gleich alles, was ich ihnen danach sagen würde komplett abzulehnen, weil ein Teil davon nicht ihren Werten und Vorstellungen entspricht. Ich sehe das daher als wichtigen Schutz auch für meine Mutter jetzt. Gerade jetzt. Selbst wenn sie das alles nicht bewusst mitbekommt und ich ihr etwas in der Art möglicherweise besser noch öfters sage, solange sie weiterhin im Koma ist.

Ich glaube an keinen Gott. Aber das hier beschriebene sind die Gedanken, die mir in den letzten Tagen kamen. Vielleicht eine Art Schubs quasi zurück zu Hypnose. Nachdem ich zwei Freundinnen hypnotisch betrunken machen wollte und es bei einer gar nicht und bei der anderen nur ein bisschen geklappt hat, habe ich Hypnose bei anderen eher aufgegeben. Obwohl ich weiß, dass keiner an diesen misslungenen Versuchen "Schuld" war. Es hat mich trotzdem bedrückt und ich mache mir unfairerweise Vorwürfe und viel zu viele negative Gedanken. Jetzt ist meine neue Chance mit meiner Mutter und ihr wirklich zu helfen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

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